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DCKS Festival 2022 mit politischer Botschaft

Am 06.06.2022 fand das DCKS-Festival in Köln als Protest gegen die männlich dominierte Musikszene statt. Die Idee entstand bereits 2021 als sich Carolin Kebekus im Rahmen ihrer ARD-Show mit Sexismus in der Musikindustrie und dem geringen Frauenanteil in Line-ups der großen Festivals auseinander setzte. Um ein Zeichen zu setzen und um zu beweisen, dass die geringe Quote nicht  mangelnden Talenten zugrunde liegt organisierte sie das DCKS-Festival mit rein weiblichem Line-Up.

Rein weibliches Line-Up

Carolin Kebekus eröffnete das Event pünktlich um 14:00 Uhr zusammen mit den BeerBitches und der Dcks Band. Dabei spielten sie ein wildes Medley aus verschiedenen Songs der unterschiedlichsten Künstler:innen, was die Zuschauer:innen sofort zum Mitsingen animierte. Carolin Kebekus fand zum Einstieg positive Worte, ließ die Entstehungsgeschichte noch einmal Revue passieren und bedankte sich für das zahlreiche erscheinen.

Kurz darauf folgte die erste Künstlerin Tuogo, welche das Publikum mit bunten Afrobeats einheizte und die allgemein positive Stimmung ausweitete. Leider war das Festival zu diesem Zeitpunkt noch nicht so gut besucht wie zu späterer Stunde. Es könnte daran liegen, dass die Deutschen Bahn sich an diesem Tag dazu entschied mehrere Züge ausfallen zu lassen und der Rückreiseverkehr von Rock am Ring die Autobahnen verstopfte. Gegen Nachmittag fanden sich schließlich ca. 5.000 Besucher:innen auf dem Gelände ein.

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Als zweiter Act stand Annie Chops auf der Bühne. Im Interview kurz vor ihrem Auftritt sagte sie uns: „Es ist eine riesen Ehre, dass Caro mich eingeladen hat. Ich liebe es, wie sie so viele mega coole Künstler:innen im Sinne des Women Empowerments zusammenbringt.“ Auf die Frage was sie sich in Zukunft innerhalb der Musikindustrie für Veränderungen wünschen würde, antwortete Annie Chops: „Dass junge Mädels im Publikum sehen, dass es total normal ist Frauen in den Positionen zu sehen, in denen wir momentan nur Männer sehen. Ich hoffe, dass es Nichts besonderes mehr ist eine Frau an der Gitarre zu sehen und man nicht mehr hören muss: Für eine Frau spielst du ganz gut.“

Die Altersgruppen der Besucher:innen waren äußerst ausgeglichen und reichten an diesem Tag von 5 bis 60 Jahre. Sowohl Freundesgruppen als auch Familien lauschten gemeinsam der Musik oder den Talks und genossen das schöne Wetter.

Ein bisschen ruhiger ging es am Nachmittag mit der Deutschpop Künstlerin Luna weiter, die insbesondere dem jüngeren Publikum bekannt sein dürfte. Mit ihrer unfassbaren Stimme erreichte sie die Herzen der Zuhörer:innen und sorgt dafür, dass ihr Schmerz nahezu greifbar wurde.

Von gefühlvollem Deutschpop ging es über zu Deutschrap. Mit ihren Queeren-Lovesongs brachte Rapperin Ebow, die schon länger als Vorbild der Postmigrantischen Rapszene gilt, Diversität und Toleranz auf die Kölner-Bühne. Mit viel Power und Wut rappte sich Ebow den Frust von der Seele und bekam dabei den Rückhalt aus dem Publikum zu spüren. 

Das Event sorgte für einen Ausgleich zwischen etablierten Künstler:innen wie LEA, Mine oder den No Angles und Newcomer:innen, denen leider selten eine so große Bühne geboten wird. Dadurch konnten die ein oder anderen, im Mainstream verankerten, Zuhörer:innen neue Künstler:innen entdecken.

Die deutsche Künstlerin Mine war gegen Abend auf der Festivalbühne zu sehen, wo sich viele Fans zum Jubeln eintrafen. Mit ihrem einzigartigen Stil zeigte sie deutlich, dass fehlende Talente keineswegs als Grund für die geringe Frauenquote im Festival Line-Up gelten können.

Das Highlight an diesem Tag und den Höhepunkt der Stimmung stellten die No Angels da. Nach den ersten Sekunden ihres Einstiegs-songs „Daylight in your eyes“ hatten sie das Publikum bereits voll und Ganz auf ihrer Seite und rund 5.000 Menschen sagen überraschend textsicher ihre größten Hits mit.

Bevor es zum Schluss-Act überging schlenderte Comedian Hazel Brugger durch das Publikum, versucht sich am Stage diving und sorgte für einige Lacher. Die Ehre des Schluss-Acts war an diesem Abend LEA vorbehalten, die wieder ruhigere Töne anschlug. Dabei gab sie den Zuhörer:innen eine kleine Kostprobe eines bald erscheinenden Songs.

Zum Schluss fand Carolin Kebekus, die Frau die das Ganze ins Leben gerufen hatte, dankende und starke Worte. Der große Zusammenhalt an diesem Tag war sowohl zwischen den Künstler:innen als auch den Besucher:innen spürbar, was nicht zu letzte daran lag, dass Alle aus der selben Intention heraus an dem Festival teilnahmen: Es braucht mehr Frauen auf den Festival-Bühnen.

Zwischen Musik und Talks

Die großartigen Künstler:innen, die von Pop bis HipHop Alles zu bieten hatten, sorgten für eine ausgelassene Stimmung unter den Besucher:innen. Nach jedem musikalischen Act fand auf einer kleineren Nebenbühne ein Talk mit verschiedenen Gästen statt, bei dem gesellschaftlich relevante Themen diskutiert und besprochen wurden. Zum einen konnte in diesem Zeitraum die Hauptbühne für die nächsten Künstler:innen vorbereitet werden und zum anderen boten die Talks einen Raum für Austausch. Gäste wie die Journalistin Auma Obama, Comedian Parshad Esmaeili und Sängerin Leslie Clio sprachen unteranderem darüber warum so wenige weibliche Acts gespielt werden, wie geht es Frauen in Wirtschaft und als Unternehmerin und warum gibt es so wenig weibliche Acts auf Bühnen?

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Die Kombination aus Musik und anschließendem 20-minütigen Talk hat in diesem Szenario zwar funktioniert, hat die Festival-Stimmung aber immer wieder unterbrochen. Für den Fall, dass das DCKS-Festival in eine zweite Runde gehen sollte wären mehr Live-Acts wünschenswert. Denn, wenn dieser Tag eines gelehrt hat, dann dass es genügend talentierte weiblichen Künstler:innen gibt, die es verdient haben eine Bühne zu bekommen. Auch für die Gäste der Talk-Runde wäre eine andere Atmosphäre wünschenswert, damit ihre wichtigen Appelle nicht untergehen, sondern aktiv gehört werden.

Ausgelassene Stimmung und großer Zusammenhalt

Im Gesamten hat das DCKS-Festival einen Raum geschaffen, in dem sich Alle wohlfühlen können und in dem Akzeptanz und Toleranz groß geschrieben werden. Auch das Personal, egal ob Security oder Merchverkäufer:innen, trugen mit wahnsinniger Höflichkeit und Hilfsbereitschaft zu diesem Zusammenhalt bei. Man hatte das Gefühl, dass wirklich Jeder und Jede gerne ein Teil dieses großartigen Events ist und an die politische Botschaft dahinter glaubt.

Am Ende ist das DCKS-Festival kein gewöhnliches Event, sondern eines mit einer Botschaft: Girls just wanna have gigs. Carolin Kebekus rief die Besucher:innen dazu auf ein Selfie mit genau diesem Hashtag in den Sozialen Netzwerken zu posten um die Botschaft auch über die Zäune des Tanzbrunnes hinaus zu verbreiten.

Seid ihr auch vor Ort gewesen? Wenn ja, wie hat es euch gefallen und seid ihr nächstes Jahr wieder dabei?

Mehr über das DCKS-Festival könnt ihr hier erfahren.

Fotocredit: Annie Chops by Marcsfirma, Festivalbilder by Larissa für MUSICSPOTS