Wie es Jan Delay seit mehr als zwei Dekaden gelingt seine Fans zu begeistern, konnte im Hamburger Volksparkstadion an diesem Donnerstagabend live erlebt werden. Zwei Stunden feierten die Besucher:innen unter freiem Himmel den Musiker mit seiner Band Disko No. 1. und jeder Menge Hits.
Ein Konzerterlebnis, als wäre eine Zeitkapsel gelandet und würde sich vor einem öffnen. Nicht einsteigen und mitreisen ist unmöglich. Diese Reise umfasst 20 Jahre HipHop, Reggae, Funk, Soul und ist noch lange nicht beendet. Jan Delay hat im Juni gerade sein Livealbum – Earth, Wind & Feiern live aus dem Hamburger Hafen – veröffentlicht. Die Aufnahme aus dem vergangenen Jahr, in dem Konzerte noch im Sitzen stattfinden mussten. Dieses Jahr, ohne Auflagen scheint die Partystimmung direkt greifbar zu sein.
Unmittelbar nach dem ersten Ton, fühlten sich die 10.000 Besucher:innen des Konzerts zum Mittanzen animiert. „Türlich Türlich“ schallte es über den Platz und die Bitte zum Hüpfen, Klatschen und Mitbringen ist nicht notwendig. Alle sind direkt dabei und geniessen die kommenden Stunden.
„Es kommt mir vor, als hätten wir alle vor Jahren bereits hier miteinander gefeiert“, hört man aus Gesprächsfetzen beim Durchqueren der Menge. Teilweise hat es wirklich den Anschein, dass Fans zufällig wieder zusammen gefunden haben und nun vereint miteinander feierten.
Musik verbindet Generationen
Schön zu sehen, ist auch dies völlige selbstverständliche Mischung der Generationen an diesem Abend. Die Fans der ersten Stunde sind mit ihren Kindern gekommen und es scheint, als ob auch ihre Eltern und Enkel dabei sind. So wird das Konzert vielleicht auch zum gemeinsamen Familienausflug. Songs, wie Klar aus 2006 werden ebenso laut mitgesungen, wie die neuen Stücke Alles Gut und Spaß aus dem vergangene Jahr. Hier zeigten sich über 20 Jahre Musikgeschichte, fein vereint zwischen Bühne und Publikum. Der Sound wird wie immer verstärkt von einer großartigen Band, der Disko No. 1, die mit so viel Power das Volkspark gelänge beschallt, dass es schwerfällt nicht zu Tanzen.
Aber auch ein erfolgreicher Musiker, wie Jan Delay blieb in den vergangenen zwei Jahre nicht vor den Pandemie verschont. Konzerte und Touren wurden mehrfach verschobenen oder gar abgesagt. Einen guten Einblick in die Situation de Livemusik Branche im Frühjahre 2022 gab Jan Delay im Interview mit dem Clubkombinat Hamburg vor dem Tourstart. Noch wenige Tage vor diesem großen Abend gab es eine Absage für eine Veranstaltung im Norden Deutschlands. Der Grund: Corona ist noch lange nicht vorbei. Umso mehr scheinen die Besucher:innen diesen besonderen Augenblick zu genießen.
Wunschlos glücklich
An diesem Abend füllten somit Beats, Bass, Bläser und Lyrics aus HipHop, Funk und Soul in gewohnter Weise die Freifläche und die Herzen der Fans. Auch die ganz neuen Stücke Saxophone und Der Bass & Die Gang dürften im Repertoire an diesem Abend nicht fehlen.
Zum Abschluss gibt es noch mal einen Stopp in den 00er Jahren mit Stopp-Tanz, California Love von 2Pac und One More Time von Daft Punk. Eine echte Party! Den Ausklang macht dann St. Pauli und alle singen mit.
Getrübt wurde dieser Abend immer wieder von der Nachricht des Todes von Fußball Legende Uwe Seeler, der nur wenige Meter von der Open Air Bühne großes für den Hamburger Fußball geleistet. Auch ihn hat der Werder Fan, Jan Delay an diesem Abend immer wieder mit Erwähnungen geehrt.
Ein rundum gelungener Abend von einem Künstler, der seit Jahren beständig und treu den Kontakt zu seinen Fans hält. Von seinem ersten Album Searching for the Jan Soul Rebels (2001) bis zum Earth, Wind & Feiern Album in 2021 hat der Musiker immer wieder Hallen gefüllt und Massen begeistert. Dabei hat er seinen Sound beständig weiterentwickelt und ist sich treu geblieben. Authentizität, ein sperriges Wort, das hier aber passender nicht sein kann. So zeigt Jan Delay auch an diesem Abend wieder, dass er sein Handwerk versteht. Besonders schön zu sehen, dass er dabei alle vor, auf und hinter der Bühne mitgenommen hat.
Die Tour von Jan Delay neigt sich langsam dem Ende entgegen. Wer noch einen der kommenden Gigs besuchen kann, sollte dies auf jeden Fall tun. Wem es nicht möglich ist, empfehle ich das aktuelle Livealbum aus dem Hamburger Hafen. Denn die Live Version von Earth Wind & Feiern ist wie zu erwarten perfekt für die Party zuhause.
Fotocredit Frontstage by Sandra Schink, Backstage bei Caro Schwarz