Leon Bridges live im Huxleys in Berlin. Ein Abend der anders war als erwartet. Fast so poppig wie befürchtet und weniger soulig als erhofft. Am Ende aber dank ein paar guten Nummern keinen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.
Neue Platte — neue Fans
Der junge Sänger und Choreograph aus Texas ist scheinbar erwachsen geworden. Sein neues Albums Good Thing bringt mehr Pop und R´n`B Nummern als den typischen Soul und Blues, den ich auf Coming Home so geliebt habe. Statt in kleinen Clubs spielt er nun in größeren Hallen und füllt das Huxleys an diesem Sommerabend sehr gut aus. Nach einem wirklich schönen sanftem Vorprogramm von
Singer und Songwriter Billy Lockett werden die Erwartungen den Hauptact des Abends für die neuen Fans auch erfüllt.
Leon Bridges bewegt sich mit einem Tanzstil zwischen Michael Jackson und Justin Timberlake ab und an hektisch von einer Bühnenseite zur anderen. Ob dies dem gesteigerten Live-Tempo, oder dem Wunsch soviele Stücke wie möglich an einem Abend zu spielen, geschuldet ist, wird nicht deutlich. Für mich verlieren dadurch zahlreiche der älteren Songs ihre Seele. Ob Coming Home oder Bad Bad News. Ich fühle mich ab an gehetzt und kann den Augenblick des Songs kaum geniessen. Letzter Ton, Pause, dann geht es mit dem nächsten Song schon weiter.
Wenn es zu glatt über die Bühne geht
Die im Mai erschienen Platte Good Thing ist nach den schönen 60 Soul Stücken wie gesagt weitaus R´n`B und Pop lastiger. Es sind schöne Songs, die da aus dem Hause Columbia Records kommen. Shy und auch Beyond haben auf jeden Fall Top Hit Charakter und klettern gerade in den weltweiten Charts hoch. Aber brauche ich persönlich aktuell einen neuen Craig David? Ich hatte mich auf ein echtes Soul und Blues Konzert gefreut. Nun stand ich umringt, von jungen Menschen, die ständig ihr Handy zücken und den Daheimgebliebene eine Sprachnachricht oder ein Livevideo schicken. So feiert scheinbar jeder bis auf mich seine eigene Party.
Gib der Musik bitte mehr Raum
Die wilde Mischung aus Pop, R´nB, Soul und Blues lässt den Funken von der Bühne leider erst spät auf die Fans richtig überspringen. Dann dreht Leon Bridges noch mal auf und auch seine Band kann zeigen was sie kann. Und sie kann, wenn sie darf. Mit einer Reihe langer Soli bringen die Bandmitglieder das Huxleys wirklich zum Mitfeiern. Das der junge Musiker jedoch auch bei der Bandvorstellung weiterhin im Vordergrund seine Tanzeinlagen zelebriert ist schade. Spätestens jetzt gilt der Dank allein der Band und den Backvocals, die sich mühsam und brav über eine Stunde durch die wild zusammengestellte Setliste gespielt haben.
Erst hören, dann kaufen
Der guten Stimmung zum Ende des Konzerts mit mehr Soul und Blues ist es zu verdanken, dass der Abend kein wirklicher Reinfall ist. Fest steht aber, ich mache den nächsten Impulskauf für ein Konzert ein wenig überlegter und auf wahrscheinlich erst nachdem das angekündigte Album auf dem Mark ist. Vor zwei Jahren, in kleine Hallen, wäre das sicher ein nettes Newcomer Konzert gewesen. An diesem warmen Abend im Juli in Berlin, wäre der Feierabenddrink mit Freunden die besser
Alternative gewesen. So bin ich an diesem Abend eine von über 1200 Gästen, die nicht ganz so begeistert nach Hause geht, aber Leon Bridges dank Songs wie Coming Home und Better Man gerne weiterhin hört und empfehlen.
Mehr über Leon Bridges erfahrt ihr wie immer über seine Webseite, der Facebook-Fanpage, Twitter, Youtube oder Instagram.
Fotocredit: Alle Aufnahmen bei Musicspots