Mit der diesjährigen Jazzwoche feierte Hannover mit Konzerten, einem Workshop und einer Ausstellung den Jazz und die Gender Equality. Ein Rückblick auf die 30. Ausgabe des Jazzfestivals.
JMI Hannover präsentiert auf der Jazzwoche 2022 ein paritätisches Line-Up
Die Jazzmusiker:innen Initiative Hannover e.V. (JMI) feierte in diesem Jahr nicht nur das 30-jährige Jubiläum der Jazzwoche – sondern zelebrierte unter dem Motto Mind The_Gap! die Frauen* in der Jazzszene. So nahmen sie die Unterrepräsentation der Frauen* in der Musikszene zum Anlass, um für das diesjährige Festival ein paritätisches Line-Up zusammenzustellen.
Auch das Rahmenprogramm spiegelte das Thema der Gender Equality wider. So wurde in Kooperation mit dem Flinta-Kollektiv der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover eine Ausstellung zum Thema sexistischer Anfeindungen queerer Musiker:innen gezeigt, bei denen Zitate der Betroffenen sichtbar gemacht wurden. Women* in music hannover bot einen Workshop zum Thema Improvisation an Schulen für Lehrkräfte an, um mit ihnen zum Thema Gender Equality im Musikunterricht zu sprechen.
Fulminantes Eröffnungskonzert mit Quintett chuffDRONE aus Österreich
Die Jazzwoche wurde von der JMI mit mehr als 30 ehrenamtlichen Helfer:innen an acht Tagen in vier unterschiedlichen Spielorten ausgerichtet und bot ein abwechslungsreiches Programm. Das Festival wurde mit dem Konzert des österreichischen Quintetts chuffDRONE in der RAMPE, ein Co-Working Space für Musiker:innen, eröffnet. Ein mitreißendes Auftaktkonzert mit toller Stimmung und gut besuchtem Haus.
Mit dem Julia Hülsmann Quartett gastierten prominente Musiker:innen der deutschen Jazzszene im Jazzclub Hannover. Of Cabbages and Kings aus Köln präsentierte ein A-Capella Programm, bei dem das Publikum förmlich an ihren Lippen hingen. Evi Fillipou und Robert Lucaciu schlugen im Unter Einem Dach zauberhafte Klänge an. Ein Programm-Highlight bildete das restlos ausverkaufte Konzert von Schlagzeugerin Mariá Portugal mit ihrem Sextett EROSÃO. Ein fesselnder, experimenteller und improvisatorischer Auftritt – ein Spirit, der von How Noisy Are The Rooms? im Keller 3 mit der stimmakrobatischen Almut Kühne, Turntablist Joke Lanz und Drummer Alfred Vogel fortgeführt wurde.
Clara Däublers Zwischenzeit war das zweite ausverkaufte Konzert der Jazzwoche. Hierfür hat sich die hannoveraner Kontrabassistin Clara Däubler mit Theresia Philipp (Saxophon), Shannon Barnett (Posaune), Hans Lüdemann (Piano) und Dejan Terzić (Drums) eine hochkarätige Band zusammengestellt, die zum ersten Mal in dieser Konstellation auftraten. Ein fantastisches Konzert mit rührenden und mitreißenden Momenten.
Mit dem Doppelkonzert des Electro-Pop Duos WEZN aus Hannover und der Berliner Beatbox-Synthesizer-Virtuosin Kid Be Kid im Weltspiele wurde ein Kontrastprogramm zur sonst eher klassischen Spielform des Jazz geboten. So waren hier viele junge Leute vor Ort und es wurde zum Tanzen animiert. Mit Drumpad, Keyboard, Synthesizer, Gitarre und atmosphärischen Backingtracks eröffnete das Duo Wezn den Abend. Kid Be Kid bildete den Abschluss der Jazzwoche und zeigte, dass sich Beatbox, Gesang und beidhändiges Keyboardspielen durchaus simultan durchführen lassen. Bei all der Energie hat man fast vergessen, dass dort nur eine einzelne Musikerin auf der Bühne stand. Frauenpower at its best!
Veranstaltende ziehen positive Bilanz
Das Programm der Jazzwoche 2022 wurde gut angenommen und auf den Konzerten herrschte eine tolle Stimmung. Die Künstler:innen und Bands zeigten sich stets dankbar für den Einsatz, den die ehrenamtlichen Helfer:innen des JMI auf der Jazzwoche an den Tag legten. Alle Konzerte waren gut besucht – in Zeiten unsicherer Ticketverkäufe ein bestätigendes Zeichen. Mit ticketree setzte die JMI auf einen lokalen, nachhaltigen Ticketing Anbieter, der einen bestimmten Prozentsatz pro verkauftem Ticket an eine regionale Baumpflanzaktion spendet.
Auch Lennart Voß (Festivalorganisation) zieht eine positive Bilanz des Festivals: „Mit der Jazzwoche Hannover 2022 haben wir gezeigt, dass es durchaus möglich ist, ein Jazz-Festival geschlechter-balanciert aufzustellen. Wir hoffen, dass wir mit unseren Formaten – darunter acht fantastische Konzertabende, ein Workshop zum Thema Improvisation an Schulen und eine Präsentation zum Thema „Sexismus in der Musik“ – das Thema Gender-Equality nachhaltig in das Bewusstsein unserer Besucher*innen rufen konnten.“
Wir von der Redaktion unterstützen seit jeher diverse und nachhaltige Festivalkonzepte und freuen uns, dass die JMI mit der Jazzwoche den Fokus auf Frauen* in der Musikszene gesetzt hat. Ein tolles Engagement!
Fotos: Jan-Gerrit Schäfer
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