Am 31.08.22 fand die jährliche Preisverleihung des Hamburger Club Awards statt. Wie im vergangenen Jahr würdigte das Clubkombinat Hamburg e. V. die Livemusikszene mit zahlreichen Auszeichnungen im Schrødingers. Die Awardliste spiegelt die weiterhin schwierige Lage der Kulturschaffenden ab. Im gespräch mit den Künsterl:innen den abends zeigt sich aber, Clubs sind besondere Orte.
Gewinner:innen des Club Awards 2022
- Bester Club (Juryentscheid): KNUST
- Beste/r Veranstalter:in (Juryentscheid): Rap for Refugees e. V.
- Bestes Open Air Event (Juryentscheid): Astra Stube goes Schrødingers
- Bestes Live-Konzert (Indoor) (Juryentscheid): LOGO (Soli-Konzert der Band Rogers zur Rettung des Clubs)
- Bester Livestream (Juryentscheid): Plattenfroster Television
- Beste Initiative „Zukunft feiern“ (Expert:innenjury): Südpol
- Sonderpreis “Krisenmanagement” in Kooperation mit der Clubstiftung (Vorstandsentscheid): alle Clubs und Veranstalter:innen aus, die trotz der langen und beschwerlichen Pandemiezeit heute existieren
- Ehrenpreis (Vorstandsentscheid): Ute Daxl vom Fundbureau
Die zerbrochene Gitarre (Vorstandsentscheid): „Verweigerung des Anerkennungsstatus als Kulturstätten im Rahmen der BauNVO durch das Bundesinnenministerium unter Horst Seehofer.“ [zur Begründung]
Zukunftsweisend ist die Auszeichnung für nachhaltige Veranstaltungskonzepte mit dem Award Beste Initiativen „Zukunft feiern“. Der Südpol macht vor, was bereits viele weitere Veranstalter:innen und Clubbetreiber:innen für die nächste Generation vorleben. In der Laudatio von Green Planet Energy wurde noch mal gesagt, dass die Freude und der Spaß am nachhaltigen Handeln deutlich im Team spürbar ist. Mehr zu nachhaltigen Festivalkonzepten erfahrt ihr in unserem Artikel hier.
In Auszeichnungen, wie dem Award für Krisenmanagement an “alle Clubs und Veranstalter:innen, die trotz der langen und beschwerlichen Pandemiezeit heute existieren” und der zerbrochenen Gitarre wird die schwierige Situation deutlich, in der sich die Kulturschaffenden weiterhin befinden. Mit dem Ukraine Krieg ist nun neben der Corona-Krise eine weitere Hürde hinzugekommen. Zusätzlich führen Maßnahmen im Städtebau und Auflagen in Nutzungsverordnungen immer wieder zur Verhinderung von Veranstatlungsorten für Kultur.
Dabei sind es genau diese Orte, in denen Musik live gehört wird und Kreativität sichtbar und hörbar wird. Daher sollten diese Räume noch mehr geschützt und gefördert werden. Besonders für Newcomer:innen bieten Musikclubs und kleinere Kulturbühnen die zwingend notwendigen Chancen für den Start der Karriere. Eine Bühne wurde auch an diesem Abend neuen Acts geboten. Mit jolle und King LX gab es für zwei aufstrebende Acts eine Möglichkeit ihre Songs der Hamburger Clubszene zu präsentieren. Im Interview vorab haben uns jolle und Benjii (Sänger King LX) erzählt, was die Hamburger Clubszene für sie ausmacht.
Was verbindet ihr mit einem Clubkonzert?
jolle: „Geile Atmosphäre, nice Leute. Heute zum Beispiel zeigt sich das auch hier in der Veranstaltung.“
Benjii: „Ein bisschen Nervosität, die Leute sind ganz nah an einem dran. Das Setting ist umso geiler, da man die Chance hat, noch krasser zu performen. Es ist immer ein wenig schwitzig, verraucht und laut.“
Wann war euer erstes Clubkonzert:
Benjii: So mit 16, in einem kleinen Club an der Max-Brauer-Allee. Da habe ich für einen Hamburger Rapper eine Hook gesungen. Gerade im August hatte ich im KENT Club meine Release Show.
jolle: Ich hatte noch keins! Das kommt nächste Woche!
Konzert-Tipp: Yeah! jolle tritt am kommenden Freitag, den 09.09. 22 im Häkken auf! Sichert euch jetzt euer Ticket!
Was macht die Hamburger Clubszene für euch aus?
jolle: „Ich habe hier ganz viele tolle Leute kennengelernt. Ich bin ja nicht aus Hamburg. Aber egal wo ich hingehe, zeigt sich Hamburg ist ein Dorf. Es sind immer Leute da, die man gern hat und mit denen man eine gute Zeit verbringen kann. Das finde ich extrem wertvoll.“
Benjii: „Sehe ich auch so. Gute DJs und gute Läden, auch neben der Reeperbahn und dem Kiez.“
jolle: „Ich bin gerade auch sehr glücklich, dass die Bubble unfassbar durchlässig ist, man sich austauschen und hier sind gerade viele tolle fe*male Artist unterwegs, die sich auch gegenseitig supporten.“
Die Auszeichnung an das Knust zum Club des Jahres freut uns natürlich sehr. Hier haben wir aus der Redaktion heraus alle seit Jahren wunderbaren Konzerte erlebt. Das Knust ist auch einer der Ort, an dem u.a. mit der Super People Stage immer wieder Newcomer:innen auftreten und eine erste Bühne erhalten.
In diesem Jahr ist das Konzert der Monophonics im März sicher eines der Highlights des Jahres. Es war nach langer Zeit der erste internationale Band-Gig, über den MUSICSPOTS berichtet hat. Unvergessen auch, da es das erste Interview war, das nach etlichen Monaten das nicht via Zoom stattfand.
Fazit: Die Hamburger Clubszene bietet gegenseitigen Support, tolle Leute, Offenheit, Diversität und natürlich muss es auch mal laut, verraucht und ein wenig schwitzig sein. Daher findet ihr uns weiterhin mehr in Clubs als in großen Mehrzweckhallen zu Konzerten. Wir sind gern zum Austausch an der Bar, im Backstage oder vor der Bühne. Aber auch immer wieder am Merch-Stand anzutreffen.
Glückwunsch noch mal an alle Preisträger:innen des Club Award 2022 und alle Clubs in Hamburg, die in diesen harten Zeiten für uns da sind und besondere Orte bieten.
Fotocredit: Kevin Winiker