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Grossstadtgeflüster – Das Über-Icke“ (Track by Track Review)

Die kommende Tour ist schon so gut wie ausverkauft, bevor das siebte Album überhaupt veröffentlicht wurde! Das ist selten heutzutage. Und genau deshalb wollten wir wissen, was hinter dem Phänomen Grossstadtgeflüster steckt. Wir haben uns für euch im Vorfeld das Album Über-Icke angehört und analysiert. Persönlich, subjektiv und absolut überparteilich. Besonders da wir  nicht zu den Hardcore Fans von Grossstadtgeflüster gehören, ist der folgende Text sicher für viele interessant, die sich noch überlegen die Platte anzuhören.

Track by Track Über-Icke

1. ICKE! 

Caro: Mehr Berlin geht nicht. Jedes verdammte Mal, wenn ich das Album mit dem ersten Track starte, schleicht sich ein fettes Grinsen auf mein Gesicht. Meine Zeit in Berlin ist inzwischen fast zwei Jahrzehnte her, doch die Selbstständigkeit, mit der sich die Berliner an erste Stelle setzen, verbinde ich weiterhin mit vielen besonderen Momenten.

Andreas: Der erste Satz erklingt und ich schreie “lol”. Geiler Auftakt mit sattem Bass und freaky Elektrosounds. Bis wir zur Minute 2:30 kommen, dann machen GG klar, dass man auch anders kann. Hätte es Elektro zu Zilles Zeiten geben, so hätte es geklungen. 

Dirk: Pfeifend und Jungle-Dramms ertönt Ikke. Der Start ins Album belegt sofort Wortwitz, Schlagfertigkeit und wie viele bekannte Zeilen man so unterbringen kann. Ikke reitet durch Nacht und Wind und klaut dann auch noch die berühmte Kokosnuss – geniale Nummer, bei der ich nicht ruhig sitzen bleiben kann.

2. Wenn ich deine Eltern wär

Caro: Ein Ohrwurm, wie so oft auf diesem Album. Zwischen Nicken und Kopfschütteln schwingt hier das Unverständnis von vielen Dingen im Tun der anderen Generation mit. Ich feier den Song und denke immer wieder “Ohhhhh – mach doch” – Die eine oder andere Person in meinem Umfeld durfte diese Passage schon laut als Antwort hören.

Andreas: Als Teil eines SchwuPoKis (Schwules Paar ohne Kind) kenne ich das Gefühl, fremden Kindern Tipps geben zu wollen. Nun habe ich aber die Legitimation, es nicht machen zu müssen. Und das sogar mit musikalischer Untermalung. Mach doch!  Eine Hymne an die Freiheit, seine eigenen Fehler machen zu dürfen.

3. Mein Bier

Caro: Echt jetzt? Geht es noch einfacher? Auf den Punkt. Ich glaube, ich ziehe den Song immer dann raus, wenn ich einfach nicht weiter diskutieren möchte. 

Andreas: Wie ich diese Stilwechsel liebe. Vom 20er Jahre Berlins direkt in den Tunnel und weiter nach Malle. Wenn der intelligente Text nicht wäre. Das kennen wir doch alle. Ich diskutiere da jetzt auch nicht weiter mit dir drüber, Caro! Dein Bier! Mach den Schweigefuchs! Prost.

Dirk: Großstadtgeflüster auf den Spuren zwischen Oktoberfest und Eckkneipe. Das Lied erklingt wie eine Festzeltnummer mit Schunkeln Effekt und hat viel zum Mitsingen beim ein oder anderen Gerstensaft. So richtig wird der Track aber nicht zu einem typischen Großstadtgeflüster-Song für mich. Zu  sehr auf den Spuren von Mallehits und Goldstrandhymnen.

4. Huckepack 

Caro: Na Sehnsucht nach diesen Nächten, die nie enden und wenn, dann mit Kopfschmerzen wie ein Hochhaus? Bevor ihr euch jetzt alle eine schnurrende Katze zwischen die Schultern setzt, nehmen wir diesen Song mit zu unserer „Beste Freude“ Songliste. Freut euch mit mir über den easy 80s Beat, Details über Nackenhäärchen und Minzbonbons.  

Andreas: Caro, das hatten wir doch nach Brotstock! Für mich ist das aber auch eine Erinnerung an Coco, meine älteste älteste älteste Freundin. Bei uns war es damals kein Rhabarberschnaps, sondern Mezcal und Kümmerling. Habt ihr schon mal versucht im Fummel ne andere völlig betrunkene Dragqueen nach Hause zu bringen? Spoiler: Klappt nicht! Das endete auch schon mal im Schweinetrog der elterlichen Schlachterei. Oops.

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5. Leben am Limit 

Andreas: Unbekannte Nummer, wer kann das sein, einfach rangehen. Das ist für mich echtes Leben am Limit. Ertappt! Erinnert der Sound dich auch an Scooter trifft Knight Rider, Caro?

Caro: Oha, hier bin ich vom Beat her raus. Das ist mir zu sehr Techno. Ahh, da ist der Knight Rider Sound, aber reicht das aus, mich zu überzeugen? Nö. Skipe weiter.

Dirk:  Jawohl, ein Track, der schreit regelrecht – Ich bin ein Kind von Großstadtgeflüster! Der Sound durch die Synthis heißte einen willkommen, der Text ein bisschen wirr aber zwischen verrückt und genial. Zudem wird einiges aufs Korn genommen: Zugfahrt ohne Ticket, Facebook Posts die Revolutionen ausrufen oder zu verduften, ohne zu bezahlen? Mega krass was riskiert oder besser gesagt: Leben am Limit!

6. Ich kündige

Andreas: Ich habe letztes Jahr tatsächlich gekündigt und da kam dieses Lied gerade recht. Als ob man in der Zeit in meine Seele geschaut hätte. Schicke diesen Song an alle, die gerade unglücklich in ihrem Beruf sind. Wir sind viel zu gut für miese Jobs!

Caro: Love it, immer wenn ich gerade keinen Bock auf unnötigen Austausch habe. Der Refrain ist super. Der Mittelteil ist etwas anstrengend, aber wirklich mit Hirn produziert. Mega. Wären meine Knochen nicht so alt, würde ich ständig drauf tanzen.

Dirk: Wer kennt es nicht? Kein Bock mehr auf den Mist, macht doch euren Scheiß alleine – „Ich kündige“ spricht jedem zweiten Arbeitnehmer aus Leib der Seele. Aus dem Arbeitsvertrag wird hier Konfetti und die Glocken im Song läuten das Ende von Stress durch die Maloche ein. Meine Lieblingsnummer auf dem Album!

7. Matrjoschka

Andreas: Ein großartiger deutscher Chanson mit wundervoller Systemkritik und der Suche nach der Wahrheit. Ein zeitloses Stück für die Ewigkeit. Ganz großes Kino. Liebs!

Caro: Wo kommt das nun her? Das ist Grossstadtgeflüster? Oh wow. Das ist Kunst in Musik. Kann nicht jede Band. Muss man wollen, kann man hören.

8. Anders als ich 

Andreas: Wer bin ich wirklich? Das weiß ich auch nicht, denn wir sind alle permanent im Flow und entwickeln uns sekündlich weiter. Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern. Ein Hoch auf den Wandel.

Caro: Vom Beat bin ich wieder raus. Zu deep. Ich bin das nicht – also von der Musik her, aber wer ich bin, ist natürlich ie zentrale Frage überall. Gute Text, krasser Beat. Viele Wechsel, aber auf die Top 7 des Albums schafft es der Track nicht. Klingt irgendwie zu sehr nach “Kenn ich schon”.

9. Verschenktes Potential

Andreas: Ein Song über die Angst, nicht alles im Leben mitnehmen zu können, weil es viel zu schnell geht. Wenn ich so zurückschaue, hätte ich auch mehr mitnehmen können, aber hey, die Zeit ist noch nicht vorbei. I feel it!

Caro: Ich mag das Klavier Intro. Endlich wieder eine Melodie, die in meine Richtung geht. Ich glaub den Song hab ich im Sommer auch live erlebt, oder irre ich? Ist gut, klingt nämlich auch so.

Dirk:  Hier wird deutlich, wie raffiniert die Texte von Großstadtgeflüster sein können. Verpasste Chancen, die Zeit rast und die besten Jahre sind verstrichen. Jupp, da ertappt sich fast jede*r, solche Gedanken schon in sich getragen zu haben. Die Nummer macht schon eher nachdenklich. Wer wie ich auf eine witzige Schlusspointe hofft, wird aber enttäuscht.

10. Raider

Andreas: Geilster deutscher intelligenter Rap! Anhören! Zuhören! Lieben! Punkt!

Caro: Was Andreas sagt. Danke.

11. Heuballen

Andreas: Eine Soundkulisse, die einen sofort in die flimmernde Hitze des Sommers beamt. Gechillt mit dem Ananas Express, auf dem Heuballen, mit einem Joint. Ich kiffe nicht, ehrlich Mama! Aber so stell ich es mir vor, wenn ich es täte, was ich nicht tue.

Caro: Also wer das Album bis hier überlebt hat, wird sich nicht wundern. Na, heute schon einen geraucht? Hä? Wer ich? Wann? Neee, ey, keine Ahnung. Der Augenblick, wenn sich das Muster auf dem Teppich zu einer Landkarte wandelt – unbeschreiblich.

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12. Da lang!

Andreas: Ich fasse es einfach nicht. Diese musikalische und literarische Abwechslung macht einfach so unfassbare Freude. Ich kann einfach nur noch grinsen. Experimentelle Musik kann schnell in die Hose gehen, wie hier, aber das ist ein Freudentröpfchen!

Caro: Während Andreas noch grinsend vom Heuballen steigt, schlafe ich mich eine Runde aus. Zu anstrengend. Nee, mach mal leiser! Bin raus.

13. Ketchup

Andreas: Wie man mit der richtigen Frage zur falschen Zeit den Abend sprengen kann… und manchmal auch muss! Gib mir das Ketchup! 

Caro: Ich bin mit klassischer Musik aufgewachsen und liebe es einfach, wenn sich Klassik und Pop verbinden. Schon wieder echt laut, aber diesmal ist es gut so. Ernst nehmen kann ich den Song nicht, aber er macht auf jeden Fall ganz viel Spass.

Dirk: Ketchup, das Kaviar der unterklassigen Gesellschaft! Schnickschnack, feinste Speisen aber die Tomaten aus der Tube sind ein Muss. Mit den Streichern im Hintergrund wird die Nummer zur Kritik an der Gourmetküche.

Outro – Unser Fazit 

Andreas: Darf ich Anfang Februar schon sagen, dass ich mein Album des Jahres gefunden habe? Scheiß drauf, ich mach es einfach: Ich habe mein Album des Jahres gefunden! Nicht eine Niete dazwischen, jedes Los ein Hauptpreis. Das muss man erstmal schaffen. Wer eine Karte für ein Konzert hat, darf sich wahrlich glücklich schätzen.

Caro: Als GG gestartet ist, habe ich gerade frustriert Berlin verlassen. Nix ging über Seeed und alles weitere war einfach nur okay. Noch heute liebe ich  Fickt-Euch-Allee mehr als alles und hätte nicht gedacht, dass es all das auf einem Album gibt. 14 hochintelligente Songs, die schreien – lasst uns bitte nie erwachsen werden. Favorit Track ICKE! Wat sonst, ey!

Dirk: Großstadtgeflüster beweisen mit ihrem neuen Werk, dass sie sich in keine Schublade stecken lassen. Oft machen wirre und skurrile Texte beim zweiten hören Sinn. Aber auch auf den Vorgängeralben gab es schon Song, wo man sich dachte „Echt jetzt?“. Die Band ist ein absolutes Live-Spektakel und ich hätte richtig Bock die neuen Lieder in der Konzerthalle zu erleben. Meine Highlight sind Ickke und Ich kündige.

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Sehen wir uns auf einem der kommenden Konzerte? Auch wenn leider ein Teil der Tour aktuell verschoben wurde, freuen wir uns doch auf die Termine in diesem Jahr.

Grossstadtgeflüster Das Über-Icke Live 2024

02.05.2024 AT-Salzburg /// SZENE /// Hochverlegt vom Rockhouse
03.05.2024 AT-Wien /// Arena Open Air
04.05.2024 AT-Graz /// Orpheum
05.09.2024 DE-Hannover /// Capitol /// verschoben vom 08.03.2024
06.09.2024 DE-Münster /// Skaters Palace /// verschoben vom 22.03.2024
07.09.2024 DE-Berlin /// Columbiahalle /// verschoben vom 30.03.2024
19.09.2024 DE-München /// TonHalle /// verschoben vom 02.03.2024
20.09.2024 DE-Leipzig /// Haus Auensee ///Hochverlegt vom Täubchenthal
/// verschoben vom 09.03.2024
25.09.2024 DE-Hamburg /// Sporthalle /// verschoben vom 23.03.2024
26.09.2024 DE-Köln /// E-Werk /// verschoben vom 21.03.2024
04.10.2024 DE-Stuttgart /// Im Wizemann /// verschoben vom 01.03.2024
05.10.2024 DE-Wiesbaden /// Schlachthof /// verschoben vom 29.02.2024
09.10.2024 CH-Bern /// Bierhübeli /// verschoben vom 24.02.2024
10.10.2024 CH-Zürich /// Komplex 457 /// verschoben vom 23.02.2024
11.10.2024 DE-Lindau /// Club Vaudeville /// verschoben vom 22.02.2024

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Fotocredit: Christoph Mangler