Deutschpop perfekt und gleichzeitig ehrlich und unverfälscht. Weltwärts bringt mit Loslassen ein Album, das zum Mitsingen und Mitdenken animiert. Nachdem es die Single Schön bereits in die Videos des Monats geschafft hat, verrät uns Otto Ullmann im Interview mehr zu seinem zweiten Album.
Auf den ersten Blick handelt es sich bei Weltwärts um radiotauglichen Rock-Pop mit deutschen Texten. Die Songs ähneln vielen der aktuellen Veröffentlichungen. Sie reihen sich neben Bosse, Clueso oder Kaffkiez ein. Doch wo die genannten Kollegen uns ein Quäntchen mehr Tiefe gezeigt haben, überzeugt uns Weltwärts bisher mit Energie und Persönlichkeit. Nun hat er auch nachgelegt und schließt zu seinen Idolen auf.
Im Gespräch erzählt mir Otto Ullmann vom Start seiner musikalischen Karriere. „Nicht mehr nur in der Fabrik malochen“ und „Mit Freunden die Welt bereisen“, halte ich fest. Deutlich hörbar ist dies auf dem Vorgängeralbum Laufen Lernen. Eine live aufgenommenen Platte, die bereits durch Deutschpop mit kritischen Texten bestach. Die Stücke könnten für mich in ihrer ehrlichen Kantigkeit noch ausgereifter klingen.
Diese Reife hat er nun auf Loslassen seinen Stücken zukommen lassen. Ein Album, das wie so viele vor der Pandemie bereits fertig zum Release war und dann doch gestoppt wurde. „Vielleicht war das gut“, sagt Otto Ullmann. Er selber musste im Laufe diesen Jahres aus gesundheitlichen Gründen eine Pause einlegen. Er hat nicht alles auf Anfang gesetzt, erzählt er mir. Der sehr einschneidende Wandel hat ihn aber nachhaltig geprägt. Auch wenn vieles auf diesem Album noch nicht thematisiert wird, so ist die Veränderung im Gespräch spürbar.
Es gibt Songs auf Loslassen, die scheinen, als wären sie genau in diesen letzten Monaten entstanden. Der Titeltrack ist so einer. Zu Beginn der Produktion entstanden, hat er nun im Laufe der Zeit eine andere, fast noch tiefere Bedeutung erhalten. Es geht aber um ein positives Loslassen und nach vorne blicken, so spüre ich. Hier sitzt mir ein Musiker am Bildschirm gegenüber, der genau weiß, was er will und warum seine Musik so klingt, wie sie klingt. Die zwölf Stücke hören sich rund und perfekt produziert an. Bei aller Vollkommenheit haben sie weiterhin leichte Kanten an den runden Ecken.
Weltwärts mit rockigem Radiopop
Weltwärts hat sich bewusst für eine Studioproduktion entschieden, in der die selbstgeschriebenen Songs nochmal professionell aufbereitet wurden. Er erzählt von eingesungenen Chören und Bandensembles, die die 3-köpfige Liveband auf dem Album ergänzen. Jetzt leuchten seine Augen in Gedanken an die Studiosession. Es klingt nach einer spannenden Zeit.
Auf die Frage nach dem ersten Song, erzählt er mir die Geschichte von Ordnungsamt. Hoffnungsvoll und voller kreative Energie seien sie damals als Band von ihrer Weltreise zurückgekommen. Nach mehreren Wochen, in denen sie als Strassenmusiker Erfahrungen gesammelt hatten, wollten sie auch Deutschland auf den Straßen mit Musik bereisen. Wer die Auflagen in deutschen Städten kennt ahnt was hinter Ordnungsamt steckt. Nun hat das Stück es auf’s Album geschafft.
Erzählt werden diese Momentaufnahmen aus dem Leben auf Loslassen bei Weltwärts immer mit einem Augenzwinkern. Im typische Gitarren-Rock/ Pop Stil gehalten, sie sind aber auf den Punkt genau. Die Texte zeugen von einer guten Beobachtungsgabe und einem feinen Gefühl für die Kombination mit Musik. Ob in Insta, Schön, oder Gefährten – die Mischung stimmt. Dazu eine ursympathische Stimme. Man kann sich vorstellen, dass dieser Release im Programmradio, aber auch auf vielen Bühnen zu hören sein wird. Zu wünschen wäre es Weltwärts.
Mir persönlich fehlt an einigen Stellen das Unerwartete, das Aufregende und das bisschen mehr Rock im Pop. Ich glaube aber auch, dass es das nicht immer braucht in der heutigen Popmusik. Vielmehr überzeugte mich Weltwärts durch dieses Perfekte, die Textaussagen und das Persönliche. Viele verlieren auf ihrem Weg zwischen dem ersten und zweiten Album den Mut die eigenen Ideen umzusetzen. Sie wollen nur gefallen, hoffen auf den schnellen Erfolg und lassen sich glattschleifen. Am Ende haben sie jedoch das Glitzern in den Augen verloren.
Dieses Glitzern hat sich Weltwärts bewahrt und daher freue ich mich ganz persönlich, dass er den Weg in die MUSICSPOTS Community gefunden hat. Ich fühle mich hier ein wenig an den Deutschpop der 90er erinnert, sehe große Bühnen auf Stadtfesten und kleine Bühnen auf dem Land. Eine Zeit, die nicht die schlechtesten für Popmusik aus Deutschland war und es hoffentlich weiterhin nicht ist. Ehrliche Musik für echte Fans.
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Im Gegensatz zu damals wird es jedoch keine CD zum Mitnehmen nach dem Konzert gegeben. Weltwärts geht hier den neuen Weg. „Musik ist doch eh online verfügbar“, sagt er. „Ich möchte eher einen etwas nachhaltigeren Weg gehen und sinnvollen Merch anbieten.“ Wir sind gespannt. Bis dahin folgen wir Weltwärts online.
Wer Weltwärts live erleben möchte, muss sich etwas gedulden. Nach dem Release Gig am 21.10. werden die nächsten Konzerte gerade für’s kommende Jahr geplant. Für die nächsten Tage empfehlen wir daher November – ein Song passend für die ruhige Jahreszeit.
Mehr über Weltwärts erfahrt ihr auf Instagram, Spotify und YouTube. Loslassen ist am 21. Oktober via Oh My Music erschienen.
Fotocredit by Yellow Van Photography
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