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L’Impératrice – fulminantes Klangspektakel auf ‚Tako Tsubo‘

Am 26. März veröffentlichte das französische Funk-Soul-Synth-Disco Sextett L’Impératrice ihr zweites Album Tako Tsubo. Und eins kann ich schonmal vorwegnehmen: Ein so facettenreiches und herrlich vielfältiges Album habe ich lange nicht mehr gehört! Wie der Entstehungsprozess des Albums ablief, welche musikalischen Einflüsse darauf zu sind und welche Schritte die Band als nächstes plant, haben wir im Interview für euch herausgefunden.

Eintauchen in atmosphärische Klangwelten

Bereits ab der ersten Sekunde von Tako Tsubo bin ich zwischen atmosphärischen Synthie-Klängen, starkem Groove gepaart mit schön akzentuierter Gitarre und dem leichten, anmutigen Gesang von Flore Benguigui gefangen. Jeder Song des Albums ist wie eine Reise, von der man nicht weiß, in welche Klangwelt sie einen als nächstes führt. Die Melodien sind eingängig, die Synthesizer wohlüberlegt eingesetzt und die Basslines verleihen jedem Track ein grooviges Disco-Feeling.

Ein großartiges Beispiel dafür ist der Song Fou, bei dem das Prinzip des Interlockings geradezu perfektioniert ist: Jedes Instrument steht an seinem Platz, akzentuiert gekonnt und spielt nur so viel, wie unbedingt nötig.

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Es ist wirklich spannend zu zuhören, wie viele einzelne musikalische Feinheiten die Songs aufzeigen und was für eine Dynamik dadurch entsteht. Innerhalb des Albums herrscht viel Bewegung und Vielseitigkeit, wie die häufigen Breakdowns inklusive Genrewechsel beweisen. Songempfehlungen dazu sind Off To The Side, L’Équilibriste oder Voodoo?.

Tako Tsubo thematisiert das Erleben verschiedener Emotionen

Im Gespräch mit der Sängerin Flore Benguigui und Pianisten Charles de Boisseguin von L’Impératrice zeigt sich, dass diese Stilbrüche und Vielschichtigkeiten gewollt sind. Der Albumtitel Tako Tsubo stammt aus dem Japanischen und ist der offizielle Name für das Broken-Heart-Syndrom. Es beschreibt eine Verformung des Herzens aufgrund verschiedener intensiv erlebter Emotionen. Die Songs des Albums nehmen sich diesem Umstand an. „The main idea was to create a break in continuity. […] So we composed the album with the idea with many breaks. We wanted to do that because it assumes our influences that allowed us to mix them with other kind of music“, sagt Pianist Charles de Boisseguin.

Musikalische Vorbilder sehen die Mitglieder von L’Impératrice in Bands wie Chic oder Sister Sledge. Aber auch in modernen Künstlern wie Tyler The Creator, Anderson .Paak, Janelle Monae und Kendrick Lamar. Diese Einflüsse aus Funk, Soul, HipHop, R’n’B, Pop und französischer Musik verstehen sie gekonnt miteinander verschmelzen zu lassen. „The idea was to create surprises and also to bring a whole mix of emotions. The listener […] doesn’t know where we’re going“, sagt Sängerin Flore Benguigui.

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Diese Art von Spannung in den Arrangements lässt sich auch in den Lyrics wiederfinden: „The idea of the songs, is to be on the side of things: On the side of society, of normality and the flow of life“, so Benguigui. Wie beim Vorgängeralbum Matahari enthält auch Tako Tsubo englische Songs. Hierbei geht es der Band weniger um das Ansprechen eines internationalen Publikums, sondern um persönliches Empfinden. „I start with creating a melody and see, which language fits the best to the song“, sagt Flore. Französisch passt meiner Meinung nach sehr gut zu dem Genre, da sich die Sprache förmlich ins Ohr schmiegt. Die englischen Songs bieten eine gute Abwechslung.

Mehr Zeit für kreative Entfaltung 

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Tako Tsubo ist Zusammenarbeit mit Renaud Letang entstanden, der auch das erste Album Matahari produzierte. Die Herangehensweise war bei dem neuen Album aber anders. Statt das Studio mit weitestgehend fertig komponierten Stücken zu betreten, waren die Songs dieses Mal nur in groben Demoversionen vorhanden. So konnte sich mehr Zeit genommen werden, um das Album gemeinsam zu entwickeln. „He [Renaud Letang] was more involved in the creating process and in the way of finding a good sound for small details“, so Benguigui. Charles betont, dass Letang einen maßgeblichen Einfluss auf den Groove des Albums gehabt habe. Als zu Beginn des Jahres 2020 die Kontakte wegen des ersten Lockdowns heruntergefahren wurden, entschloss sich Charles dazu, das Album selbst zu produzieren.

Vieles wurde verworfen, Arrangements neu geschrieben, Instrumente erneut aufgenommen und sogar ein komplett neuer Song geschrieben. Da sich zum Zeitpunkt des Lockdowns alle Bandmitglieder über unterschiedliche Orte in ganz Frankreich verteilten, komponierten sie einen Song über die Distanz hinweg. Heraus kam der Song Submarine, den die Band ohne fremde Hilfe aufnahm und auf den sie mächtig stolz sind. „We spent two albums working with Letang and Submarine is the proof of all we’ve learned so far“, sagt Flore lachend.

Wer L’Impératrice live erleben möchte, darf auf den Sommer hoffen. Die Band spielt einige kleine Festivals in Frankreich, die corona-konform stattfinden können. Darüber hinaus liefern sie jeden Mittwoch in Form eines Livestreams auf ihren Social-Media-Kanälen einen Blick hinter die Kulissen und den Entstehungsprozess des Albums. Schaut auf ihrer Website, auf Facebook und Instagram vorbei, um nichts zu verpassen!

Ich kann an dieser Stelle nur noch eine absolute Hörempfehlung für Tako Tsubo abgeben. Meiner Meinung nach ist es eines der vielversprechendsten Alben des Jahres, das euch noch nach mehrmaligem Hören überraschen wird. Das Album und alle weiteren Veröffentlichungen findet ihr auf Spotify.

Fotocredits: Gabrielle Riouah

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