Manchmal erreicht mich Musik ganz unverhofft – so war es auch mit dem neuen Song Lügen von lieberlila, der am 07.03.2025 erschienen ist. Nachdem sie mir ihren Track geschickt hatte, war ich direkt begeistert und habe gleich neugierig ihre älteren Songs erkundet. Sofort wurde mir klar: lieberlila ist eine Künstlerin, die definitiv in meiner Playlist auftauchen wird.
Ihre Songs verbinden eingängige Pop-Melodien mit emotionalem Tiefgang, die berühren, nachdenklich machen und doch angenehm leichtfüßig klingen. Geboren in Reutlingen, trägt ihre Musik eine entspannte, weltoffene Energie, die durch internationale Zusammenarbeit – zuletzt bei Songwriting-Sessions in Norwegen – noch stärker geprägt wurde.
Lügen beginnt minimalistisch und geheimnisvoll. Schon in den ersten Tönen schwingt eine melancholische Atmosphäre mit, bevor sich Beats und Synths langsam entfalten. Ein Song, der sanft ins Ohr flüstert und tief unter die Haut geht. Der Songtext beschreibt eindrucksvoll das bittersüße Gefühl, wenn man sich selbst belügt, um eine vermeintlich schöne Illusion aufrechtzuerhalten. Die Zeilen fangen die Unsicherheit und die stille Hoffnung ein, dass sich trotz aller inneren Zweifel am Ende vielleicht doch noch alles zum Guten wenden könnte – selbst wenn tief im Inneren längst klar ist, dass man einer Wahrheit ausweicht, die weh tut.
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Ich habe lieberlila zu ihrem neuen Song ein paar Fragen gestellt:
Wann hattest du die Idee zum Song Lügen das erste Mal im Kopf?
Wann genau das war, weiß ich leider gar nicht mehr. Ich erinnere mich aber, dass ich die erste Idee im Zusammenhang mit einer Romanidee meines Freundes Benjamin Apfelbaum hatte. Sein Romanheld war irgendwie in einem Hotel, und ich hab dann so ein halbes Zitat in der ersten Songzeile aufgegriffen. Im Mai letzten Jahres war ich für eine Woche in Norwegen, um dort als Songwriterin Eurovision Songs zu schreiben. Am Abreisetag waren noch vier Stunden Zeit übrig, bevor der Zug kam, und irgendwie hat es in der Kürze der Zeit hingehauen, zusammen mit Ola Frøyen eine erste Demoversion zusammenzubasteln. Einige Textzeilen habe ich im Nachgang noch ausgetauscht, aber es ist fast alles so geblieben, wie es an diesem Tag entstanden ist.
Wie produzierst du deine Musik?
Ich schreibe die Songs entweder alleine oder mit einer Person zusammen. Aus diesem Prozess entsteht ein rohes Layout. Oft produziere ich das bis zu diesem Punkt selbst und programmiere ein paar Soundideen, damit mein Producer, Simon Jacobsson, weiß, wo es hingehen soll. Manchmal macht das auch die Person, mit der ich schreibe. Dann schicke ich dieses Layout an Simon nach Schweden und wir e-mailen hin und her, bis die perfekte Produktion steht. Die Vocals nehme ich bei mir zu Hause im Home-Studio auf.
Spielst du ein Instrument?
Ich sage immer, ich spiele Klavier in C-Dur. Also solange keine schwarzen Tasten involviert sind, komme ich souverän klar. Nein, Spaß beiseite, ich begleite mich bei meinen Sologigs auch selbst und Lagerfeuergitarre habe ich auch drauf.
Wann trittst du das nächste Mal live auf, und wo würdest du gerne mal auftreten?
Es stehen im Sommer wieder ein paar Pride-Gigs an, die sind aber aktuell noch geheim. Clubs, die ich supergern mal bespielen würde, sind das franz.K und die Zelle in Reutlingen, der Stadt, wo ich großgeworden bin.
Wenn du drei Wünsche frei hättest, was würdest du dir wünschen?
Ein bisschen mehr Liebe für alle, ich glaube, dann würde sich viel in den Menschen verändern und die Welt wäre ein besserer Ort. Und ich würde mich gern beamen können.
Ich liebe besonders, wie lieberlila queere Liebe in ihren Musikvideos sichtbar macht. In einer Zeit, in der viele queere Künstler*innen immer noch auf heteronormative Geschichten setzen, um den Mainstream zu bedienen, ist lieberlilas authentische Darstellung queerer Beziehungen ein wertvolles und notwendiges Statement. Genau solche Sichtbarkeit brauchen wir – und dafür bin ich sehr dankbar. Lügen ist ein Song, der berührt, nachdenklich stimmt und gleichzeitig dazu einlädt, ehrlich zu sich selbst zu sein – ein wertvoller musikalischer Moment, der mich gespannt auf weitere Veröffentlichungen von lieberlila warten lässt.

Fotocredit: Margot Cichy
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