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Reeperbahn Festival 2022 Rückblick Teil 1 – News auf allen Bühnen

Vier Tage Reeperbahn Festival in Hamburg liegen hinter uns. Nach ein paar Tagen Pause kann es für einige bereits weitergehen mit den vielen Konzerten. Zuvor schauen wir aber nochmal zurück auf die Highlights vom 21.09 – 24.09.2022.

Um es vorweg zu nehmen: Wir haben zu dritt im MUSICSPOTS Team über 50 Live-Acts gesehen. Viele Auftritte konnten zwar nicht vom ersten bis zum letzten Ton genossen werden, jedes einzelne war aber ein besonderes Erlebnis. Dazu haben wir uns immer wieder Zeit für einen persönlichen Austausch mit Bands und Musiker:innen genommen, Interviews geführt und auch verschiedene Konferenz-Talks und Paneldiskussionen besucht. 

Nicht zu kurz kommen durften natürlich auch die Gespräche innerhalb der Musikbranche zwischendurch sowie auf zahlreichen Receptions. Man munkelt sogar, man habe uns am Schweizer Käse Fondue gesehen. Dieser Mix zwischen der Entdeckung neuer Musik und dem Austausch miteinander macht das Reeperbahn Festival aus. 2022 fühlte es sich nach zwei reduzierten Ausgaben endlich wieder wie ein echtes Musikfestival an.

Ghostly_Kisses_by_Dirk_Kippermann

Das Festival hob sich in diesem Jahr spürbar von den durch die Pandemie geprägten Vorjahren ab. Wo das Publikum 2020 noch durch am Boden verklebte Markierungen getrennt stand, war es nun wieder wie in alten Zeiten. Allerorts und besonders am Spielbudenplatz führte dies zu einem deutlich entspannterem Event. Im letzten Jahr hörte man häufig Beschwerden über stark überfüllte Locations und Einlass-Sperren. Einigen blieb der Zugang zu den Konzerten verwehrt, was zu Unmut führte. Dieser Problematik haben sich die Veranstalter in diesem Jahr angenommen.

Bis auf das schon fast standardmäßig überlaufene Molotow verlief der Einlass in zahlreiche Spielstätten reibungslos und schnell. Selbst einen bequemen Sessel im Imperial Theater konnte man noch stressfrei ergattern. Zudem konnte das Drafthouse am Hans-Albers-Platz, als neuer und zentraler Standort, viele Besucher:innen überzeugen.

Zum Start direkt Neuigkeiten

Die Festival Village war auch dieses Jahr wieder Start und Ausgangspunkt für viele Besucher:innen. Hier gab es wie immer das Ticket Desk. Auf der Fläche dahinter standen die vertrauten Container, Bühnen und Zelte für Konzerte und Talks, die  Anlaufstellen für den ein oder anderen Gaumenschmaus waren. Auch war die  Poster-Galerie sowie weitere Attraktionen hier wieder zu finden. Neben dem Neo House, das als zusätzliche Konferenz-Location viel Platz bot, gab es mit dem Spiegelzelt einen neuen überdachten Anlaufpunkt auf der Freifläche am Millerntor.

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Einige bejubelten die neue Location, die mit dem Holzboden, den kleinen Nischen und der geschwungenen Decke, für ein wohliges Konzert-Feeling nicht nur am regenreichen Samstag sorgte. Bei anderen kommt die Frage auf, ob das als gemütliches Club Festival gestartete Event seinen Fokus und seine Nahbarkeit in der Hansestadt verloren hat. Neben den gestiegenen Ticketpreisen hörte man vermehrt, dass mit der steigenden Größe auch die Spannung im Programm verloren gegangen sei. Ein Blick in das Lineup gibt erste Antworten.

Wir starteten am Mittwoch soft mit einem Akustikset von Ian Fisher im Grünen Jäger. Hier feierte die Label- und PR-Agentur Backseat ihr 5-jähriges Bestehen. Weiter ging es zu Moncrieff in den Gruenspan, für ein paar Runden energiegeladenen Pop mit einer fulminanten Lichtshow.

2022 war definitiv ein Jahr der starken Frauenstimmen. Ob rockig wie Abby Roberts, gefühlvoll und inspirierend wie Ghostly Kisses oder moderner Deutschpop von Brenda Blitz. Die Besucher:innen hatten die Wahl zwischen verschiedenen Stilrichtungen, die den männlichen Kollegen, wie Braden Lam oder Andrew Waite in nichts nachstanden. Auch hinsichtlich der Bühnenperformance wurde einiges geboten. 

Der kanadische Act Featurette spielte zunächst im Canada House im Uwe, wobei sich Sängerin Lexie Jay als regelrechter Wirbelwind erwies. Dass diese Show nicht nur im kleinen Club, sondern auch auf der großen Außenbühne überzeugen kann, hat die Band beim zweiten Gig auf der Spielbude bewiesen. Die Indie-Band Friedberg rockte währenddessen das Indra.

Tanika Charles_RBF22_by_Jennifer_Ploog

Die starken weiblichen Stimmen dominierten bei MUSICSPOTS dieses Jahr die Konzert-Auswahl. Unter den Highlights sind auf jeden Fall noch Tanika Charles, Philine Sonny, Imogen, Sophia Kennedy, Berglind und Terra Spencer zu nennen. Als wahres Stimmwunder erwies sich auch die junge Kanadierin POESY, die sich von einem Sturz auf der Bühne nicht aufhalten ließ, ihr Konzert zu beenden.

Anzumerken bleibt dennoch, dass die reine Aufstockung des Anteils der weiblich gelesenen Acts oftmals für die Präsentation von Diversität und Vielfalt in der Musikbranche nicht völlig ausreichend ist. So fehlten leider oftmals die wirklich spannenden neue Töne. Dennoch ist das jahrelange Engagement von Initiativen, wie Keychange oder den Music Women Germany sicht- und hörbar und ein erster Schritt für eine vielfältige Musikszene auf, neben und hinter den Bühnen.

Mancherorts hatte man auf dem Reeperbahn Festival das Gefühl, diesen oder jenen Sound bereits gehört zu haben. Möglicherweise ist auch das scheinbar erfolgversprechende Booking ein Spiegel der angespannten Lage der Veranstaltungsbranche. Es bleibt zu hoffen, dass die Veranstalter in den kommenden Jahren wieder mehr Mut beweisen und echte Trends gesetzt werden.

Bevor wir den Rückblick mit dem zweiten Teil abschließen, gönnen wir uns eine kleine Pause, hören nochmal durch die Playlist und lassen den Eindruck der letzten Woche nochmal Revue passieren.

Was waren eure Highlights? Welche Acts und Talks habt ihr gesehen? Welche Namen muss man sich auf jeden Fall merken? Was hat euch gefehlt? Schickt uns eine Mail.

Fotocredits: Ian Fisher (Titel), Tanika Charles, Braden Lam und Scotch & Water by Jennifer Ploog, Ghostly Kisses und Kings Elliot by Dirk Kippermann.