Bowie. Unter diesem großen Namen etabliert sich in Hamburg eine Musikerin, die mit eingängiger Popmusik von sich reden macht. Nach Touren – als Support für Johannes Oerding und Bosse – gab sie Mitte Dezember ihr eigenes Headlining-Konzert in der Prinzenbar auf Sankt Pauli. MUSICSPOTS war mit dabei, wir blicken zurück.
Wer schon länger die Musikszene in Hamburg im Blick hat, für den ist der Name Vivie Ann noch ein Begriff. Sanfter, gefühlvoller Pop war ihr Markenzeichen. Doch dann wurde es sehr still um die Musikerin. Mittlerweile tüftelt sie unter ihrem neuen Künstlernamen Bowie an neuen Werken. Während ihrer ersten Schaffenszeit unter diesem Pseudonym entstanden nicht nur die EP The Upside Down sondern auch einige weitere Songs. Die Zeitschrift Vogue ordnete sie vor Kurzem als eine der sechs Nachwuchsmusikerinnen ein, die man auf dem Radar haben sollte. Da wir bei MUSICSPOTS sowohl den Sound aus der Hansestadt als auch Neuentdeckungen auf dem Zettel haben, war ihr Gig für uns quasi ein Muss!
Lügnerin!
Die Prinzenbar war restlos ausverkauft! Bowie betrat mit ihrer dreiköpfigen Band die Bühne, wobei alle ganz in weiß gekleidet waren. Nach einigen ersten Liedern überraschte sie mit ihrer offenen, ehrlichen und direkten Art bei der Anmoderation des nächsten Songs: Sie bezeichnete sich selbst als größte Lügnerin! Mit deutlicher Kritik an der Musikbranche sowie einer oft eingeforderten Ein- und Unterordnung als Frau. Langes Haar oder vorgeschriebene Kleidung waren keine Seltenheit. Damit klar zu kommen und sich aus dieser Rolle zu lösen, sich selbst nicht zu belügen, war schwer, aber wichtig für Bowie. Der Track Liar handelt von dieser Entwicklung und war das erste große Highlight des Konzertes. Eine deutliche Botschaft und ein klares und starkes Statement zur künstlerischen Selbstbestimmung!
Verarbeitung eines schmerzhaften Verlustes
Obwohl während des Gigs viel gelacht wurde, gab es auch einen emotionalen, sehr berührenden Moment. Mit den Worten “Ich habe drei Kinder, doch eines habe ich nicht” erzählt sie dem Publikum von dem Verlust eines ihrer Kinder. Dieses schmerzhafte Erlebnis verarbeitet Bowie mit dem Lied Leo. Sehr bewegend und einfühlsam nimmt sie auf diesem Wege Abschied und behält das Kind in ihren Gedanken und im Herzen.
Da Weihnachten vor der Tür steht, war ihr wichtig, dass auch ein Christmas Song in ihrer Playlist auftaucht. Da die meisten ihrer Songs “kitschig” seien, so sagte sie selbst, „sollte diese Nummer nicht auch kitschig sein”. Ihre Wahl fiel auf ein Cover von Both Sides Now von Joni Mitchell. Die Nummer war einfach gefühlvoll und passend für diesen Abend.
Bindungsangst und Blutsverwandte
Mit Keeper folgte ein Song für die Generation „Bindungsangst“. Darin beschreibt sie musikalisch die Ängste, verletzt zu werden und nicht perfekt zu sein. Natürlich durfte mit Stay auch ihre aktuelle Single nicht fehlen. Auch diese Nummer versprühte noch ein wenig des Weihnachtszauber.
Nach tosendem Applaus gab sie mit The Blood We Bleed von Tom Odell noch eine Zugabe. Dazu erzählte sie eine Geschichte eines ihrer Kinder: Obwohl selbstverständlich Bowie und der Vater ihrer Kinder nicht verwandt sind, so fließt doch das gleiche Blut durch ihre Adern und Herzen. Im Verständnis ihres Sohnes sind sie also alle blutsverwandt – ein faszinierender Gedanke!
Bowie überzeugte uns mit ihrer Musik, begeisterte uns durch Nähe und Ehrlichkeit und hinterließ auch emotionale Eindrücke. Sie ist eine Künstlerin, die sich selbst treu bleibt und unübersehbar gerne auf der Bühne steht – Das spürte auch das gesamte Publikum, das diesen Abend in der Prinzenbar als wunderbare Erinnerung mit nach Hause nahm
Fotocredit: Dirk Kippermann
Mehr Infos über Bowie und ihre Musik findet ihr bei Facebook, Instagram sowie auf ihrem YouTube-Channel.
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