MS Dockville 2024
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Allein unter Tausenden: Meine Reise durch das MS Dockville Festival

Hamburg-Wilhelmsburg wurde wieder einmal zum pulsierenden Herzen der Festival-Szene, als das MS Dockville seine Tore öffnete. Ein Ort, der Musik und Kunst vereint, lockte unzählige Besucher an, mich eingeschlossen. Mit dem Bändchen am Handgelenk und der Aufregung im Bauch ging es los auf das weitläufige Gelände. Schon im Vorjahr beim Vogelball dachte ich, das Areal zu kennen – doch MS Dockville überrascht immer wieder mit neuen Ecken und Winkeln. Zum Glück hatte ich die perfekt designte App, mit der ich meine Lieblingsacts vorausgeplant hatte.

Eintauchen in die Vielfalt vom MS Dockville– Poetry Slam und Power-Rap.

Dieses Jahr war ich allein unterwegs, ohne Verpflichtungen und ganz in meinem eigenen Rhythmus. Bereits nach wenigen Schritten traf ich auf Lila Sovia, nach einer herzlichen Umarmung wurde ich spontan zum Poetry Slam ins Nest eingeladen. Es war der perfekte Start in den Tag – unterschiedliche Slammer*innen, die ihre Geschichten mit Herz und Seele vortrugen. Von einem Outing im niederbayerischen Dorf über den verstorbenen dänischen Dichter Yahya Hassan bis hin zu queeren Lebenswelten – die Themen berührten auf vielfältige Weise. Lilas Worte „Du solltest niemandem beweisen müssen, dass es schön ist, dich zu kennen!“ hallen noch lange nach.

Doch dann sehnte ich mich nach Musik. Bangerfabrique, das Frauen-Rap-Kollektiv aus Hamburg, lieferte im Maschinenraum genau das, was ich brauchte. Ihr Auftritt war ein Feuerwerk aus Energie, Twerking und Attitude. Obwohl sie nur drei Songs spielten, hinterließen sie einen bleibenden Eindruck. Diese Gruppe hat definitiv eine große Zukunft vor sich. 

MS Dockville 2024 - Bangerfabrique

Die nächste Generation ist bereit – Lüttville Rapkids erobern die Bühne

Eine der Überraschungen des Tages waren die Lüttville Rapkids, die im Anschluss die Bühne stürmten. Diese jungen Talente rappten über Kinderrechte, den Kampf gegen Nazis und für eine gerechtere Welt – alles mit einer Leichtigkeit, die dennoch die nötige Ernsthaftigkeit vermittelte. Es ist beruhigend zu wissen, dass diese Generation bereitsteht, um die Welt zu verändern.

Von persönlichen Eindrücken und neuen Entdeckungen – Elias und Rikas

Danach führte mich mein Weg ins Butterland zu Elias. Auf Spotify hatte mich seine Musik begeistert, doch live konnte er mich leider nicht überzeugen. Geschmackssache, dachte ich, denn das Publikum war begeistert. Jeder hat eben seine eigenen Vorlieben. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Pressecontainer, um mein Smartphone aufzuladen – die Powerbank lag natürlich zuhause – ging es weiter.

Im Grossschot sicherte ich mir einen Platz auf dem Getränke-Tower und traf dort auf eine Vielzahl großartiger Menschen. Von hier oben hatte ich die perfekte Sicht auf die Bühne, wo Rikas aus Stuttgart auftraten. Die vier Jungs sorgten mit ihrer Musik für ausgelassene Stimmung und brachten die Menge zum Tanzen.

MS Dockville 2024 - Rikas

Eine Atempause und neue Erkenntnisse – Mine und Mayberg

Nach Rikas wurde es etwas ruhiger, als Mine die Bühne betrat. Ihre sanfte Stimme, kombiniert mit Pop, Hip-Hop, Elektro und einer Prise Jazz, verzauberte das Publikum. Ihre träumerischen, doppeldeutigen Texte luden zum Nachdenken und Chillen ein. Besonders ans Herz legen möchte ich ihr Album „Mine und Orchester (Live in Berlin)“, das ich zur Vorbereitung entdeckt habe.

MS Dockville 2024 - Mine

Eigentlich hatte ich vor, nach Mine zu Mette zu wechseln, aber ich wollte meinen perfekten Platz nicht aufgeben. Meine Freunde überredeten mich, bei Mayberg zu bleiben – und das war die richtige Entscheidung. Obwohl mich seine Alben zuvor nicht überzeugt hatten, hat mich sein Live-Auftritt eines Besseren belehrt. Manchmal muss man seine Meinung eben überdenken. Heute Morgen habe ich mir seine Songs erneut angehört, und einige haben es tatsächlich auf meine Playlist geschafft.

MS Dockville 2024 - Mayberg

Ein krönender Abschluss beim MS Dockville – Meute reißt die Menge mit

Der Höhepunkt des Abends war Meute, die Techno-Marching-Band, die ich bereits letztes Jahr bei Fettes Brot live erleben durfte. Ohne Gesang und nur mit Blasinstrumenten sorgten sie für einen musikalischen Abriss, der die Menge ekstatisch tanzen ließ. Jeder einzelne Musiker ist ein Meister seines Fachs, und es war beeindruckend zu sehen, wie die Band spielend durch die Menge marschierte. Diese Performance hätte die ganze Nacht weitergehen können.

MS Dockville 2024 - Meute

Ein gelungener Abschluss – Ein Tag voller Glück und Energie

Nach diesem energiegeladenen Finale schmerzten meine Füße, und es war eine willkommene Erleichterung, als mein Mann mich abholte und nach Hause brachte. Dieses Festival war eine wundervolle Mischung aus großartiger Musik, bunten Kunstinstallationen und einer durchdachten Organisation, die ein Gefühl von Sicherheit vermittelte – auch für Alleinreisende wie mich. Besonders beeindruckt hat mich die Vielfalt des Programms, die liebevollen Details wie die Glitzer-Schmink-Stationen und das köstliche, vegane Essen.

Eines ist sicher: Das war nicht mein letzter Besuch beim MS Dockville.

Fotocredits: Andreas Seibert-Wussow

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