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J. Lamotta Asulin Tour – Review

Nach neun Stops quer durch Deutschland hat J. Lamotta ihre Tour zum neuen Album Asulin erfolgreich beendet. Die Energie und Begeisterungsfähigkeit von der RnB- und Jazz-Musikerin zeigte sich nicht nur im persönlichen Gespräch, sondern auch auf der Bühne im Mojo Jazz Cafe Hamburg. 

„Das war wirklich großartig,“ höre ich noch Tage nach dem Konzert, beim erneuten Austausch über den Abend von der befreundeten Musikerin Catharina Boutari aka Puder. Auch ich spüre wieder die Energie, die während des Auftritt duech den Raum strömte.. J. Lamotta ist aus Tel Aviv angereist, um ihr neues Album Asulin vorzustellen. Es ist aber mehr als eine Releae Tour an diesem Aben. Sie gibt uns ein Best-of ihrer sieben Alben. Das gesamte Repertoire wird in den dem fast 2 stündigen Set präsentiert. Gemeinsam mit ihrer vierköpfigen Band  verbindet sie Jazz mit neustem RnB, traditionellen Sounds aus ihrer Heimat und springt dann mit Leichtigkeit in Rap-Passagen, die uns animieren mitzusingen. Vom ersten Ton an bewegen sich die Gäste im Takt.

J. Lamotta begeistert

Bei unserem Gespräch vorab im Backstage nimmt sich J. Lamotta bewusst Zeit für ihre Antworten. Sie erzählt, wie sie 2020, bedingt durch  die Corona Pandemie, das Bedürfnis hatte, zu ihrer Familie zurückzukehren. Sieben Jahren hat sie in Berlin gelebt und dann ihrer zweiten Heimat den Rücken gekehrt. Sie schildern, wie schwer es anfangs war, in Tel Aviv wieder zu connecten. Doch sie hat Freude gefunden, neue kennengelernt und ist dann doch leichter als erwartet in die Kreativszene eingetaucht. Wir tauschen uns über die Vielfalt in der deutschen Musikszene aus. Erfreut hat sie in den vergangenen Tagen auf Tour den Wandel zu einer offenen und queeren Gesellschaft hier wahrgenommen. „Bremen was one of the highlights on this tour so far”, antwortet sie auf meine Frage nach den schönsten Erlebnisse bisher auf der Tour. Das Publikum war aus ihrer Sicht unerwartet jung, teilweise unter 20 Jahren alt und unfassbar begeistert. 

Die Verwunderung kann ich gut nachvollziehen. Ich hätte J. Lamotta in den vergangenen Jahren eher dem experimentellen Jazz zugeordnet, der aus meiner Sicht nicht so jung in seiner Fanbase ist. Der Wandel in den vergangenen Jahren ist spürbar und tut der Szene gut. Die Musik findet hier wieder Raum für Neues, fern der großen standardisierten Vorgaben. Ein Genre, das früher eher Ü40 war, begrüßt nun eine Generation. die viel in Frage stellt, offen für neue Impulse ist und diese auch einfordert.

Bei J. Lamottas neuestem Album, das wie der Vorgänger in ihrer Muttersprache Hebräisch veröffentlicht wurde, ist mir der Zugang dennoch anfangs schwer gefallen. Das vorab geführte Interview zum Album öffnete meinen Blick und führte mich nochmal anders an die Musik heran. Daher freute ich mich noch mehr auf den Auftritt ian diesem Abend in Hamburg. Aus dem MUSICSPOTS Team war Jenny Ploog  bereits mit der Kamera in Karlsruhe beim Schweingehabt Festival dabei. Auf ihren Bildern konnte ich die Energie bereits erahnen. So richtig begriffen habe ich J. Lamotta und ihre aktuelle Performance aber erst an diesem Abend im Mojo Jazz Café. Es ist diese unfassbare Mischung aus Professionalität, dem Gespür für Rhythmus, und ihre Energie, die einen sofort einfängt. Sie spielt für uns, mit ihrer Band und lässt uns mit Ansagen wie, „Thank you all for being here and let me perform my music tonight,” spüren, dass dieser Satz mehr als eine Standardansage ist.

Die ersten Veröffentlichungen vor fast fünf Jahren flossen direkt in meine Musiksammlung ein. Ich erinnere mich noch gut an den Auftritt 2019 beim Reeperbahn Festival. Ich erkenne ein wenig davon wieder, habe aber das Gefühl, hier eine erwachsene Person zu sehen. Eine Musikerin, die weiß was sie will und wie sie dies auch ihrem Publikum mitteilt. Natürlich spielt sie an diesem Abend The Center. Die Single mit der Hamburger Band The KBCS und natürlich ist eines der Bandmitglieder im Publikum vor Ort. Szene halt, man unterstützt sich. Ich liebe diesen Song.

Die beiden aktuellen Alben waren mir wie gesagt lange fremd. Wir sprechen vor dem Gig Abend offen miteinander. Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit des vertrauensvollen Austausch, der heute nur noch selten möglich ist.  „Thanks for giving my newest music a second try“, sagt J, Lamotta auf mein Geständnis. Sie weiß, dass es keine Selbstverständlichkeit mehr ist, dass man sich Zeit für neue Musik nimmt. .Der Aufbau einer echten Fanbase ist schwer. „I appreciate that feedback, it gives me as well the chance to grow.“ Dann lächelt sie und sagt, wir werden heute auch einen kleinen Ausblick auf neue Musik erhalten. Sie arbeitet bereits mit ihrer Band wieder an neuen Stücken. Sie lächelt und ich weiss, ich werde die neuen Stücke mögen.

Umweltfreundliches und gemeinschaftliches Touren

Neben der Vorstellung des neuen Albums Asulin, das von Familie, Erwachsen werden und Ankommen handelt, ist ein tragendes Element auf der Tour die Band. Die vier Musiker begleiten J. Lamotta seit langem. Da ist Nir Tom Sabag am Schlagzeug, Doron Segalam Keyboard, Yannick Nolting am Bass und natürlich Eric Owusu an den Percussions. “They build a kind of safe space around me and let me be myself, wherever we performe“, erzählt J. Lamotta. Wenn sie mit dieser Band auf der Bühne steht, hat sie das Gefühl, sich nicht verstellen zu müssen und kann sich frei ihrer Musik hingeben. Auch wenn sie sich lange nicht persönlich getroffen haben, ist dieses Gemeinschaftsgefühl schnell wieder da. „We rehearsed for three and than startet touring. „That’s the way we work together as professional musicians,” erzählt sie. Spannend ist auch, dass sie die ganze Tour mit der Bahn bestreiten. Die Route führt sie kreuz und quer durch Deutschland. Von Bremen nach Karlsruhe und von Köln nach Hamburg. „I love traveling this way. You can spend more time together while moving from one point to another and no one has to drive. And if it’s good for the environment, that’s good too.” Auch wenn die Bahn hierzulande nicht das zuverlässigste Verkehrsmittel ist. so entschleunigt es doch immer wieder und, so finde ich auch, schenkt uns Zeit miteinander.

An diesem Abend im Mojo Jazz Cafe lässt uns J. Lamotta mit ihrer Band tanzen und kurzzeitig die Kriege und Krisen um uns herum vergessen. Alles fühlt sich leicht an, obwohl viele ihrer Texte tief gehen und oftmals schwer sind. Sie verbindet hebräische mit englischen Lyrics. Ein ums andere Mal stellt sie ihre Band vor. Ich liebe den Vibe des Percussionisten Eric Owusu besonders. Die Lebendigkeit der Congas scheinen uns alle durch den Abend  zu tragen. Die Setlist ist perfekt zusammengestellt und bietet Raum für Interpretationen.

„Let’s change the playlist cause I feel the vibe, sagt sie plötzlich. Ein kurzer Blickkontakt mit der Band und spontan performen sie einen anderen Track, der uns weiter auf einem sommerlichen Vibe grooven. Auch das neue Stück, ich denke es heisst Shine on, gehört zu meinen Highlights des Abends. Ich freie mich auf mehr von J. Lamotta.  Sicher werden viele Besucher*innen der Tour auch die nächsten Schritte der Musikerin mitverfolgen. 

Ich weiß nicht, ob die Tour insgesamt betrachtet ein Erfolg war. Ich weiss, wie schwer es aktuell ist, Clubs und Hallen zu füllen. Doch in Hamburg war das kleine Mojo Jazz Cafe am Anfang der Reeperbahn die perfekte Wahl. Intim und lebendig, der perfekte Ort für diese Künstlerin mit ihrer Band. Auf, vor und neben der Bühne habe ich in Hamburg und auf den begleitenden Social Media Kanälen nur begeisterte Gesichter gesehen. Wieder zeigt sich: Musik verbindet. Die Hürde der beiden aktuellen Alben, die in hebräisch gesungen und auch auf den Streaming Kanälen veröffentlicht wurden, ist kleiner geworden. Meine Empfehlung für Neueinsteiger: Hört euch die Stücke von J. Lamotta im Mix an. Ihr werdet merken, wie sie organisch ineinander fließen und die Energie dieser Musikerin belebt.

Mehr über J. Lamotta erfahrt ihr hier.

Nächster Konzert-Tipp:
Ihr steht auf Indie Pop mit feinen Jazz-Nouancen? Dann kommt am 31.05. zum Konzert von Puder in der Hebebühne in Hamburg. Holt euch hier euer Ticket und unterstützt mit dem Vorverkauf die Musikerin.

Danke an:
Herzlichen Dank geht an dieser Stelle zuallererst an J. Lamotta für das Konzert und die Interviews vorab. Dann an ihre Band für das wahnsinnig tolle Konzert. Grosser Dank geht diesmal besonders an die Promo- und Booking-Agentur Soundsgood, die uns immer wieder mit tollen Empfehlungen versorgt, in der MUSICSPOTS Community supporten und Interviews und Konzertbesuche für Artikel ermöglichen. Dank geht auch an Jenny Ploog, die spontan Zeit gefunden hat, mit ihrer Kamera in Karlsruhe vor Ort zu sein und auch an Laura Riske, die die Emotionen in Hamburg eingefangen hat.

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Fotocredit: Titel und alle weiteren Bilder aus Karlsruhe by Jennifer Ploog, Hamburg by Laura Riske