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Jo Cilia – eine außergewöhnliche Sängerin im Interview

Mit Jo Cilia präsentiert sich uns eine junge Sängerin mit einem wunderbaren Soloprojekt. Die außergewöhnliche Stimme mit Soul weckt durch eine mitschwingende Spur Rotzigkeit meine Neugierde. Bei unserem Treffen im MOB Studio sprechen Jo Cilia und Produzent Martin Fekl über Songwriting, Perfektionismus und den Traum vom ganz großen Konzert.

Auf der Suche nach Neuem

Temperamentvoll und wild, so zeigt sich Jo Cilia im Video zu Feed the Child. Der Song startet leicht und beschwingt. Nach wenigen Gitarrenakkorden setzt der Gesang von Jo Cilia ein. Man ist sofort gefangen und hat das Gefühl zuhören zu müssen. Der Text handelt vom scheinbar unstillbaren Hunger nach immer neuem Input. Ist diese beständige Suche nach Neuem, die in dem Song beschrieben wird, auch der Motor für die Power, die Jo Cilia in ihrer Musik hören lässt?

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Durch Zufall zum ersten Song

Was verbirgt sich hinter der jungen Sängerin? Wie kommt es zu den Songs und was erwartet uns noch von ihr? Wir treffen uns im MOB Studio. Hier, im oberen Stock eines Hinterhauses in Hamburg Eimsbüttel, erhalten die Songs der jungen Musikerin, den letzten Schliff.

Die Idee, dieser Stimme durch ein Soloprojekt noch mehr Raum zu geben, entstand durch Zufall vor ca. vier Jahren. „Die erste gemeinsame Zusammenarbeit kam durch einen Kundenauftrag für die MOB Productions zustande“, erzählt Martin Fekl.  „Wir hatten den Auftrag, einen Song für eine Tierschutzorganisation zu schreiben. Um die Idee spannend umzusetzen, haben wir die Ausschreibung an den Hamburger Popkurs gegeben. Wir wollten die Umsetzung glaubwürdig mit jungen Talenten besetzten. Jo Cilia hat sich gemeldet und wir waren sofort total geflashed.“ „Das waren noch nicht mal fertig produzierte Sachen, die ich eingereicht habe“, wirft Jo Cilia ein.

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 „Das, was uns überzeugt hat, war ein minimalistisches Handyvideo. Zu sehen war ein karger Raum, in dem jemand am Flügel spielte und Jo Cilia sang dazu. Der Raumklang erinnerte mehr an ein Klo, aber die Stimme mit der Flügelbegleitung war total überzeugend.“ Martins Augen leuchten beim Erzählen. Man sieht ihm die Begeisterung an.  Auf das erste gemeinsame Projekt folgten weitere und inzwischen ist eine regelmäßige Zusammenarbeit entstanden.

Doch wie genau hat Jo Cilia ihre Musiklaufbahn gestartet?
„Musik war immer da,“ erzählt die Sängerin. „Angefangen zu singen habe ich in der Grundschule im Schulchor. Schnell war mir klar, dass es mir im Gegenzug zu meinen Klassenkameradinnen nicht nur um eine gute Note ging. Ich wollte, dass die Musik gut klingt und gut arrangiert ist. Zur ersten echten Bandgründung kam es erst nach der Schulzeit,“ erzählt Jo Cilia. Sie entschied sich zusätzlich zu einem Gesangstudium an der Hamburg School of Music.

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Was sie am Studium am meisten interessiert habe, frage ich. „Wir waren sehr frei. Wir hatten Fächer wie Stage Appearance, bei denen Stücke, die uns gut gefallen haben, vorgetragen werden mussten. Wir erhielten zum Beispiel die Aufgabe einen Song in einem Genre zu performen, das uns so gar nicht liegt. Dieses plötzliche in neue Situationen geworfen zu werden, fand ich immer besonders spannend,“ sagt Jo Cilia grinsend. Das lässt erahnen, wieviel Spaß sie daran hat, sich auszuprobieren. Zusätzlich kam es hier ja auch zur ersten Zusammenarbeit mit Martin Fekl und Kim Kiesling von MOB.

Von der Sängerin zur Künstlerin

Aktuell scheint sich diese Freude Neues auszuprobieren, auch auf ihr Erscheinungsbild auszuwirken. Die Haare sind raspelkurz und in Kombination mit dem heutigen Outfit, ergibt sich ein völlig neues Erscheinungsbild. Hier sitzt ein junges Talent, das gerade beginnt einen eigenen Weg als Sängerin zu gehen.

Hört man die aktuelle Single Gravel Road, ergibt sich wieder ein stimmiges Bild zum Look. Der Sound ist härter. Es gibt mehr Elektro und weniger sanften Pop. Es ist die Story einer jungen Frau, die sich immer wieder neuen Herausforderungen stellt und ihren eigenen Weg sucht. Wir hören kraftvolle Bassläufe und eine spacige Stimme. Die Vocals von Jo Cilia laufen geschmeidig über den Beat. Das Video zeigt die ungewohnte Perspektive der Sängerin von schräg unten. Dank eines um den Bauch geschnallten Kamera-Rigs begleitet der Zuschauer Jo Cilia durch tunnelartige Unter- und Überführungen. Gedreht wurde an den aktuell wohl eindrucksvollsten U-Bahnhöfen, Hafencity Uni und Elbbrücke in Hamburg.

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„Gravel Road war ein Schritt in eine viel elektronischere Richtung,“ erzählt Martin. „Es ist ein typisches Bastelstück. Wir fanden es extrem spannend, mit Stimmensamples zu arbeiten. Wir hatten einen Beat und haben gemeinsam überlegt, was wir daraus machen können. Fern des aktuell üblichen Autotune Pop, haben wir die Samples als eigenes Instrument eingesetzt. Ich finde, es führt zu einer spacigen Atmosphäre in dem Song.“

„Produzierst du den Sound, während Jo Cilia die Texte schreibt“, erkundige ich mich und schaue von einem zum anderen. „Das ist die Frage nach der Henne und dem Ei“, lacht Jo Cilia „Meist kommt einer mit einer Idee, einer Textzeile oder einer Melodie und der andere hat dann bereits etwas passendes zur Ergänzung.“ Es ist klassische Teamarbeit. Die beiden erzählen, wie sie den Beat von Martin immer und immer wieder gemixt, geloopt und geschnitten haben. „Der Vocalsound im Hintergrund war plötzlich da und wurde zum ausschlaggebenden Element. Wir haben den Song eigentlich drum herum gebaut,“ so Jo Cilia. „Der Text ist fließend entstanden. Plötzlich war der Song fertig,“ sagt Martin.

Ein Zuhause für Kreative

Studio- und Bandkollege Kim Kiesling lacht leise zustimmen aus dem Hintergrund. Die beiden kennen sich seit Jahren. Sie spielen zusammen in der Band Jonny Liebling und betreiben gemeinsam das M.O.B Studio. Hier entsteht neben großen Musik-Produktionen für Film und Fernsehen vor allem Songs und Alben aus Rock und Pop. Nach den wilden 90ern mit Bands, wie den Ärzten oder Sisters of Mercy, scheint auch heute wieder spannende Musik in diesen Räumen zu entstehen. „Das wir gleichzeitig Musiker sind, schätzen unsere Kunden an uns,“ erläutert Martin die Kombination aus Tonstudio und Produktion mit Schwerpunkt Werbung. „Unser Ausgangspunkt ist echte Musik und Songwriting. Business mit Leidenschaft, das merken sie.“ Martin erzählt von Produktionen mit Künstlern wie Anastacia in den USA und ich denke, wie schön es ist, dass eine Persönlichkeit, wie Jo Cilia hier ein musikalisches Zuhause gefunden hat.

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Das Studio ist ein Traum für Musikerinnen, Musiker und Bands. Gemütlich, mit Charme und Geschichte. Der Regieraum mit dem runden Cockpit lässt große Produktionen erahnen. Ich sehe zahlreiche Bildschirme, ein eingelassenes Keyboard und zahlreiche am Boden stehende Gitarren. Wenn man den Blick durch die große Scheibe in den Aufnahmeraum schweifen lässt, sieht man ein Schlagzeug und einen Flügel, sowie zahlreiche Mikrofonständer. Hier würde ich gern mal einen ganzen Tag Mäuschen spielen.

Die Zusammenarbeit zwischen MOB und Jo Cilia scheint kameradschaftlich und professionell zu sein. Hier wird Neues ausprobiert und viel experimentiert „Man muss dann nur wissen, wann ein Track fertig ist“, sagt Jo Cilia. „Sonst arbeitet man beständig weiter und findet kein Ende.„Ich glaube es ist die größte Herausforderung, den magischen Moment zu erkennen und zu nutzen, wenn etwas gut ist“ ergänzt Martin.

Perfektionismus & nächtliche Stimmen

Wo soll die Reise denn hingehen, erkundige ich mich. Ist der Elektrobeat von Gravel Road nun das neue Markenzeichen von Jo Cilia, oder geht es wieder zurück zum organischen Popsound von Feed the Child? „Es geht darum, zu der einzigartigen Stimme, die Jo Cilia hat auch die einzigartige Musik zu erschaffen, sagt Martin. Gegenüber Gravel Road sind die anderen Stücke mehr mit akustischen Instrumenten eingespielt. Da soll es auch wieder mehr hingehen.„Wir haben einige Songs in der Pipeline, die mehr oder weniger fertig sind“, ergänzt Jo Cilia. „Obwohl man denkt, das ist fertig, hört man nachts plötzlich doch wieder Stimmen, die da gar nicht hingehören und man fängt wieder an zu basteln. Am nächsten Morgen denkt man dann: Oh, was habe ich da gemacht.“ Kreativität und Talent, eine Kombination, die dazu führt, dass bereits junge Talente nachts Stimmen hören? Ich gucke leicht verwirrt und sie lacht. 

Bist du eine Perfektionistin“, frage ich nach. „Nicht wirklich“, antwortet sie, nach kurzem Nachdenken. „Naja, du willst Dinge aber schon auf den Punkt passend haben,“, wirft Martin ein. „Wenn etwas nicht passt, diskutieren wir auch schon mal länger.“ „Klar,“ gibt Jo Cilia zu, „Besonders bei der eigenen Musik ist es besonders wichtig, dass man ein gutes Gefühl hat. In gewisser Weise bin ich wohl schon eine Perfektionistin.“

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Wir lassen den Blick noch mal in die Zukunft wandern. „Der Plan ist aktuell, die fertigen Songs hier im Studio mit tollen Musikern einzuspielen,“ sagt Martin. „Es soll ein organischer Sound werden. Eine Veröffentlichung ist für 2021 geplant.“ Schaut man auf die bisher erschienen Songs hat sich von der ersten Single Coming Home, die man vielleicht aus dem TV-Spot eines Online Möbelhauses kennt, über Strangeland, bis hin zu den aktuellen Songs Gravel Road und Feed The Child viel getan. Der Plan, der großartigen Stimme von Jo Cilia mehr Raum zu geben, scheint aufzugehen.

Dass es aktuell keine einfache Zeit ist, um mit der eigenen neuen Musik richtig durchzustarten, ist sich Jo Cilia durchaus bewusst. Sie stammt aus einer Musikerfamilie und singt in Bands wie Soultracking. Sie möchte gern ausschließlich von ihrer Musik leben. Die Möglichkeit mit Produktionen für Funk- und Fernsehen zusätzlich Geld zu verdienen, empfindet sie als eine sehr gute Ergänzung. „Ich habe auf Hochzeiten gesunden, aber rein im Freundeskreis. Ich weiß aber, dass das nicht meins ist,“ sagt sie. Live und persönlich vor Ort, den Soundtrack für eine Feier zu spielen, das möchte sie nicht. Bei Werbeproduktionen, so sagt sie, ist dies anders. Denn hier leiht sie einer neuen Idee ihre Stimme. „Im besten Fall wird man damit halt auch berühmt“, schließt Jo Cilia lächelnd ab.

Träume sind weiter erlaubt

Sollten mit dem Release wieder Konzerte in Clubs und Arenen möglich sein, wo würde Jo Cilia gern auftreten, frage ich „Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann gern auf einer großen Bühne“, antwortet sie direkt. „Ich spiele aber auch gern in gemütlichen Clubs. Letztens habe ich aufgrund der aktuellen Auflagen vor nur 15 Leuten gespielt und es war extrem nett. Denn manchmal bilden 15 aufmerksame Gäste das bessere Publikum, als 50 die nicht zuhören. Ein großes Festival fände ich natürlich auch super.“

All dies steht aktuell mehr denn je in den Sternen. Denn während der Artikel seinen letzten Schliff bekommt, geht Deutschland am 02. November 2020 in den „Lockdown Light“. Wie es dann weitergeht, werden wir sehen.

Jo Cilia im Livetalk

Ihr wollt mehr über Jo Cilia und ihre Musik erfahren? Dann schaltet am Dienstag, den 10. November um 12:10 Uhr zu unserem NEVER LUNCH ALONE Livetalk auf Instagram ein. Jo Cilia wird mit mir über ihre aktuellen und kommenden Somgs. Zum A schluss der Session hat uns auch zugesagt einen Song live zu spielen. Wir freuen uns die wunderschöne Stimme pur und unverstärkt in unserer zu hören.

Mehr über Jo Cilia erfahrt ihr auf ihrer Homepage, bei Instagram und  Facebook. Natürlich könnt ihr ihre Songs auch bei Spotify hören und die Videos findet ihr auf ihrem Youtube Kanal. 

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Herzliche Dank an Jo Cilia, Martin Fekl, Kim Kiesling für das Interview im MOB Studio. Besondere Dank geht auch den Fotografen Guntram Krasting, der sich die Zeit genommen hat uns so ausführlich zu begleiten.

Ihr seid auf der Suche nach einem Studio in Hamburg? Fragt mal bei MOB an.

Noch mehr Blick hinter die Kulissen gewünscht? Dann schaut mal in den Artikel zum Besuch im Studio Nord bei der Produktion des Modern Retro Soul Albums von Miu rein. Fans der puren Gitarrensounds sollten uns noch mal zum Gartenkonzert mit dem Gitarrist und Grammy-gekrönten Produzent Larry Mitchell begleiten. Liebhaber von Blues & Folk, erhalten im Interview vor einigen Jahren Einblicke in die Anfängen des Musikers Dan Owen.

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Fotocredit: Alle Bilder bis auf das Titelbild sind im Rahmen des Interviews von Guntram Krasting gemacht wurden, Titelbild: Co Cilia by Fabian Dömer