Home » Mina Richman in Hamburg – ein Abend voller Emotionen

Mina Richman in Hamburg – ein Abend voller Emotionen

Mina Richman auf der Bühne zu erleben, bedeutet auch einen Abend inmitten von glücklichen Gesichtern und singenden Menschen zu verbringen. Der Blick zurück auf das Konzert im Knust in Hamburg zeigt, wie Livemusik verbindet und Glücksmomente erzeugt, die anhalten. Die Musikerin ist mit ihrer Band noch bis Ende Mai auf ihrer Helpful Doses Tour. Ein Konzert, das man erleben sollte.

Fast ein Jahr nach ihrem Debütalbum Grown Up hat Mina Richman nun ihre neue EP Past 25 veröffentlicht. Der Sound geht deutlich nach vorne. Vom ersten Song des Abends, A.D.H.D., bis zum letzten Ton ist das Publikum dabei. Die neuen Stücke scheinen für die Bühne geschrieben zu sein. Sie zeigen nicht nur das Können der Band, sondern auch die Vertrautheit zwischen Friedrich von Carolsfeld (Gitarre), Alexander Mau (Bass),  Leon Brames (Drums) und Mina Richman. Die Balance zwischen guter Inszenierung und spontaner Improvisation gelingt dank jahrelanger Zusammenarbeit und ergibt ein stimmiges Bild. Ich habe immer wieder das Gefühl, dass diese Band sich so stimmig anhört, wie ich es lange bei keiner mehr im Indie-Pop gehört habe. Ab und zu leicht rockig, aber dank der warmen Stimme von Mina Richman mit viel Blues durchmischt. Es sind die gut durchdachten Parts, die mich berühren, wie zum Beispiel den Wechsel der Tempi in Just A Friend oder das Solo in Weak Man

Den Titeltrack 25 habe ich an diesem Abend noch mal besonders schätzen gelernt. Gänsehaut pur. Hier zeigt sich die Größe von Mina Richman ihre Musik punktgenau zum Publikum zu bringen. Auf meinen Favoriten des Mini-Albums Work muss ich lange warten. Doch die Zeit vergeht wie im Flug. Denn da sind die vielen Lieblingsstücke, die Mina Richman in den vergangenen Jahren geschrieben hat und an diesem Abend mitbringt. Von Something To Rely On zu Take Me sowie Song of Consent sind alle vom Debüt dabei. Sie scheinen mit der Musikerin und der Band gereift zu sein.  Ich genieße den Abend und analysiere nicht nur das Geschehen. Hier darf ich Gast sein und steht nicht nur als Berichtende in der Menge. Es ist ein gutes Gefühl, diese Band auf ihrem Weg zu begleiten. 

Mina Richman nimmt sich zwischen den Stücken immer wieder Zeit, uns zu den Geschichten hinter ihrer Musik mitzunehmen. Es sind persönliche Erlebnisse und Gedanken, die dem Konzert noch mehr Intimität geben. Sie erzählt von Kindheitserinnerungen aus ihrer Zeit im Iran. Es sind Erinnerungen an ein Land, von dem sie weiß, dass sie es für lange Zeit nicht besuchen wird, obwohl sie dort Familie hat. Grown up, lässt uns diesen Schmerz spüren und bei Baba Said hören wir erneut atemlos zu.

Sie nimmt uns mit zu sich und dankt uns für unser Kommen. Denn wir sind hier, wir haben Freude an der Musik und passen aufeinander auf. Ein angenehm gefüllter Saal ist keine Selbstverständlichkeit für unabhängige Musikschaffende. Der Bitte, später auch den Merchstand zu besuchen kommen viele nach. Das fast flehende “Kauft T-Shirts, bitte kauft T-Shirts” wird mit einem Lachen quittiert. Die Aufforderung ist unnötig, die Schlange am Stand ist später lang und ich bin froh, ein kurzes persönliches Hallo und Danke austauschen zu können.

Wer den Weg von Mina Richman mitverfolgt hat, weiß: Sie ist noch nicht so lange dabei. Mit kleinen Schritten hat sie sich seit dem ersten Release 2022 in die Herzen der Menschen gespielt. Ihre offene und ehrliche Art ist es, die mich auch an diesem Abend immer wieder verzaubert. Neben den bewussten längeren Moderationen zwischen den Stücken, sind es immer wieder die spontanen Meldungen, die zeigen: Sie hat sich weiterentwickelt, doch sie ist sich treu geblieben. 

Nicht alles kann geplant werden. Sei es, dass fast ein Gitarren-Wechsel zwischen zwei Stücken nicht bedacht wird und wir einfach länger klatschen dürfen oder dass als Special Guest plötzlich Bela B. Felsenheimer von den Ärzten für Schrei nach Liebe hinzukommt. Gemeinsam haben sie bei der großen Demo in Berlin im Februar auf einer Bühne gestanden. Es scheint, als würden sie sich lange kennen. Der Musiker ist Fan und Supporter. Pünktlich zum Start wird er im Saal gesichtet und hört aufmerksam zu. Die gemeinsame Performance ist eine Unterstützung ihrer Musik. Er nimmt ihr an diesem Abend nicht das Licht, er zollt ihr Respekt. Er steht symbolisch einen halben Schritt hinter statt neben ihr und verlässt nach dem Stück unauffällig die Bühne. Dann geht das Konzert weiter. Ich mag dieses sich gegenseitig Unterstützen. Es macht Musik zu dem, was es sein sollte: Einem Miteinander füreinander. Mehr braucht es manchmal nicht. 

Auch die Neu-Interpretation von YMCA der Village People möchte ich nicht unerwähnt lassen. Diese Lässigkeit, dem Stück eine gute Prise RnB und Blues zu verleihen, ist auch mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse ein schöner Twist, dem sich Mina Richman nicht entzieht, sondern selbstverständlich stellt. Wie sagte Andreas auf meine Erzählungen hin: “Wir lassen uns doch unsere Musik nicht nehmen.” 

Rückblickend ist dieser Abend im Hamburger Knust erneut ein ganz besonderer in meiner Konzert-Statistik, Ein Abend mit Freunden, geprägt von guten Gesprächen und guter Musik, vom frühen Abend bis in die späte Nacht. Ich kann euch den Konzertbesuch bei Mina Richman nur empfehlen. Die Tour geht noch bis Ende Mai. Schnappt euch ein Ticket. Ob in einer Gruppe, zu zweit oder spontan alleine: ihr werdet einen wunderbaren Abend haben – versprochen.

Mina Richman live

06.04.25 Berlin – Berghain Kantine
10.04.25 München – Milla Club
11.04.25 Friedberg – Theater Altes Hallenbad
12.04.25 Göttingen – Nörgelbuff
02.05.25 Aachen – Musikbunker
03.05.25 Düsseldorf – FFT
07.05.25 Leipzig – Moritzbastei

09.05.25 Erlangen – Unter einem Dach Festival
14.05.25 Münster – Gleis 22
15.05.25 Bremen – Lagerhaus
16.05.25 Oldenburg – Headcrash
17.05.25 Stade – Hanse Song Festival
23.05.25 Stuttgart – Merlin |
17.07.25 Düren – KOMM Kulturzentrum (Outdoor)

Tickets gibt es an allen guten Vorverkaufsstellen und auch im Online Shop. Mehr über Mina Richman erfahrt ihr auf ihrem YouTube Kanal oder auf Instagram.

Fotocredit: alle Bilder by Fotografie.sandraschink.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert