Das neue Album Blut von Gutbier & Vogeler feierte im Häkken in Hamburg Premiere. Ein Bericht aus dem Publikum von Catharina Boutari.
Das Gitarrenlick ist tonnenschwer und sitzt ganz hinten auf dem Beat. Bass und Schlagzeug intensivieren durch ihr akzentuiertes, rhythmisches Spiel die Schwere noch. Treiben sie nach vorne. Ein Hauch Americana weht vorbei. Darüber Lisa Gutbiers Stimme. Melancholisch. Intensiv. Direkt. Die Enden der letzten Silben der Wörter ihrer Sätze kippen wehmütig ins Zerbrechliche. Oder werden kratzig. Und diese Risse in der Stärke kriechen mir direkt ins Herz. Oh, wie ich gewartet habe auf diesen Song, der mir seit Tagen im Kopf rumschwirrt.
Blut ist der Titeltrack des neuen Albums von Lisa Gutbier und Arne Vogeler. Und ich stehe bei ihrem Releasekonzert im Häkken in Hamburg vor der Bühne und singe lauthals mit. Eine Stunde vorher bin ich wild entschlossen durch den Regen gelaufen, um hier zu sein. Für viele andere wäre ich bei dem Wetter zuhause geblieben, aber für Lisas Stimme würde ich durch einen Sturm laufen. Sie kann natürlich auch helle Farben. Hoffnung verbreiten, wie im Song Irgendwann. Doch auch hier versteckt sich eine leise Melancholie zwischen den Tönen. Lisa sagt, es war keine leichte Zeit, als das Album entstand. Pandemie. Berufsverbot. Keine Ahnung, wann und wie es weitergeht. Das hat Spuren hinterlassen. Und Gutbier & Vogeler haben diese in Musik verwandelt. Aus der Pandemie geboren, aber nicht in ihr stecken geblieben.
Hoffnungsvoll in Richtung Licht
Das Album ist ein seltsam schöner Ort, der deine dunklen, schweren Gedanken kennt, dich auffängt und vom schwärzesten Punkt der Nacht ganz langsam wieder Richtung Licht führt. Der neue Tag ist nicht sonnenhell, eher noch etwas wolkenverhangen, aber auf jeden Fall hoffnungsvoll. Die Band agiert auf dem Album wohltuend zurückhaltend. Bereitet ein traumwandlerisch sicheres, rhythmisch dichtes und sehr geschmackvolles Bett für Lisas Universum, welches von den zweiten Stimmen von Arne Vogeler großartig unterstützt wird.
Leider wird diese irre Kombination von leiser Superintensität, die Raum zum Atmen lässt und gleichzeitig die Luft zum flirren bringt, beim Releasekonzert nicht gehalten. Für meinen Geschmack bekommt die Rockband, die einfach laut rocken will, zu schnell, zu sehr die Oberhand und Lisas Gesang geht immer mehr in der dichten Musik unter. Wie schade. Ich schalte um auf die Albumstimme in meinem Kopf und freue mich, dass das viele Publikum trotzdem ausgiebig feiert. Das haben sie auf jeden Fall sowas von verdient.
Überzeugt euch selbst vom Album. Blut ist am 29. September 2023 erschienen und ihr könnt es daheim auf Vinyl genießen oder natürlich auf den bekannten Streaming-Kanälen finden.
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Fotocredit: Annemone Taake