Eine neue Single als Albumankündigung. Soweit so bekannt. Soweit so gut. Doch wird Spill Tab es auch dieses Mal schaffen, mich zu überzeugen? Wird die neue Single Angie den Platz für das gleichnamige Debütalbum in meiner digitalen Musiksammlung sichern? Ein skeptischer Blick auf eine neue Veröffentlichung.
Während ich diese Zeilen schreibe, höre ich mich immer und immer wieder durch das doch echt umfangreiche Repertoire von Spill Tab. Die in LA lebende französisch-koreanische Sängerin hat inzwischen über 20 Stücke veröffentlicht. Mit 3 EPs in 5 Jahren und mit zahlreichen Kollaborationen (u.a. Metronomy) ist das beachtlich. Nun soll also am 16. Mai das Debütalbum folgen.
Was erwarte ich
Ich bin was neue Musik von liebgewordenen Musiker*innen und Bands angeht, oftmals sehr picky. Im Norden sagt man krüsch und meint nicht nur Essen. Wenn ich etwas mag, bin ich schnell enttäuscht, wenn es nicht meinen Erwartungen entspricht. Sei es, weil sich der Stil völlig geändert hat, oder genau das nicht passiert ist. Einer Entwicklung gegenüber bin ich immer aufgeschlossen und höre neugierig ein zweites Mal hin, um mir eine echte Meinung zu bilden. Bei Spill Tab ist das auch so. Aufmerksam geworden bin ich über den Song Grade A auf die Musikerin. Ein Song zum Rumspringen. Die EP Bonnie (2021) ist eine von den Musikveröffentlichungen, zu denen ich greife, wenn es mal etwas verrückter sein darf. Seitdem ist viel passiert und Spill Tab kreuzte immer wieder meinen Weg. Zuletzt habe ich sie beim Reeperbahn Festival 2023 auch live erleben dürfen. Bereits hier zeigte sich die Weiterentwicklung vom Skate-Punk zum energievollen Indie-Sound nur zu gut.
Was erwartet uns
Die nochmalige Veränderung war bereits in den aktuellen Veröffentlichungen von Pink Lemonade und De Guerre zu hören. Mit Angie geht Spill Tab noch einen Schritt weiter. Entstanden ist ein Stück voller Vintage-Synthesizer-Klängen. Ein Stück, das trotz vieler technischer Effekte den Bogen zu organischer Musik schafft. So holt mich Spill Tab auch dieses Mal wieder ab. Die Single wurde gemeinsam mit John Hill (FKA Twigs, Charli XCX) und Solomonophonic (SZA, Lola Young, Remi Wolf) co-produziert und enthält wieder viele Feinheiten zum Hinhören.
Auch das Video zeigt wieder die kunstvolle Herangehensweise der Musikerin für die Visualisierung ihrer Musik. Die auf dem Schrottplatz gedrehten Szenen – mal aus dem Kran, mal vom Boden –zeigen die Energie, die Risikobereitschaft und auch die Kompromisslosigkeit ihre Gefühle und Gedanken mitzuteilen. Bereits bei Pink Lemonade hat sie mich mit ihrem verrückten Storytelling überzeugt.
Spill Tab macht den nächsten Schritt
Ohne das kommende Album komplett gehört zu haben und mit nur den drei bisherigen Stücken im Ohr, bin ich weiterhin gespannt, was kommt. Ob ich dem Debüt Angie von Claire Chicha, wie Spill Tab mit bürgerlichem Namen heißt, einen Platz in meiner virtuellen Sammlung sichere? Ich weiss es heute nicht. Die Single Angie wird es jedoch nicht in meine Top-Songs 2025 schaffen. Da ich es aber oft erlebt habe, dass mir ein ganzes Album dann plötzlich doch gut gefällt, warte ich gespannt auf den 16. Mai. Solange wechsle ich zurück zu Anybody Else, Cotton Candy und Grade A. Auch Uneasy mit Metronomy läuft hier in Dauerschleife. Vielleicht bin ich derzeit aber auch einfach zu picky. Oder halt krüsch, wie ihr mögt. Muss auch mal sein. Nicht alles gefällt halt.
Fotocredit by Neema Sadegh
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