Die Jazzkantine aus Braunschweig zu Gast im Hamburger Schmidts Tivoli: Begeisterung vom ersten Song mit jeder Menge HipHop und Jazz. Im Gepäck das neue Album Old’S’Cool und jede Menge alte Hits zum Feiern. Ein Konzert der Extraklasse.
Es begann mit einem Käse-Igel
Während sich das Tivoli füllte, zeigte es sich, dass die Jazzkantine treue Fans hat. Neben Fans der ersten Stunde war die jüngere Generation auch stark vertreten. Die Mischung vor und auf der Bühne stimmte somit von Anfang an. Die enge Bestuhlung auf den roten Sitzen war dennoch anfangs ungewohnt für einen Konzertbesuch. Der Stimmung vorab tat dies aber keinen Abbruch. Mit herzlichem Lachen über den Käse-Igel („Neu auf der Karte“) am Nachbartisch begann die Reise in die musikalische Vergangenheit.
22 Jahre und nicht müde zu kriegen
Da geht immer noch mehr. Vom ersten Ton wippten die Köpfe mit und zuckten die Beine im Takt. Jazzkantine live ist Spaß und Musikgenuss auf hohem Niveau. Gestartet wurden mit I Know You Got Soul, das auch der Opener auf der neuen Platte Old’S’Cool ist. Im Laufe des abends wurde mehrfach tief in das über 20 Jahren gewachsene Repertoire gegriffen. 55555 wurde ebenso gefeiert, wie Respekt, Krankenhaus und Es ist Jazz. Zum Bekannten gab es neuen klassischen HipHop aus dem neuen Album Old’S’Cool. Das ganze passend stylisch im Trainingsanzug und Sneakers statt wie in den vergangenen Jahren im feinen Zwirn.
Jazzkantine auf ganz hohem Niveau
Die Jazz-HipHop-Kombo, die in Teilen immer noch in der Originalbesetzung zusammen auf der Bühne steht, hat über die Jahre auch weiblichen Zuwachs am Mikro bekommen. Und Nora Becker macht stimmlich ordentlich was her. Endlich hatte auch ich mal die Chance ihre wunderbare souligen Stimme bei Songs wie Bin im Delirium und Pusher Girl live zu hören. Die
Lady passt super zu den beiden Rappern Cappuccino und Tachion, die gewohnt lässig über die fortschreitenden Jahre und Spuren der Zeit witzelten. Aber Alter ist bekanntlich auch Erfahrung und die macht ja einiges noch besser. Besonders, wenn es um den perfekten Sound geht. Und den gab es an dem Abend, serviert von einer mehr nur als klassischen Jazz-Band. Tja, und wer bei der Jazzkantine immer noch denkt „Ja ganz nett, so Jazz mit deutschem HipHop“ der hat definitiv was verpasst. Denn die Zusammenstellung die Altmeister Tom Bennecke (Guitare), Christian Eitner (Bass), Andy Lindner (Drums) werden inzwischen unterstützt von Heiner Schmitz (Saxophon), Christian Winninghoff (Trompete) und Stephan Grawe (Keyboard). Immer wieder unglaublich und schön zu sehen, wieviel Freude die einzelnen Bandmitglieder bei den Instrumentals wie bei Take Five und den fulminant Solo-Einlagen hatte. Hier wird nicht nur musikalisches Handwerk lässig präsentiert. Es schwappt auch direkt ins Publikum über. Jazz, wild und ungezwungen, aber nie zu experimentell für das Publikum.
Gänsehaut und Freudentränen
Viel zu schnell war der Abend dann doch irgendwann zuende. Und nach mehreren Zugaben – Danke für jede Menge Freestyle auf Old School HipHop Hits – endete der Abend mit einer Autogrammstunde inkl. Plattenaufkauf und für mich ungewohnt mit Selfie-Runde als Erinnerung an längst vergangene Tage. Und auch wenn die Aufforderung Tische und Stühle beiseite zu stellen und endlich das Tanzbein zu schwingen, erst zum Ende des abends wirklich angenommen wurde, wippen meine Beine sicher noch ein paar Tage weiter mit. Und nächstes Mal steht dann sicher auch der Boogaloo als auf der Nachtischkarte. Und bitte bald eine Liveplatte aufnehmen, denn Jazzkantine live ist einfach unvergesslich.
Jetzt heißt es aber erstmal Nadel auf die neue Scheibe, aufdrehen und das neue Album der Jazzkantine Old’S’Cool genießen. Für alle die noch nicht das Vergnügen hatten, können hier noch in meine Old’S’Cool Vorschau mal reinlesen
Und für alle im Süden gilt: noch schnell ein Ticket für die weiteren Konzerte kaufen. Denn noch ist die Jazzkantine auf Tour. Infos wie immer auf der Webseite oder der Facebook Fanepage.
Fotoscredit: Cover: Jazzkantine/Presse, Live: Sandra Schink, und Selfie privat.
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