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Hanse Song Festival 2025 – Schlendern, Sitzen und Lauschen

Das Hanse Song Festival zeigte sich erwartungsgemäß als entspanntes Musikfestival, dass durch seine ausgewählten Acts und Locations überzeugte. Gemeinsam mit Sandra habe ich mich den Nachmittag und frühen Abend durch die Innenstadt treiben lassen, in den Gassen verlaufen und Musik genossen. Ein Blick auf einen kulturellen Samstag in Stade.

Pünktlich zum Auftakt lüftete sich auch das Regenband über der Stadt. Perfekt, damit der Kinderchor Tiny Wolves das Festival draußen vor dem Rathaus eröffnen konnte. Wir nutzen parallel die Chance, Musikerin Mina Richman zu einem Interview zu treffen. So begann dieses kleine Musikfestival mit einem Gespräch unter dem Schirm des Ratsweinkellers. Mina Richman sprach entspannt über die neue EP Past 25, die Tour und ließ ihre Gedanken zu den magischen Momenten der vergangenen sechs Wochen schweifen. Auch einen ersten Blick auf kommende News gab uns Mina Richman exklusiv. Nachzuhören im kommenden Talk & Listen Podcast, den ihr bequem mit unserem Newsletter in euer Postfach bekommt.

Dann begann der Streifzug durch das Festival. Was auffiel: Das kleine Festival war durchaus gut besucht und oftmals bildeten sich vorab Schlangen beim Einlass. Früh da sein wurde belohnt. Auch in Stade gab es Einlass-Stopps. Denn die Austragungsorte waren oftmals klein und ausgesucht. Wir haben mit vier ungefähr die Hälfte der Locations besucht und in zahlreiche Konzerte reinschauen dürfen.

Neue Songs und echte Banger

Der Schwedenspeicher, ein ehemaliges Provianthaus, das heute ein Museum beheimatet, ist einer dieser kleinen Orte. Oben unter dem Dach war der Saal mit Stühlen ausgestattet. Uns gelang ein kurzer Besuch des Konzerts von Jon Flemming Olsen. Bekannt durch seine Rolle als Imbisswirt Ingo in Olli Dietrichs “Dittsche” ist mir der Musiker auch als Teil der Band  Texas Lightning bekannt. Am Vortag war sein neues Soloalbum Haus der Liebe erschienen. 

Während Jon Flemming Olsen mit eher klassischem deutschsprachigen Singer-Songwriter Pop überzeugte, war der Auftritt von Lara Hulo ein echter Kontrast. Erstmals live erlebt hatte ich sie im vergangenen Jahr auf der Millerntor Gallery. SideB*tch gehört zu meinen absoluten Favoriten aus ihrem Repertoire. Aber auch Kontrolle Verloren und Brich einer Künstlerin niemals das Herz sind echte Hits. Die kratzige Stimme von Lara Hulo gemeinsam mit Band füllt die mittelgroße Halle im Alten Schlachthof gut und die ersten Reihen waren fast textsicherer als die Musikerin selbst zu Beginn. Authentisch und sympathisch singt sie über queere Liebe und ihr Leben. Gern mehr davon.

Stadtspaziergänge beim Hanse Song Festival

Auf dem Weg zurück zum Konzert von Mina Richman haben wir uns in Gespräche versunken verlaufen. Ein Klassiker. Da biegt man mal rechts, mal links ab, erfreut sich an den schönen Häusern und steht plötzlich in der Lämmertwiete. Einer Gasse, die mit nicht mal 1,5 m Breite eine der engsten Straßen in Stade ist. Auch diese Momente zählen zu den Highlights des kleinen Musikfestivals in der Hansestadt. 

Dann noch einen kurzen Blick in die Kirche St. Cosmae, wo Das Paradies auftrat. Ein schönes Setting, aber ehrlich gesagt an diesem Abend nicht meine Musik. Ich habe den Leipziger Musiker bereits 2018 auf dem Reeperbahn Festival hören dürfen. Aber Kirchen für moderne Livemusik zu nutzen ist ein schöner Trend. Dann ging es direkt weiter in den Königsmarcksaal des historischen Rathauses.

Das Konzert von Mina Richman war wie zu erwarten ein weiteres Highlight des Festivals. In nur kleiner Bandzusammensetzung (ohne Leon Brames Drums), füllte das Trio den Saal  klanglich gut aus. Gemeinsam mit Alexander Mau (Bass) und Friedrich von Carolsfeld (Gitarre) spielte Mina Richman Songs aus ihrer neuen EP Past 25 und dem Debütalbum Grown Up. Auch ein neuer Song mit dem Titel Show me don‘t tell, sowie Baba Said standen auf der Setlist. Die gut durchdachte aber nicht steife Moderation, die tiefe Einblicken in ihre Familiengeschichte, ihr Wirken und Denken gibt, harmoniert auch an diesem Abend mit dem Publikum. Ein souliges Konzert voller Pop, dass die steifen Stuhlreihen zwischendurch zum Aufstehen motiviert. 

Der Blick zurück

Das Hanse Song Festival ist auf jeden Fall ein Besuch wert. Eine Empfehlung ist sich auf jeden Fall eine Übernachtung zu gönnen. Denn obwohl die Verbindung mit Regional-, bzw. S-Bahn aus Hamburg gut ist, war uns der Besuch der späten Konzerte nicht möglich. Aus erster Hand habe ich aber gehört, dass die Auftritte von Marlo Grosshardt und Robert Stadlober großartig waren. Gut angekommen ist auch das Set von International Music. 

Auffällig war die gute Mischung im Programm. Scheinbar war für alle Altersklassen etwas dabei. Kulturorte sind wichtige Orte für den Austausch und so fand ich es wunderbar, viele Jugendliche in den Schlangen stehen zu sehen, aber auch ältere Besuchende. Man kam spontan oder zum wiederholten Mal, wie den Gesprächen zu vernehmen war. Viele machten es wie wir: sich treiben lassen und einen schönen Samstag verbringen.

Ich persönlich hätte es schön gefunden, weniger Sitz-Locatins zu haben, wobei die vorhandenen ihren Charme und Vorzüge hatten. Zusätzlich fand ich das Programm wirklich vielfältig, die letzten Slots waren jedoch durchweg männlich belegt, was mehr als schade war. Auch Flinta Acts können einen Saal zum Abschluss füllen und Mengen bewegen. Das sollte 2025 niemanden mehr wundern. Empfehlungen für das kommende Jahr haben wir bereits im Kopf. 

Somit wandert das Hanse Song Festival in die MUSICSPOTS Tipps der kleinen feinen Musikfestivals im Norden. Mehr Informationen erhalten ihr auf der Webseite oder dem Instagram-Kanal des Festivals. Nächster kleiner Festival Stopp: Das  Flintarei Festival und Klangkosmos Festival in Hamburg , sowie das Norden Festival in Schleswig. Sehen wir uns?

Fotocredit: Ganz besonderer Dank geht an Sandra Schink für die wunderbare Begleitung mit der Kamera.