Am 13.05.2023 findet das Finale vom 67. Eurovision Song Contest (ESC) statt. In Liverpool nehmen Künstler:innen und Bands aus 37 Ländern an diesem musikalischen Wettstreit teil. Vor dem Finale des ESC müssen sich davon 31 Acts in zwei Halbfinalen zunächst qualifizieren.
Der Songcontest ist eine der größten Medien- und Musikveranstaltungen der Welt. Ein Millionenpublikum vor den TV-Geräten und ESC-Partys in vielen Ländern. Für Musiker:innen ist es etwas ganz besonderes live dabei zu sein, wenn es einmal in Jahr heißt „Hello Europe“. Dabei ist Gewinnen nicht alles, es sich fast ein wenig wie bei den Olympischen Spielen: Dabei sein ist alles! Wir können uns auf ein Musik- und Showspektakel freuen, in dem sich jedes Genre wiederfindet. Das Motto lautet diesmal „United by Music“. Das zwei Herzen umfassende Logo ist angelehnt an der Idee, dass Millionen von Herzen im Einklang miteinander schlagen. Die Moderation in der ARD vorab und hinterher nimmt wieder Barbara Schöneberger vor. Kommentieren wird die Show leider letztmalig die ESC-Legende Peter Urban. Beim ersten Semifinale am Dienstag darf übrigens auch das Publikum aus Deutschland zum Telefon greifen und abstimmen.
Zahlen Daten Fakten
Im letzten Jahr hat die Band Kalush aus der Ukraine den Songcontest im italienischen Turin haushoch gewonnen. Doch aufgrund des anhaltenden Krieges im Land musste ein Ausweichort gefunden werden. Viele Städte über den ganzen Kontinent wie Stockholm oder Brüssel waren interessiert. Letztendlich entschied man sich aber den Wettbewerb an den zweitplatzierten des Vorjahres, also dem Vereinigten Königreich zu vergeben. Die Spannung steigt bereits seit Wochen, in Deutschland spätestens seitdem die Band Lord oft the Lost mit dem Song Blood & Glitter den Vorentscheid gewann. Als eines der Big Five – Länder ist Deutschland automatisch im Finale. Außerdem direkten Finaleinzug genießen Spanien, Italien, Frankreich, das Vereinigte Königreich und der Sieger des Vorjahres, die Ukraine. Alle anderen Teilnehmenden müssen sich in den Halbfinals am Dienstag, den 09.05.2023 und Donnerstag, dem 11.05.2023 durchsetzen. Ich habe einen Blick auf das Teilnehmerfeld geworfen und sage euch, auf welche Acts mein persönliches Augenmerk gefallen ist.
Erstes Halbfinale
Malta: The Busker – Dance (Our Own Party)
Zwar hat Malta noch nie gewonnen, aber Einschaltquoten von 90% beim ESC eine gewaltige Fanbase. Der Inselstaat im Mittelmeer schickt in diesem Jahr die Band The Busker nach Liverpool. Die dreiköpfige Band in Strickpullis und Sweatshirts gewann haushoch bei der entscheidenden Abstimmung im Landesfinale. Inspiriert von der Musik der 60er Jahre und mit dem groovigen Sound des Saxophons überzeugen sie mit dem Song Dance. In dieser Partynummer dreht es sich darum, dass man lieber im kleinen und gemütlichen Freundeskreis feiert. Mitte Mai müssen sie jedoch damit rechnen, dass in der Liverpooler Arena 11.000 Musikfans mitfeiern wollen.
Lettland: Sudden Lights – Aija
Lettland entsendet in diesem Jahr die Band Sudden Lights. Beim Song Aija handelt es sich um ein Wiegenlied in einer Welt voller Gewalt und Ängste. Aber wie ein Schlaflied kommt die Nummer überhaupt nicht daher. Beginnend mit schnellen Beats wird der Song rockiger.
Ausgehend von der musikalischen Botschaft des Songs über Angst und Sehnsucht nach Frieden thematisiert das Video visuell die Beziehung zwischen Menschen und ihren Ängsten. Die Angst vor der Angst stellt sich oft als beängstigender heraus als das, wovor wir uns fürchten. Wenn wir Ängste akzeptieren und mit ihnen zu leben lernen, dann können wir erkennen, dass ihre Hauptaufgabe darin besteht, uns zu beschützen. Schauen wir mal, wie weit die Letten mit dieser Nummer beim ESC kommen.
Schweden: Loreen – Tattoo
Die Skandinavier entsenden mit Loreen keine Unbekannte. Mit dem Song Euphoria gewann sie bereits 2012 in Baku den Titel. Dieses Lied ist definitiv in Erinnerung geblieben und bei der neuen Nummer wird ein jeder ESC-Fan hellhörig. Was zunächst ruhig beginnt steigert sich zu einer kraftvollen Nummer voller Dramatik. Loreen versteht es dem Lied Leben einzuhauchen und so dem Song sowohl eine ausdruckstarke Stimme zu verleihen als auch spürbar Energie auf die Bühne zu bringen. Für Tattoo zeichnet sich übrigens dasselbe Songwriter Gespann verantwortlich wie auch für Euphoria. Die Schwedin mit den marokkanischen Wurzeln ist für mich eine heiße Titelanwärterin.
Zweites Halbfinale
Estland: Alika – Bridges
Was wäre der Songcontest ohne gefühlvolle Balladen? In diesem Jahr wird man erstaunlich wenige Balladen hören. Für Estland liefert Sängerin Alika aber genauso eine Nummer. Klavierklänge, Streicher und eine hoffentlich auch live überzeigende Stimme sind die Merkmale von Bridges. Je länger der Song dauert, desto mehr Stärke und Überzeugungskraft spiegelt die Nummer wider. Im Song geht es darum sich in der Welt unwohl oder verloren zu fühlen und die Stärke zu finden dagegen anzukämpfen. Mit Brigdes will sie also Brücken von Angst und Schwäche hinzu Selbstvertrauen und Willenskraft bauen.
Belgien: Gustaph – Because of you
Mit Gustaph entsendet Belgien einen ehemaligen Backgroundsänger zum Contest. Als Backgroundsänger stand er bereits auch auf der ESC-Bühne. Der Song Because of you vermittelt von Beginn am positive Vibes, animiert zum Bewegen und klingt ungemein modern. Die Nummer schrieb Gustaph zusammen mit dem Künstler und LGBT-Aktivisten Jaouad Alloul. Ein bisschen 90er Jahre Feeling und ein Hauch George Michael. Stimmlich überzeugen die Damen im Hintergrund sogar ein wenig mehr als der Sänger selbst. Man kann sich den Song gut als Song in zahlreichen Clubs vorstellen und warum sollte nicht ein so lebensbejahendes Lied auch gewinnen?
Österreich: Teya & Salena – Who the hell is Edgar?
Das Duo Teya & Salena vertritt die Alpenrepublik Österreich 2023. Für die Musikerin Teya ist der ESC ein großer Traum. Sie nahm europaweit an Songwriting-Camps teil und bewarb sich als gebürtige Serbin in ihrer Heimat bereits für eine Teilnahme am Wettbewerb. Selena sammelte Erfahrungen als Straßenmusikerin und bei der Sendung The Voice of Germany. Der Song Who the hell is Edgar? Ist eine lustige Huldigung des Schriftstellers Edgar Allen Poe. Im Song wird unter anderen das Streaming aufs Korn genommen, mit dem Künstler:innen quasi Null, nichts verdienen. Lebendig, witzig, schräg und schon beim ersten Mal hören kultig ist dieses Lied geprägt von Hitpotenzial.
Ganz egal, welche Lieder den Finaleinzug schaffen, uns erwartet ein Spektakel. Es heißt dann daheim im Freundeskreis, der Familie oder alleine vor dem Fernseher die Show zu genießen. Wer sind eure Favoriten? Welche Acts haben euch überrascht? Oder wen würdet ihr gerne einmal aus unseren Vertreter:innen sehen? Lasst es uns gerne wissen!
Wir wünschen viel Spaß bei allen drei Sendungen.
Fotocredit: Dirk Kippermann
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