Ulita Knaus, Fotocredit Jacek Brun
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Ulita Knaus – Album Release in der JazzHall Hamburg

Das Album Release Konzert der Jazzmusikerin Ulita Knaus war wie erwartet großartig. Der Abend in der ausverkauften JazzHall Hamburg stand gleichermaßen im Zeichen des Jazz, der Gemeinsamkeit und der Akzeptanz. 

Die Freude über die Möglichkeit, das im Frühjahr 2022 erschienene Album Old Love and New hier live zu präsentieren, war der Jazzmusikerin deutlich anzusehen. In ihren Begrüßungsworten erzählte Ulita Knaus, wie sehr sie sich mit der Location verbunden fühlt. Vor langer Zeit hatte sie mit dem Förderer der JazzHall Hamburg, Herrn Dr. Langner, über den Wunsch einer solchen Spielstätte innerhalb der Hochschule für Musik & Theater gesprochen. An diesem Abend, der auch der Jahresauftakt der Jazzfederation Hamburg war,  stand sie endlich selbst auf der Bühne.

Der Abend zeigte wieder, warum ein Konzert ein unvergessliches und besonderes Musikerlebnis ist. Die 14 Stücke auf Old Love and New fanden, so denke ich, alle Platz auf der Setlist. Bereits vom ersten Ton ging die Musik auf das Publikum über. Man sah hier und da, wie sich Oberkörper und Beine im Takt bewegten. Jedes Solo wurde begeistert gefeiert und auch nach zwei Stunden wollte niemand auf eine Zugabe verzichten.

Ulita Knaus, Fotocredit Jacek Brun
Ulita Knaus, Fotocredit Jacek Brun
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Mit ihren Zwischenmoderationen gab Ulita Knaus den Besucher:innen zusätzliche Einblicke in die Entstehung des Albums. Mit den zwei  Bläser, hatte sie sich selbst einen Wunsch für den Abend erfüllt. Auch aus meiner Sicht war die Zusammensetzung aus Martin Terens (Klavier), Oliver Karstens (Kontrabass), Hauke Rüter (Trompete), Max Rademacher (Saxophone) und Tupac Mantilla (Schlagzeug) die perfekte Ergänzung zum Gesang.

Ulita Knaus ließ die Geschichten und Hintergrundinformationen über die Dichterinnen, deren Texte die Grundlage der neuen Songs bildeten, charmant und informativ einfließen. Mit ihren Stücken hat die Musikerin diese wunderschönen lyrischen und extrem ausdrucksstarken Texte aus dem 19. Jahrhundert zu neuem Leben erweckt. Umrahmt von Jazz, Soul und Swing werden sie nun einem neuen Publikum nähergebracht. 

Sanft nahm uns die Sängerin mit in die Zeit der Albumproduktion. Old Love and New ist eines dieser Musikwerke, das während der Coroan-Pandemie und in den Zeiten des Lockdown entstanden ist. “Wir Musiker:innen hatten ja plötzlich viel Zeit“, sagte sie halb im Scherz, halb im Ernst. Ich habe unzählige dieser Alben angehört, die in diesen Monaten des Ausnahmezustandes entstanden sind. Es gibt jedoch nur wenige, die mich wirklich überzeugt haben. Dieses hier gehört aus meiner Sicht, auf jeden Fall zu den wirklich guten. 

Die besondere Situation ab März 2020 hat vieles verhindert, aber auch einiges möglich gemacht, was so vielleicht nicht passiert wäre. Der Kontakt mit dem Jazz- und Soulsänger Jeff Cascaro ist eines dieser Beispiele. Über einen Social Media Post, so berichtete Ulita Knaus uns, entstand ein direkter Austausch und führte zu Is It Done. Das Stück gehört neben Kitten Fly und dem Titeltrack derzeit zu meinen Favoriten auf dem Album.

Es gab so vieles, was an diesem Abend wieder zeigte, dass Musik live von der Bühne am Schönsten ist. Immer wieder ertappte ich mich, wie ich beseelt lächelte. Ob der wunderbaren gesanglichen Darbietung, dem perfekten Zusammenspiel der Band, oder aufgrund der vielen kleinen Geschichten, die dem Abend einen fast privaten Rahmen gaben. 

Ulita Knaus, Fotocredit Jacek Brun
Ulita Knaus, Fotocredit Jacek Brun

Das Stimmvolumen und die Fähigkeit, ihren Gesang mal mit Kraft, mal sanft einzusetzen, zeigte uns Ulita Knaus u.a. mit dem Stück On The Ferry. Hier gelang es der Sängerin nur von den Drums begleitet, die Jazzhall mit ihrer Stimme zu füllen. Apropos Schlagzeug: das Stück Come, Rest Awhile ist auch ein humoriger liebevoller Seitenhieb auf ihren ständig reisenden Mitmusikers und Ehemann Tupac Mantilla. 

Besonders beeindruckend fand ich die Darbietung des Songs Evolution. Das Gedicht von Alice Duer Miller behandelt das Thema der Gleichberechtigung von Frauen. Auch heute, fast 100 Jahre später, ist die Grundaussage des Textes noch aktuell. Als Intro zitierte Ulita Knaus die britische Schauspielerin Emma Watson, die als UN-Frauen-Botschafterin die HeForShe-Kampagne vor den Vereinten Nationen vorgestellt hat.

Es war ein Abend voller Jazz und tiefen Emotionen. Neben den vielen wunderbaren Songs sind mir die Worte der Musikerin im Ohr geblieben, dass sie sich in diesen Zeiten der vielen Diskussionen und oft erhitzten Gemüter vor allem mehr Akzeptanz wünscht. Diesen Wunsch kann ich nachvollziehen. 

Ulita Knaus, Fotocredit Jacek Brun
Ulita Knaus, Fotocredit Jacek Brun

So endet mein Rückblick heute mit dem Klang von Bicycle Built For Two im Hintergrund. Ein Stück, bei dem sich die Bläser ebenso perfekt ergänzen, wie die Fahrrad fahrenden Aale im Gedicht von Carolyn Wells. Gemeinsam ist halt viel mehr möglich. 

Danke an Ulita Knaus, die mit Band im Sextett ihr aktuelles Album Old Love and New zu einem wunderbaren ersten Konzertabend in 2023 machte. Ein besonderer Abend, der gleichermaßen auch der Jahresauftakt der Jazz Federation Hamburg war. Neben den Konzerten in der JazzHall veranstaltete der Verein mit der Jazz Kitchen Konzerte im Brückenstern in Hamburg.

Das Album Old Love But New von Ulita Knaus kann als CD und LP gekauft werden und ist auf den bekannten Streaming Kanälen zu hören. Mehr über Ulita Knaus erfahrt ihr auf ihrer Webseite, bei Instagram und Facebook.

Fotocedit by Jacek Brun (jazz-fun.de)

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