Der 21. Juni ist in Kalender vieler Musikbegeisterter ein fester Termin. An diesem Tag findet jährlich traditionell die Fête de la Musique statt. Mit einem großen Musikangebot von Pop über Rock und Hip-Hop bis hin zu Chorgesang oder Techno bot sich dem Publikum ein breites Spektrum. Auf insgesamt 33 Bühnen über die gesamte Innenstadt verteilt spielten in zehn Stunden über 800 Musiker:innen.
Die Geschichte der Fete
Die Fête de la Musique kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Die Idee einer Stadt gefüllt mit Musik, wurde 1982 erstmals in Paris in die Tat umgesetzt. Somit feierte dieses Event 2022 sein 40-jähriges Jubiläum. Diese jährliche Veranstaltung erfreute sich immer größerer Beliebtheit und gewann schnell an Zuwachs. Seitdem haben sich weltweit immer mehr Städte angeschlossen. In sage und schreibe über 540 Städten weltweit, davon allein über 50 in Deutschland, richten die Fête jährlich aus.
Auch die Stadt Hannover hat sich 2008 dieser Veranstaltung angeschlossen. 2020 fand unter verschärften Corona Bedingungen eine „Fête mal anders“ auf nur einer Bühne mit Abstand, Voranmeldung und wenigen Acts statt. Die Pandemie machte somit auch vor diesem Event nicht halt. Rückblickend sage ich: Danke und Lob an das Musikzentrum Hannover, die mit seinem Team in dieser schwierigen Zeit im wahrsten Sinne der Livemusik eine Bühne gegeben haben.
Deutschpop zum Start
Unter der Leitung eines großen Organisationsteams aus Stadt, dem Musikzentrum Hannover und vielen Helfer:innen wurde in diesem Jahr ein buntes Programm zusammengestellt. Der Satz „Das Wetter hat mitgespielt“ traf auf den 21.06.2022 definitiv zu und entsprechend viele Besucher:innen trieb es in die Stadt. Man hat immer die Wahl, sich vom Sound durch die City treiben zu lassen, oder wie ich, ein Programm zusammenzustellen. So standen zu Beginn Deutsch Pop und klassische Singer-Songwriter Musik auf meiner Liste.
Begonnen hat die Fete um 13 Uhr und zwei Stunden später bin auch ich eingestiegen. Erster Act war die Newcomerin Ivana aus Hannover. Mit deutschsprachigen Liedern über Herzschmerz, Liebe und ihre Therapeutin konnte sie auf ihrem erst dritten Live Auftritt überzeugen. Ebenfalls positiv überrascht war ich von Hannah Körner, die ihren eher jugendlichen Künstlernamen „Leuchtturmmädchen“ abgelegt hat. Ihren Auftritt auf der großen Bühne am Hauptbahnhof hat die junge Musikerin sicher gemeistert. Deutschsprachige Lieder, die gut ankamen und besonders ihr Lied Nein heißt überzeugte durch die Botschaft gegen sexuelle Bedrängung.
Das hippe Hotel me and all bot am Aegidientor bot eine ganz besondere Bühne. Leider eine wenig versteckte, aber sehr stylische und chillige Location. Hier spielte mit Nora Lotz eine Musikerin, die es gleichermaßen mit ihren englischen, wie auch deutschsprachigen Nummern zu überzeugen weiß. Noras Stimme ist für mich ein Seelenschmeichler, ihre Musik lässt mich entspannen und den Sound genießen. Nora Lotz habe ich bereits zum zweiten Mal live erlebt und sie ist für mich eine völlig unterschätzte Sängerin.
Danach ging es weiter zu einer Musikerin aus Hannover, die derzeit von sich reden macht. Leonie Jael präsentierte am Kröpcke die Songs ihres kürzlich veröffentlichten Debütalbums Meine Geister & Mein Glitzer. Barfuß, authentisch und mit klarer Stimme genoss das Publikum ihre Lieder.
Die Highlights zum Finale
Um 19:00 Uhr stand am Abend Colorwave mit Rock der feinsten Sorte auf dem Programm. Man spürt es, wenn Band und Publikum richtig Bock haben. So war es auch beim Gig von Colorwave an der Markthalle. Ihre aktuelle Single Gloria hat mich regelrecht umgehauen! Mit einer Powerfrau am Mikro wurde sogar eine Zugabe gefordert, die zeitlich nicht mehr realisiert werden konnte. Ich bin selten so schnell Fan einer Band geworden, wie an diesem Tag!
Zum Schluss waren Me an Mrs. Jacobs ein wahres Muss auf meiner Liste! Diese Band ist ein absolutes Live Erlebnis aus der niedersächsischen Landeshauptstadt. Die Stimme von Sängerin Lina Jacobs gilt als die Antwort auf Amy Winehouse, und zwar zurecht! Ein anderer Besucher neben mir sagte „DAS ist richtig gute Musik, nicht sowas was täglich im Radio rauf und runter läuft!“. Ich könnte es nicht besser ausdrücken Die gesamte Band lieferte ein wahres Spektakel, dass den prall gefüllten Kröpcke zum Beben brachte. Was für ein Abschluss!
Fazit zur Fête de la Musique
Die Fête de la Musique 2022 hat Spaß gemacht, begeistert und war ein voller Erfolg. In diesem Jahr waren alle Bühnen astrein besucht, der Verkauf von Merch schien gut zu laufen. Die Fête de la Musique 2022 lief unter den Grundsätzen: kostenfreier Zugang zu allen Konzerten und Vielfalt, die definitiv gegeben war! Eine Stadt gefüllt mit Musik zum Sommeranfang. Der Grundgedanke der honorarfreien Auftritte, was hierbei eher kritisch zu sehen ist. Nachdem wir es gehört und nachgefragt hatten, wurde mehrfach bestätigt: Den beteiligten Musiker:innen steht keine Gage zu.
Für absolute Newcomer zu Beginn ihrer Karriere ist der Auftritt vor einem größeren Publikum sicher ein Glanzpunkt auf dem Weg zu größeren Bühnen. Während Betreiber von Grill- und Getränkeständen sich jedoch gefühlt eine goldene Nase verdienen, bleiben die Musikschaffenden mit ihren Darbietungen finanziell auf der Strecke.
Schade, dass wir nun über zwei Jahre nach dem Start der Pandemie mit Lockdown und ausgefallenen Konzerten wieder über das Thema der fairen Gagen im Musikbereich diskutieren müssen. Auf der Fête de la Musique 2023 sollte in der heutigen Zeit die Kunst und Musik auch finanziell mehr gewürdigt werden.
Abschließend bleibt aber zu sagen, dass der Tag ein voller Erfolg war und der Besuch des lokalen Festivals Fête de la Musique am 21. Juni jeden Jahres sehr zu empfehlen ist.
Fotocredit by Dirk Kippermann für MUSICSPOTS