Ein knappes Jahrzehnt war es still um die sechsköpfige Band aus Schweden. Nun melden sich MFMB mit ihrem neuen Album Sugar kraftvoll und energetisch zurück. Wir geben euch Einblicke in den Entstehungsprozess sowie Inspirationen der Platte und blicken zurück auf eine schwierige Zeit der Band, aus der sie jedoch viel Positives ziehen konnten.
Es ist viel passiert seit 2013
MFMB feierten Anfang der 2010er Jahre große Erfolge. Die Tourneen zu ihrem zweiten Studioalbum Colossus (2013) entzweiten die Bandkolleg:innen jedoch voneinander, sodass sie erst einmal getrennte Wege gingen. „MFMB has been a dominant part of our lives since we were teenagers, but the honeymoon phase ended sometime during the aftermath of Colossus’s release. The album was a success, as were the following tours, but it led to us spending perhaps too much time together in cramped vans and chilly German hostels. We realised we could use a little time away from each other, and this coincided with us growing past our early 20’s, with all that means in terms of starting educations, carreers, even families.“
Interessen verlagerten sich und es wurde sich in anderweitigen Projekten ausprobiert. Gitarrist Joakim Lindberg, der mit Hey Elbow, Spunsugar und This Is Head zusammenarbeitete, ist in der Zwischenzeit ein gefragter Produzent in Schweden geworden. Doch der Fokus auf MFMB wurde dabei nie aus den Augen verloren. „Some of us delved into musical side projects, but they were only just that – side projects to the main commitment which always will be MFMB. Our break lasted around two years, then in 2016 we got together again with the loose aim of doing something, anything, that would hopefully turn into a new album.“
Ihr neues Album Sugar sollte dabei in einem demokratischen Kompositionsprozess entstehen, bei dem jedes Mitglied seinen Beitrag leistet. Aufgrund der Tatsache, dass die Bandmitglieder in unterschiedlichen Städten wohnen, wurde sich dazu an den Wochenenden für Jam Sessions verabredet. Die zunächst improvisierten Songs wurden aufgenommen und später Stück für Stück zusammengesetzt. „Vic took the recordings home and began cherrypicking amongst the several hours of material we’d accumulated. They made our jams into skeletons for proper songs, and brought them to our following meet-ups where we all contributed with the bits and pieces that eventually turned them into the final tracks now available on the album. It was a painstakingly time-consuming method, but “Sugar” simply needed to be made that way.“
ein melancholisch-energetisches Album mit viel Abwechslung
Nach langer Zeit des Wartens ist das langersehnte dritte Studioalbum Sugar nun draußen. Es beginnt mit dem Titeltrack Sugar. Sofort werden hier die Energie durch die ausdrucksstarken Drums und erzeugte Spannung durch die Synthies und Gitarrensounds spürbar. Im Verlauf schaukeln sich Gesang und Instrumente immer weiter nach oben in eine tranceähnliche Stimmung, die stark an The Doors und David Bowie erinnert.
Trotz der Energie behandelt der Song ein ernstes Thema, was sich auch durch die anderen Songs des Albums zieht. Es geht um Themen wie Vergänglichkeit, Verlust, Enttäuschung und Selbstzerstörung – aber auch dem Ausbrechen und Befreien aus diesen Strukturen. Musikalisch verpackt wird das Ganze in gedoppelten Drums und schönen Gesangsmelodien, starke Gitarrensounds aus Fuzz, Zerre und Wah-Pedal, treibende Basslinien und atmosphärischen Synthie-Sounds.
Auf vielen Songs liegt eine gewisse Schwere und Melancholie, die von der Band sowohl musikalisch als auch lyrisch ansprechend umgesetzt wird. Als musikalische Einflüsse benennt MFMB hier Primal Scream, Daft Punk und Silverbullit. Lyrische Inspiration fand die Band in „the seemingly never-ending stream of hardships in day-to-day life.” Auf Sugar wechseln sich Balladen und schnelle Nummern ab.
Sind sie doch eher im Alt-Rock zuhause, schlagen sie zwischendurch auch andere Richtungen ein. Ein gutes Beispiel dafür ist der Song „Harvest“. Durch die Gitarrenparts, Drums und Chöre erhält er schon fast einen Indie-Touch, was mir sehr gut gefällt. Das Gitarrensolo am Ende lässt das Thema der Vergänglichkeit deutlich spürbar werden. „Harvest established the specific kind of gloomy ambience that we wanted for the record as a whole. We’re very fond of the guitar solo in this one. Right at the end. It’s a nugget.“
Dagegen erinnert The Hippy Shake (To Earn Your Love) schon fast an eine poppige Nummer in White Stripes Manier – zumindest melodisch und rhythmisch. Der Gitarrensound aus Vibrato, Distortion und Wah in Kombination mit der Orgel ist der Hammer und der Song hat absolutes Ohrwurmpotenzial. Zum Ende hören wir sogar ein Saxophon Outro, wie cool ist das denn?
Mit Six Figure Income finden MFMB einen kraftvollen Abschluss für ihr Album. Ein kapitalismuskritischer Song, der durch die Gitarrensounds absolut fett klingt – thematisch aber nicht unbedingt an den Rest des Albums anschließt. „We debated back and forth whether to include this on the album. It doesn’t stick to the formula, it’s something else. Still very much MFMB, but perhaps more akin to our previous work. We decided to put it as the closer. […] Six-Figur Income is some sort of opposite to that. It’s about capitalism, and it’s very angry.“
Meiner Meinung nach ist Six Figure Income ein gelungener Abschluss für ein insgesamt sehr überzeugendes Album. Die melancholisch-energetische Thematik der Platte wird durch die unterschiedlich musikalisch ausgestalteten Songs facettenreich vorgetragen und dadurch spürbar. Sugar ist ein Album, dass sowohl Fans der Band als auch Neueinsteiger:innen gefallen wird.
Fotocredtis: Olle Enqvist & Christine Björk