Wie klingt Hamburg heute? Die Antwort auf die Frage konnte beim dreitägigen Musikfestival Klangkosmos vom 12. Juni bis zum 14. Juni 2025 gefunden werden. In drei Hamburger Clubs gab es Folk, Pop, Hip-Hop und Rock. Neue Acts wurden entdeckt, Lieblingsmusiker*innen live erlebt und sich miteinander ausgetauscht. Die schönsten Momente herauszupicken ist rückblickend nicht einfach. Doch es ist uns wie immer gelungen.
Ein neues Musikfestival zu etablieren ist nicht die leichteste aller Aufgaben in unseren derzeit krisenbehafteten Zeiten. Wiebke Kruse und Sebastian Król haben sich der Herausforderung gestellt und das Klangkosmos Festival in Hamburg ins Leben gerufen. Bei dem Festival, das nur aus lokalen Bands zusammengestellt war, wurde nicht nur Wert auf einen vielfältigen Genremix gelegt. Hier zeigte sich auch, dass ein ausgewogenes Line-Up in Bezug auf Gendergerechtigkeit sehr gut möglich ist und fantastisch klingt.
Für MUSICSPOTS waren neben Caro und Andreas auch Sandra und Charlyn mit dabei. Mal alleine, zu zweit oder zu dritt haben wir das kleine feine Festival in Hamburg erleben dürfen. Eines ist sicher: Hamburg klingt gut! Wie das an den drei Tagen im Einzelnen aussah? Wie nehmen euch nochmal mit in die drei Clubs.
1. Abend ein Auftakt mit viel Gefühl am 12.06.2025
Los ging es am Donnerstag in der Hebebühne. Der kleine Club in Altona war perfekt gewählt für den ersten Abend. Pünktlich zum Start um 19 Uhr versammelten sich Musikfans und Musiker*innen zu nahezu gleichen Teilen in der ehemaligen Autowerkstatt, die vor ein paar Jahren zu einem gemütlichen Ort für Kulturveranstaltungen gewandelt wurde. Bereits am ersten Abend wurde klar: Beim Klangkosmos kommen Fans und Bands und Freund*nnen zusammen.
Nach der Begrüßung durch Moderatorin Kathrin Ost betrat Karwendel als erster Act die Bühne. Mit neuer Bandaufstellung präsentierte der Singer-Songwriter auch seine neuen Stücke erstmals live. Bei „Zu Lang zu leise“ waren wir uns einig: der erste Lieblingssong des Abends! Sebastian Król alias Karwendel zeigte wieder, dass deutschsprachiger Folk-Pop nicht nur schön ist, sondern durchaus politische Aussagen beinhalten kann.
Nach einer kurzen Umbauphase ging es weiter mit The Day. Die Band von Laura Loeters und Gregor Sonnenberg nahm uns mit zwischen Indie Rock und Pop. Eine tolle Zusammenstellung, die durch die Stimme von Laura Loeters mit den rockigen Gitarren-Klängen von Gregor Sonnenberg zustande kommt. Eine spannende Neuentdeckung für MUSICSPOTS, die nun dank des Klangkosmos den Weg zu uns gefunden hat.
Den Abschluss des ersten Abends machte Willow Parlo. 2023 mit dem Hamburger Musikpreis Krach + Getöse ausgezeichnet, merkte man hier schnell, wie sich die Band in den vergangenen Monaten entwickelt hat. Eine wirklich tolle Band, die sich mit der Frontsängerin Noemi Bunk präsentiert. Diese unfassbare Energie war aus den derzeit veröffentlichten Stücken so nicht zu erahnen für neue Fans.. Willow Parlo muss man einfach live erleben.
Aus der MUSICSPOTS Redaktion sind an diesem Abend Caro und Sandra vor Ort. Sandra, die mit ihrer Kamera den Abend eingefangen hat, sagt rückblickend: “Die Hebebühne ist einfach eine schöne gemütliche Location. Die Wohnzimmer-Atmosphäre – das Vintage-Klavier, gedämmtes Licht. Perfekt für den Auftakt eines kleinen Festivals, das gute Laune macht und gute Energie versprüht. Karwendel, The Day und Willow Parlo haben das trotz manchmal ernster Songthemen geschafft. Stimmen und Stimmung harmonierten und das Publikum war bunt und gechillt. Ich habe es sehr genossen.

2. Abend: Hinter der Reeperbahn spielt die Musik
Der zweite Abend des Klangkosmos fand im legendären Nochtspeicher statt. Leicht versteckt zwischen der Reeperbahn und dem Hafen gelegen, scheint sich dieser Club vor zufälligen Touristen zu verstecken. Gleichzeitig ist er natürlich allen offen, die auf gute Musik stehen. Hier läuft oft der beste 70s Soul, ausgewählter Country und Indie Pop. So auch heute.
Wir „reisen“ an diesem Abend aus drei Richtungen an. Während Andreas den letzten Abschnitt aus Richtung Stade zu Fuß durch den Elbtunnel nimmt, schlendert Caro aus der Hafencity zum Kiez und Charlyn kann gemütlich über die Reeperbahn mit zweimal Abbiegen am Club sein. Da Hamburg spontan den Sommer ausgerufen hat,sind die eisgekühlten Getränke ohne Alkohol, dafür extra lecker.
Auf dem Programm standen Robine, Raumfisch und Betti Kruse. Durch den Abend führte wieder Kathrin Ost.
Robine eröffnete den Abend! Stimmgewaltig, mit ordentlich Soul im Gesang und einer charmanten Art, die das Publikum sofort für sich einnimmt. Die Niederländerin, die mittlerweile in Hamburg lebt, klingt live genauso stark wie auf ihren Singles. Während Andreas und Charly direkt zu neuen Fans werden, ist Caro noch zurückhaltend. Robine ist eine tolle Musikerin, aber so ganz ohne Ecken und Kanten. Vielleicht kommt das noch. Die große Tour für Oktober ist angekündigt.
Die zweite Band des Abends wird mit schlechten Nachrichten angekündigt: Raumfisch, die von vielen für ihre klaren Aussagen gefeiert werden, wollen der Bühne Lebewohl sagen. So feiern wir den vielleicht letzten Auftritt dieses Duos mit besonders viel Elan. Wir hoffen sehr, dass sie sich das mit dem „letzten Konzert“ nochmal überlegen.
Und dann kam zum krönenden Abschluss des Abends: Betti Kruse. Den Mikrofonständer mit roten Rosen geschmückt – eine Verbindung zu ihrer gleichnamigen Hitsingle. Schlager? Nein, oder wenn dann gut umgesetzt. Die neue deutsche Beatmusik von Betti Kruse geht so in die Knie, dass sie zu MUSICSPOTS passt. Ihre Texte sind klug, humorvoll und herrlich zweideutig – oft auch queer. Das hebt sie wohltuend vom klassischen Schlager ab. Und wenn sie dann auch noch ihre großartige Band so sehr glänzen lässt, sind wir alle endgültig hin und weg. Ob der Pianist, die Holzbläserin an Querflöte und Saxofon oder die Blechbläserin an Trompete und Flügelhorn – alle waren absolute Meister*innen ihres Fachs. Die Stimmung? Ausgelassen, herzlich, energiegeladen. Und mit den charmant-witzigen Ansagen von Betti selbst wurde der Abend zum runden Erlebnis.
Die Highlight? Ganz klar: Der ganze Abend! Für Andreas war von Anfang an klar: für Betti Kruse und Raumfisch unterquert er auch die Elbe zu Fuß. Caro freute sich auf die teilweise bitterbösen und auf den Punkt passenden Texte von Raumfisch und wurde nicht enttäuscht.
Charlyn ergänzt: “Der zweite Abend des Klangkosmos-Festivals bot einen spannenden Genre-Mix, der mich begeistert hat und Lust machte, neue Hamburger Musiker*innen zu entdecken. Besonders beeindruckt hat mich Robine, die das Publikum mit einer Mischung aus Indie Soul und R&B überzeugt hat. Begleitet von zwei Background-Sängerinnen, die perfekt mit ihrer kraftvollen Stimme harmonierten, machte Lust auf ihre erste Headliner-Tour im Oktober – ein Termin, den ich mir auf keinen Fall entgehen lasse.”

3. Abend: Ein Finale mit Power, Haltung und ganz viel Herz
Am letzten Abend war Andreas allein unterwegs. Es ging ins Knust und er nimmt uns noch mal mit zu den drei Konzerten des Abends.
Rückblick Andreas: Was soll ich sagen: Dieser Abend hat mich noch einmal komplett gepackt. Das Motto: FLINTA* Artists. Und ja, genau so wichtig, empowernd und bewegend war das Programm auch.
Den Auftakt machte Yaama – mit so viel Gefühl, Herz und stimmgewaltiger Power, dass einem schon bei den ersten Tönen warm ums Herz wurde (oder lag das doch an den gefühlten 90 Grad im Raum?). Spätestens als dann noch ein sechsköpfiger Chor aus dem Born to Sing Choir die Bühne betrat, war die Stimmung nicht mehr zu halten. Was für ein Start!
Nicht weniger kraftvoll, aber völlig anders, folgte Lila Sovia. Ich habe Lila Sovia schon mehrfach live erlebt – aber diesmal war es ein neues Level. Das erste Mal mit kompletter Band, und wow: Die Texte von Lila Sovia sind laut, stark, politisch und voller Haltung. Empowernde Zeilen, die tief treffen und gleichzeitig Mut machen. Es ist beeindruckend, wie Lila Sovia die Bühne einnimmt – mit Wut, Klarheit und ganz viel Liebe für die Community. Wie kann das bitte jedes Mal noch stärker werden? Ich bin mir sicher: Die Reise von Lila Sovia geht weit nach vorn. Stimmen wie diese sind so wichtig – für Sichtbarkeit, Zusammenhalt und Stolz.
Vor der Aftershow-Party mit Marla betrat Kuoko die Bühne – und verwandelte das Knust in einen elektronischen Klangraumtraum. Kuoko schreibt nicht nur die eigenen Songs, sondern produziert auch alles allein – und das mit einem ganz eigenen Vibe. Auch wenn die Technik nicht immer mitspielte, tat das der Magie keinen Abbruch. Unterstützt von zwei Tänzerinnen, die das Publikum in andere Welten entführten, wurde daraus eine Performance, die irgendwo zwischen Kunstinstallation und Clubnacht schwebte.

Wie schade, dass es schon vorbei ist. Aber ganz ehrlich: Genau dieses Festival haben wir gebraucht. Bitte mehr davon!
Während wir noch in schönen Erinnerungen schwelgen und neuentdeckte Musik hören, bleibt nur zu hoffen, dass es auch im nächsten Jahr eine Ausgabe Klangkosmos Festival in Hamburg gibt. Wir sind positiv gestimmt. Denn das Feedback, soviel haben wir von den Veranstaltenden Sebastian Krol und Wiebke Kruse verraten, ist überaus positiv.
Wer wissen will, wie und wann es mit dem Klangkosmos weiter geht, sollte af jeden Fall dem Instagram Kanal folgen und ab und zu einen Blick auf die Klangkosmos Webseite werfen.
