Hinsetzen und zuhören. Das neue Album „Private“ von DePhazz weckt Erinnerungen an schöne Tage und macht Lust auf mehr. Jazz mischt sich mit Soul und die typischen Beats lassen einen zwischen Loungsessel und Tanzfläche schwingen. Eine total gelungene Neuerscheinung zum Start des Jahres.
Der Sound geht nach vorn
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge habe ich das neue Album „Privat“ das erste Mal durchgehört. Die ersten Klänge waren noch ein wenig enttäuschend. Ein wenig von „Warte das kenne ich doch“ und „Nee, ist neu“. Und dann noch mal zurücklehnen und alles auf Anfang. Repeat! Nochmal richtig reinhören!
Denn wie ich, hat sich der Klang und die Jazz-Combo verändert. Ist erwachsen geworden. Der professionelle Jazz-Klang deutlicher. Mehr Gefühl, smoothiger, mehr Lounge. DePhazz hat 2016 den Sprung geschafft. Kein Pop, sondern ein Sound der unverwechselbar ist. „Private“ ist, so sagen sie selber eine Album für die erwachsen gewordenen Fans, die jetzt mehr Zuhause sind. Nicht soviel unterwegs in Clubs. Für mich klingt das mehr nach gutem Wein, statt Sekt auf Eis. Es passt.
Geniessen und relaxen
Es sind die Hits der vergangene Jahre. Pat Appleton, die inzwischen auch Solo mit ihren Alben unterwegs ist, ist wieder die Stimme im Vordergrund, begleitet von einer fein abgestimmten Band im Hintergrund.
Ich liebe die neue Interpretation der „alten“ Songs. Anchorless mit mehr Saxophon und den sanften Percussions im Hintergrund. Man hört quasi das Wellenrauschen. No Jive kommt nun mit weniger Beats und mehr Gefühl aus. Die Spannung liegt weiter in der Luft, ist aber ruhiger und lässt mehr Raum. Auch hier spürt man die Weiterentwicklung der letzten Jahre. Mambo Craze hat seine Wildheit verloren, ist aber akzentuierter noch schöner. Mehr Ausblick auf einen baldigen Sommer geht nicht.
Es ist das Spiel mit Tönen, Rhythmus und Gesang. Die Mischung von Jazz, Blues, Soul, ein wenig Reggae und den typischen DePhazz Breaks. Ein Sound, den Pit Baumgartner immer wieder über die Jahre in jedem der inzwischen 10 erschienen Alben einbaut. Immer wieder hat man das Gefühl, dass die Instrumente die Antwort auf die Vocals sind. Ein Spiel, dass DePhazz unverkennbar macht und das Spass beim Zuhören macht.
Ich kann mich noch sehr gut an mein erstes DePhazz Konzert erinnern. Ein kleiner Club, eine Band, von der man mal einen Song in einer Bar gehört hat. Eine Combo, die auf der Bühne ein besonderes Erlebnis war. Eine Konzert, wie ich nicht viele in den letzten Jahren erlebt habe.
Besonders freut es mich, dass meine Anfrage ein paar Zeilen zu schreiben, direkt von Pat Appleton beantwortet wurde und sich Pit Baumgartner die Zeit nimmt mir ein paar Fragen zu beantworten:
Herzlichen Glückwunsch zur Neuerscheinung. Das neue Album klingt nach viel Perfektionismus und hat dennoch die notwenige Leichtigkeit und den typischen Klang von DePhazz. Wie gelingt euch das immer wieder?
Für die Perfektion auf „Privat“ ist überwiegend die Band verantwortlich, da die Platte live eingespielt wurde; dieses Kompliment darf ich an dieser Stelle gerne weitergeben, wenn es denn als solches gemeint ist. „Unperfekt“ kann ja ebenfalls sehr charmant sein. Ich hatte mehr mit der Abmischung zu tun, gemeinsam mit dem (nicht unwichtigen) Ton-Mann Horst Schnebel/Studio 17.
Welches ist euer absoluter Lieblingssong auf dem Album und warum dieser?
Während einer Produktion wechseln die Lieblings-Titel je nach Entwicklungsstadium und „Tagesform“; am Ende des Tages finde ich dann aber in jedem Song meine Lieblingsstelle.
Fast 20 Jahre gibt es DePhazz nun bereits. Das Musikverhalten der Fans hat sich gewandelt. Merkt ihr das auch?
Zu dieser Frage könnte man ein mind. abendfüllendes Gespräch führen. Die musikalischen Neigungen der Musik-Fans kann ich nicht beeinflussen (das kann man allenfalls mit einem großen Marketing-Budget). Für mich ist viel mehr die Frage nach meinem „eigenen musikalischen Verhalten“ (Entwicklung/Neigung über die letzten 20 Jahre) interessant, oder das meiner Musiker-Kollegen. Das kling zunächst mal sehr egoistisch, ist aber beim Produzieren die Grundlage für ein authentisches Produkt. Je mehr Überzeugung, desto besser die Arbeit. „Wer“ sich das später anhört, „wem“ das gefällt oder „wen“ es enttäuscht, darf dabei zunächst keine Rolle spielen. Klingt hart, erhöht aber das Glücksgefühl, wenn dann tatsächlich jemand die Platte kauft, oder sich für die Band interessiert, wie Du jetzt.
Was erwartet uns in den nächsten Monaten von euch? Ein weiteres neues Album steckt scheinbar schon in den Startlöchern? Gibt es Live Termine?
Ja, in der Tat, liegen einige Aufnahmen vor, so dass wir 2016 noch einige Phazz-a-delic Produktionen veröffentlichen werden. Wir können ja zu einem späteren Zeitpunkt gerne noch mal darauf zurück kommen.
Auf jeden Fall. Danke für deine Zeit, den neuen Sound und die Möglichkeit wieder ein gutes Stück Musik der Welt näher zu bringen.
DePhazz wie immer Something Special
Sie sind wieder da. DePhazz meine Lieblings-Lounge-Band aus der den letzten Schultagen, dem Beginn des Studiums, dem Sound der ersten eigenen Wohnung. Ein Album, dass auf jeden Fall in meine Favoriten Liste für dieses Jahr wandert. Und mit den Klängen des letzten Songs Something Special lasse ich euch dann auch selber reinhören in ein ganz besonders Album voller Jazz, Soul und Swing. Denn dies war nur einer meiner Lieblingssongs der letzten Jahre, der mal wieder den herrlich humorigen Ton in den Texten wieder spiegelt. „You´re so special, so unbeliveable, like anybody else“. Ein Grund mehr das Album noch mal zu hören.
Mehr zu DePhazz? Schaut einfach auf die Website vorbei, bestellt euch das Album „Pivate“ (erschienen am 29. Januar 2016 bei EDEL Records) und geniesst die Musik.
Foto-Credits: DePhazz Official
Das Album gefällt mir!
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