Tom Odell, der für seinen pianosatten Sound bekannt ist, möchte auf seinem neuen Album Black Friday mit deutlich reduzierten Songs glänzen. Meiner Meinung nach ist ihm dieses Experiment restlos geglückt. Warum es sehr gute Chancen hat, bald in meiner Schallplattensammlung zu landen, lest ihr hier:
Ich habe mich sehr auf sein neues Album gefreut. Seine gänsehauterregende Stimme, seine tiefgründigen Texte und das Pianospiel, für das er bekannt ist, machen Tom Odell zu meinem favorisierten Singer/Songwritern. Auch auf seiner neuen Platte hat Tom Odell beweisen, dass er ein Meister im Storytelling ist.
Ein Album wie Programmmusik
Es wirkt so, als würde uns Tom Odell auf eine Reise mitnehmen wollen. Programmmusikartig führt der Brite den*die Zuhörer*in durch die Jahreszeiten – dargestellt durch die Instrumente eines Orchesters. Auf dem Album befinden sich vier 20- bis 30- sekündige Zwischenspieler, in denen die Instrumente in den Vordergrund treten und den Zuhörer*innen besondere Einblicke in die Entstehung des Albums gewähren. Eigentlich bin ich kein sonderlich großer Fan solcher „Fülltracks“, aber ich verstehe, warum Black Friday nach diesen verlangt: Tom Odell möchte, dass wir uns bewusst mit der Instrumentierung des Albums auseinandersetzen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass er das Piano bei diesem Werk im Hintergrund halten möchte.
Mit einer Spielzeit von gerade einmal 30-Minuten ist Black Friday definitiv sehr kurz. Doch gerade weil das Album den Charakter einer Programmmusik annimmt, eignet es sich perfekt für eine Schallplatte, die man unbedingt in der vorgegebenen Reihenfolge spielen lassen sollte. Die melancholische Stimmung des Albums lädt förmlich dazu ein, die Stücke an regnerischen Tagen mit einer Tasse Tee in der Hand vor dem Kamin in Erinnerungen an die wärmeren Tage schwelgend, laufen zu lassen.
Tiefgründige Texte sind Tom Odell’s Steckenpferd
Für mich ist es die bildhafte Sprache, die Tom Odell’s Musik so besonders macht. Wie kein anderer schafft er es Themen wie Liebeskummer oder Depressionen so leicht werden zu lassen, als würden sie sich durch seine Musik einfach in Luft auflösen. In End of the Summer sieht man sich selbst auf einer Wiese liegend in den Himmel blicken, während Tom Odell davon singt, wie sich der Himmel langsam grau färbt und ähnlich einer Sommerliebe verblasst. Im nächsten Moment spaziert man in Somebody Else eine Straße hinunter und sieht seinen Sommerflirt in einem Auto neben einer anderen Person sitzend wieder. Bekannte und vielleicht verdrängte Gefühle kommen hoch, während wir dem Song zuhören.
Mein Favorit auf Black Friday ist Parties. Tom Odell besingt mit einer ihm ganz speziell eigenen Leichtigkeit das Gefühl, etwas verpassen zu können. Mit dieser als „Fear of missing out (kurz: FOMO)“ bekannten Emotion, haben derzeit vor allem viele Personen der jüngeren Generationen zu kämpfen. Ich eingeschlossen. In diesem Song geht es darum, dass sich der Musiker auf einer Party befindet, zu der er eigentlich gar nicht hingehen wollte.
Rein die Hoffnung, eine bestimmte Person zu treffen, hat ihn herkommen lassen. Doch, wie es oft bei FOMO der Fall ist, fragt sich der Protagonist am Ende der Party, warum er überhaupt hingegangen ist. Erneut ist es die bildhafte Sprache, die das Gefühl erweckt, selbst auf dieser Party zu sein.
Auf Black Friday befindet sich ein schöner Mix aus sehr ruhigen Liedern und lauten Melodien. Wie es sich für Tom Odell gehört, sind die Texte insgesamt sehr melancholisch und bildhaft. Als Fan ist einem natürlich bewusst, dass seine Alben nicht die größte Abwechslung bieten. Doch bei diesem neuen Album ist dem Briten das Experiment, weg vom Piano hin zu einer orchesterlastigen Instrumentierung, in meinen Augen mehr als gelungen. Black Friday wird definitiv für regnerische Tage in Hamburg in meine Schallplattensammlung einziehen.
Tom Odell live
Ein Großteil der Tour ist bereits ausverkauft. Aufgrund der großen Nachfrage wurden bereits einige Konzerte in größere Locations verlegt. Wer also die Chance hat, sollte sich schnell noch ein Ticket kaufen.
24.03.2024 Köln – Palladium (ausverkauft)
25.03.2024 München – Zenith (ausverkauft)
30.03.2024 Hamburg – Sporthalle (ausverkauft)
31.03.2024 Berlin – Velodrom – hochverlegt
01.04.2024 Frankfurt – Festhalle – hochverlegt
Mehr erfahrt ihr auf Instagram oder der Artist Webseite.
Fotocredit by Rory Langdon-Down
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