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Keine Förderung für die Musikclubs in 2023 – bleiben viele Bühnen leer?

Der Haushaltsauschuss im Deutschen Bundestag hat entschieden: Ab Januar 2023 wird es keine neue Spielstättenförderungen für Musikclubs, wie z.B. Neustart Kultur geben. Was bedeutet dies für Musikfans, Musikschaffende und Clubbetreiber:innen?

Die Entscheidung, die am 10. November 2022 in der Bereinigungssitzung in Berlin gefällt wurde, wird sich spürbar auf die Kulturlandschaft Deutschlands auswirken. Neben den Herausforderungen der Corona Pandemie und den gestiegenen Preisen durch den Krieg, ist der Wandel in der Branche bereits seit langem spürbar: Tickets für die großen Bühnen werden gut verkauft, die kleinen liegen wie Blei im Vorverkauf und an der Abendkasse.

Viele Konzerte aber auch Produktionen von Alben konnten bereits in den vergangenen Jahren nur dank der Unterstützung des Bundes und der Länder erfolgen. Im ersten Jahr der Pandemie waren bis 90% der Aufwände unterstützend finanziert und haben so gerade Newcomerinnen und kleineren Musikspielstätten die Existenz gesichert. In 2022 fiel die Unterstützung für die Kultur bereits etwas geringer aus. Dennoch ermöglichten Förderungen der der Branche weiterhin ein vielfältiges Liveprogramm und die Umsetzung kreativer Projekte anzubieten.

In 2023 wird sich dies ändern. Statt der Umsetzung des vom Bundesverband LiveKomm vorgeschlagenen Konzeptpapiers „Live 2023“ (ähnlich Neustart Kultur) mit einer Bedarfsermittlung von 35 Mio. Euro, gehen Musikclubs nun leer aus.

Wo spielt die Musik ab 2023?

Der neue Haushalt der Bundesregierung beinhaltet hingegen  eine Festivalförderung, einen Kulturpass und eine Nachhaltigkeitsförderung. Bislang fehlte angebliche klare Strukturen in diesen Programmen. Diese sollen nun nachgeholt werden. Die ersten Blicke in das Programm zeigen jedoch deutliche Lücken auf: Begünstigt werden wieder erneut nur die großen Häuser, klassische Strukturen und bekannte Maßnahmen. Neu ist, dass man die ab 18 Jährigen mit einem Kulturpass (100 Mio. Euro) stärker animieren will Kulturangebote wahrzunehmen und es noch eine Subventionierung von kleineren Festivals (5 Mio. Euro) dazugibt.

Den Zugang für junge Menschen zu kulturellen Angeboten zu erleichtern begrüßen wir sehr. Gleichzeitig betrachten wir dies für die Livemusik und die Förderung des Nachwuchses skeptisch. Denn diese Zielgruppe bevorzugt derzeit die großen Hallen mit Konzerten von bekannten Stars. Der spontanes Tanz oder Besuch in kleinen Clubs ist eher selten. Konzerte von Newcomer:innen bleiben somit meist Außen vor. Der Nachwuchs erhält kaum die Chance sich zu präsentieren und zu entwicklen.

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Wir befürchten, dass nun endgültig die auf der Strecke bleiben, die die vergangenen Jahre alles dafür getan haben, dass Kultur vielfältig bleibt und wir immer und immer wieder dieselben Acts auf denselben Bühnen hören. Auch seitens des Clubkombinat Hamburg wird ein Clubsterben befürchtet. Was dramatische Folgen auch für die Musikentdeckungen unserer Redaktion hätte. Wenn es plötzlich keine Clubs mit geringer Kapazität mehr gibt, werden wir Acts, wir Lauringer, Deer Anna oder auch Shitney Beers nicht mehr live erleben können.

Thore Debor, Geschäftsführer vom Clubkombinat Hamburg kommentiert: „Hamburgs Clubkultur blickte erwartungsvoll nach Berlin. Der hiesige Musikstandort mit seiner kleinteiligen Musikbühnenstruktur ist durch den aktuellen Beschluss besonders betroffen.“  Näheres auch im Artikel „Bundeshaushalt 2023: Kein Neustart für die Musikclubs“ auf der Webseite des Clubkombinat Hamburg.

Gemeinsam für die Musik

Was können wir als Musikliebhaber:innen, Fans und oder auch Musikschaffende tun, um auch 2023 aufstrebende Act bei ihrem ersten Gig zu erleben?

Da nun viel an Support von staatlicher Seite für das Biotop die Popkultur fehlen wird, müssen wir als Fans unsere Bühnen und Acts noch stärker selber supporten. Sonst können wir bald nur auf großen Bühnen Live-Konzerte erleben. Bedenkt immer: Auch Musiker:innen, die inzwischen Hallen füllen, haben ihre ersten Gigs auf Bühnen, wie dem Knust oder dem Gretchen in Berlin getätigt.

So sind es immer wieder diese kleinen Musikspielstätten, wie das Cascadas in Hamburg oder das Lux in Hannover, die uns zum Entdecken in Konzerte gehen lassen und ein besonderes Erlebnis schaffen.

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Fotocredit: Empty Stage Titel by Caro Schwarz, Empty Stage im Artikel by Jennifer Ploog

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