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Vom “Lila Lied” zu LILA SOVIA – Ein Blick in die queere Musikgeschichte

Bei uns ist immer Pride Month, denn Herkunft, sexuelle Identität, Glaubensrichtung, Vorlieben sind uns egal; wenn ein Song/Act unsere Seelen berührt, wird supported. Trotzdem möchten wir den Pride Month nutzen, um einmal besonders auf die LGBTQIA+ Musikgeschichte zu schauen.

Musik war und wird immer ein ganz besonderes Ausdrucksmittel meiner Community sein. Varietes, Travestieshows, Clubs und Bars waren die ersten Safe Spaces, in denen man sich traf, wo man Gleichgesinnte treffen, sich verwirklichen, aber auch mobilisieren konnte. Musik ist unser Support, aber auch Ausdruck des Widerstands und die Stimme unserer Idole.

Das Lila Lied

Dieser Titel von Kurt Schwabach (Text) und Mischa Spoliansky (Musik) wurde 1920 in Berlin geschrieben und gilt als die erste Hymne der queeren Community. Es spiegelt den Wunsch nach Akzeptanz und Gleichberechtigung und förderte so die queere Identität und Solidarität.

Obwohl Homosexualität noch stark tabuisiert war, konnte sich in Berlin eine große und äußerst offene Szene etablieren. Auf dem Land sah das natürlich ganz anders aus. In den 30er Jahren haben die Nazis alles unternommen, um uns und unsere Kultur zu vernichten, daher können wir von Glück reden, dass die Noten und der Text dieses Liedes erhalten blieben. Es gibt sogar alte Aufnahmen, die beinhalten allerdings nur den Refrain, was für diese Zeit typisch ist.

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Prove It On Me Blues

Auch im Jazz und Blues gab es queere Strömungen. 1928 schrieb und sang Gertrude “Ma” Rainey diesen Song, in dem sie ihre Liebe zu Frauen thematisiert. Oft wird sie als erste offen lesbische Künstlerin bezeichnet, wahrscheinlicher ist, dass sie bisexuell war. Was aber alles völlig egal ist, denn sie hat einen wunderbar rebellischen Song geschrieben über den Stolz und die Selbstbestimmung von Frauen, die Frauen lieben.

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Strange Fruit

Die 40er und 50er Jahre, waren für die LGBTQIA+ Community wieder von Unsichtbarkeit und Verstecken geprägt. Es gab kaum Künstler, die offen zu sich und ihrer Sexualität standen. Ein Gegenbeispiel ist Billie Holiday, die sehr offen mit ihrer Bisexualität umging und völlig frei mit Männern und Frauen schlief, z.B. der Schauspielerin Tallulah Bankhead.

Trotz oder gerade wegen der dunklen Zeiten für die meine Community begann sich in der afroamerikanischen und lateinamerikanischen Gemeinschaft die Ballroom- und Drag-Szene zu entwickeln. Dort entstand auch das heute recht berühmte Voguing, welches Madonna 1990 in die weite weiße Mainstream Welt getragen hat. Die Community musste kreative Wege finden, um ihre Geschichten und Emotionen zu teilen, sei es durch Symbolik, Subtext oder der Schaffung von geheimen queeren Räumen und Codes.

“Strange Fruit” 1939 interpretiert von Billie Holliday, geschrieben von Abel Meeropol und Danny Mendelsohn, wurde von meiner Community oft als Hymne des Widerstandes und Kampf gegen die Unterdrückung interpretiert, da metaphorisch Unterdrückung, Gewalt und soziale Ungerechtigkeit dargestellt werden.

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Somewhere over the Rainbow

Dieser Song wurde in den späten 60ern ikonisch für meine Community, ein Symbol für queere Träume und Hoffnungen, gesungen von Judy Garland in “The Wizard of Oz” (1939). Mit der Frage, ob man “a friend of Dorothy” sei, konnte man ganz unverfänglich herausfinden, ob das Gegenüber auch queer ist. In einer Zeit gesellschaftlichen Umbruchs und der kulturellen Revolution wurden queeren Themen und Künstler sichtbarer. 

In der Rockmusik wurden Geschlechterrollen aufgeweicht, z.B. von David Bowie oder den New York Dolls. Zeitgleich etablierte sich Disco mit Donna Summer, Sylvester und The Weather Girls, die mit ihren queeren Hits die Tanzflächen füllten. Doch damit nicht genug, auch unter den Singer-Songwritern gab es äußerst erfolgreiche queere Künstler*innen, z.B. Janis Ian und Melissa Etheridge.

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Believe

Für die ultra queeren 80er und die nicht minder abgefahrenen 90er bräuchte man einen eigenen ellenlangen Beitrag. Ich habe mich für meinen Lieblingssong der 90er entschieden: Cher mit “Believe”. Nicht nur wegen des ersten deutlich hörbaren Einsatzes der Auto-Tune-Effekte, die für uns alle völlig neu waren und überraschten, nein auch wegen des Textes. 

Eine Hymne der Resilienz, für mehr Selbstliebe, das Abwerfen schmerzhafter Vergangenheit und das Finden neuer Liebe. Der Song war von kaum einer queeren Veranstaltung wegzudenken und so zementierte Cher ihr Denkmal in der queeren Hall of Fame.

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I Kissed A Girl

LGBTQIA+ Themen wurden in den 2000ern zum Mainstream, Katy Perry hat ein Mädchen geküsst, Christina Aguilera singt davon, dass alle “Beautyful” sind, The Gossip und Peaches wurden für ihre expliziten und provokanten Texte (und Videos) gefeiert. Elton John und George Michael zelebrierten wieder riesige Erfolge. Lady Gaga erschien wie ein Paukenschlag auf der queeren Bühne und outete sich 2009 als Member der Community.

2009 wurde die erste Staffel von RuPaul’s Drag Race abgedreht, eine Show um die bekannteste Drag Queen der USA RuPaul und ein Wettbewerb um den Titel “America’s Next Drag Superstar”. Dieses Franchise gibt es mittlerweile weltweit, alleine die USA-Version hat 15 reguläre und mehrere All-Stars-Staffeln.

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Unholy

Trans Musiker*innen und Sänger*innen gab es immer, aber was in den letzten Jahren geschieht, ist eine wahre musikalische Freude. In kaum einer Zeit gab es soviel Akzeptanz der Community und des Mainstreams, genauso ist es für nicht binäre Künstler*innen. 

Es ist natürlich noch nicht alles gut und wir müssen auch heute noch kämpfen, aber wir sind präsent. Präsenter und lauter denn je. Mein Highlight war “Unholy” das Duett von  Sam Smith, einer nicht binäre Person, und Kim Petras, einer trans Frau. Und das ist derart im Mainstream angekommen, dass das Duo am 5. Februar 2023 sogar mit dem Grammy ausgezeichnet wurde.

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You Know The Dill

Wir erobern uns immer mehr Genres, trauen uns in cis-hetero dominierte Areale vorzudringen und diese mit unserer Kunst zu ergänzen. Aber wir sprechen auch unbequeme Themen an. Wir steuern auf eine wundervolle Zukunft zu, da bin ich mir sicher. In einer Welt, in der jede*r ganz einfach seine Musik auf die Menschheit streuen kann, wird die Community immer vernetzter.

Das Besondere der LGBTQIA+ Community, meiner Gemeinschaft, ist der Support. Wir unterstützen uns gegenseitig, deshalb möchte ich hier wunderbar hörenswerte Beispiele aktueller queerer Musik nennen. Be loud, be out, be proud, BE YOU!

Feministische Sichtbarkeit mit Lila Sovia

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Fashion mit Billy Porter

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Conexión Divina, die erste (bekannte) weibliche Sierreño Gruppe

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Zum Schluss aber noch ein Movie-Tipp: “Paris is burning”, ein wunderbarer Dokumentarfilm über die New Yorker Ballroom-Szene.

Ihr möchtet die Playlist mit allen Videos speichern oder hintereinander abspielen, dann geht es hier entlang.

Wenn ihr häufiger lesen wollt, was LGBTQIA+ Künstler*innen gerade so treiben, gebt uns gerne Bescheid. Hier, per Mail oder nutzt den direkten Draht in unserer Redaktion über Planet MUSICSPOTS auf Mastodon.

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