Young Foolie
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Country-Musik und ich: Zwischen Sehnsucht und Verantwortung

Es ist spät am Abend, und die vertrauten Klänge einer Akustikgitarre füllen den Raum. Die Melodie ist einfach, aber sie erzählt eine Geschichte – eine Geschichte von Sehnsucht, von Verlust und manchmal auch von Hoffnung. Country-Musik hat diese besondere Fähigkeit, die Seele zu berühren, selbst wenn die Worte nicht immer für alle gemacht sind. Als queere Person sitze ich oft zwischen diesen Gefühlen: Ich liebe die Musik, aber sie spricht mich nicht immer an.

Trotzdem höre ich weiter, suche die Künstler*innen, die mich mitnehmen, die zeigen, dass Country-Musik so viel mehr sein kann. Denn zwischen Slide-Gitarren und Harmoniestimmen gibt es Raum für Veränderung – und für neue Stimmen, die die Bühne verdienen.

Musik mit Haltung: Mein Platz bei MUSICSPOTS

Musik ist für mich mehr als Unterhaltung. Sie ist ein Raum, in dem Geschichten erzählt werden, in denen ich mich wiederfinden möchte. Genau deshalb bin ich Teil von MUSICSPOTS. Hier geht es nicht nur darum, Musik zu feiern, sondern auch darum, sie zu hinterfragen. Welche Werte stehen hinter den Artists? Welche Geschichten werden erzählt – und welche fehlen?

Besonders in der Country-Musik ist das eine wichtige Frage. Der Hype, den Stars wie Taylor Swift oder Beyoncé ausgelöst haben, hat das Genre für ein neues Publikum geöffnet, aber die alten Strukturen bleiben oft unangetastet. Bei MUSICSPOTS wollen wir Künstler*innen in den Fokus rücken, die diese Strukturen aufbrechen und für Diversität und Inklusion stehen. Es geht uns darum, die Stimmen zu verstärken, die sonst oft überhört werden.

Country: Ein Genre mit Schattenseiten

Country-Musik hat ihre Wurzeln in der Verschmelzung afroamerikanischer Blues-Elemente mit europäischer Folklore. Doch schon früh wurde das Genre weiß dominiert. Schwarze Künstler*innen wie Charley Pride oder Linda Martell, die das Genre mitgeprägt haben, wurden systematisch an den Rand gedrängt. Stattdessen wurde Country-Musik zu einem Symbol für konservative Werte: traditionelle Familienbilder, romantisierte Cowboy-Ästhetik und oft eine latente Ablehnung gegenüber allem, was nicht in diese engen Kategorien passte.

Für schwarze Personen, queere Menschen und Frauen war in dieser Welt wenig Platz. Country-Musik fühlte sich oft wie eine geschlossene Gesellschaft an – warm und zugänglich für diejenigen, die hineinpassen, aber voller Mauern für alle anderen.

Doch nicht nur die Vergangenheit des Genres ist problematisch. Auch heute gibt es aufstrebende Künstler*innen, die vielversprechend starten, aber dann enttäuschen. So habe ich mich gefreut, als ich auf einige Artists gestoßen bin, deren Texte und Auftritte zunächst wie ein frischer Wind wirkten. Doch bei genauerem Hinhören wurden die Botschaften fragwürdig – oft unironisch homophob, sexistisch oder angepasst an einen konservativen Markt. Es ist frustrierend zu sehen, wie Potenzial geopfert wird, um in das bestehende System zu passen.

Country-Musik im Wandel: Hoffnungsträger*innen

Doch es gibt Künstler*innen, die zeigen, dass Country auch anders kann. Mickey Guyton ist eine von ihnen. Ihr Song „Black Like Me“ ist ein kraftvolles Statement gegen Rassismus und für mehr Repräsentation Schwarzer Frauen in der Country-Musik. Mit ihrer einzigartigen Stimme, die zwischen sanften, souligen Passagen und kraftvollen, emotionsgeladenen Momenten wechselt, macht sie deutlich: Country-Musik gehört allen.

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Orville Peck, der maskierte Cowboy, bringt mit seinem tiefen Bariton und seiner queeren Ästhetik frischen Wind ins Genre. Songs wie „Dead of Night“ erzählen von queerer Liebe und Sehnsucht und brechen mit den traditionellen Erzählungen des Genres. Nicht zu vergessen seine großartigen Contry-Cover zB von Lady Gaga.

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Lil Nas X hat mit seinem Megahit „Montero“ gezeigt, wie vielschichtig und wandelbar Country sein kann. Mit einem Mix aus trap-inspirierten Beats und klassischen Country-Elementen hat er nicht nur die Charts erobert, sondern auch eine Diskussion darüber angestoßen, wie viel Platz queere und Schwarze Künstler*innen im Genre haben sollten. Nas X ist nicht nur ein erfolgreicher Musiker, sondern auch ein Symbol dafür, wie dringend Country-Musik neue Stimmen braucht.

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Auch Young Foolie, eine aufstrebende Künstlerin, zeigt, dass Country nicht an alten Mustern festhalten muss. Mit einem Mix aus modernen Beats, traditionellen Gitarrenklängen und ehrlichen Texten stellt sie sich gegen die klassischen Stereotypen und bringt eine neue, queere Perspektive ins Genre. Foolie beweist, dass Country-Musik wachsen kann – wenn wir den Raum dafür schaffen.

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Plattformen wie Black Opry unterstützen diese Bewegung aktiv. Sie bieten schwarzen Künstler*innen eine Bühne, die im Mainstream oft ignoriert wird. Es sind solche Initiativen, die zeigen, wie vielfältig und spannend Country-Musik sein kann, wenn sie aus ihrer Komfortzone herausgeholt wird.

Warum Country-Musik mich bewegt, aber auch frustriert

Ich liebe die musikalische Tiefe von Country. Die simplen I-IV-V-Akkordfolgen, die oft durch raffinierte Instrumentierung und emotionale Texte ergänzt werden, schaffen eine Tiefe, die mich immer wieder begeistert. Die Dynamik in einem einzigen Song – vom intimen Pianissimo bis hin zum kräftigen Forte – ist etwas, das mich als Hörer*in immer wieder in den Bann zieht.

Aber ich höre Country-Musik nicht unkritisch. Die Geschichten, die oft erzählt werden, fühlen sich für mich als queere Person manchmal an, als wären sie nicht für mich gedacht. Es ist, als würde ich ein Gespräch belauschen, in dem ich nicht willkommen bin. Deshalb suche ich bewusst nach Artists, die mich ansprechen, die mich einschließen und die zeigen, dass Country-Musik auch für Menschen wie mich da sein kann.

Warum Repräsentation zählt

Musik ist ein Spiegel der Gesellschaft. Wenn ein Genre wie Country-Musik queere, schwarze oder weibliche Perspektiven ausschließt, bleibt es stagnierend und eindimensional. Künstler*innen wie Brandi Carlile, Chris Housman, Katie Pruitt, Amythyst Kiah, Maddie Rean, Trixie Mattel und viele andere zeigen, dass Country so viel mehr sein kann.

Ihre Geschichten, ihre Stimmen und ihre Musik bringen eine Vielfalt ins Genre, die längst überfällig ist. Black Opry und ähnliche Plattformen schaffen Raum für diese Stimmen – und sie zeigen, dass Country nicht statisch ist. Es kann wachsen, sich anpassen und neue Geschichten erzählen, die alle einschließen.

Country-Musik: Zeit für Wandel

Country-Musik ist für mich wie eine Gitarre mit einem fehlenden Bund. Sie klingt vertraut und schön, aber sie ist nicht vollständig. Doch Künstler*innen wie Mickey Guyton, Orville Peck, Lil Nas X und Young Foolie stimmen das Instrument neu. Sie schaffen eine neue Harmonie, die Platz für alle bietet.

Bei MUSICSPOTS wollen wir genau diese Bewegung begleiten. Wir wollen die Stimmen sichtbar machen, die das Genre verändern. Nicht die größten Namen, sondern die mutigsten. Denn Musik ist mehr als Klang – sie ist eine Botschaft. Und Country-Musik hat noch so viel zu sagen.

Wir haben für euch eine Playlist auf YouTube zusammengestellt, damit ihr unsere Lieblings-Countrysongs nicht nur hören, sondern auch die wirklich guten Videos dazu sehen könnt.

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Fotocredit: Young Foolie

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