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Vorgestellt: Raketerei – Die Räuberleiter für Musikerinnen

Was verbirgt sich eigentlich hinter Raketerei? Eine Podcastserie für Sichtbarkeit, Empowerment und Wissensaustausch für Frauen im Musikbusiness. Imke Machura scheint mit Raketerei ein Thema gefunden zu haben, das aktueller gerade nicht sein könnte. Musicspots hat nachgefragt, wie die Idee zu Raketerei entstanden ist und was Imke Machura noch plant.

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Imke Machura, Fotocredit: Rahel Erdei

Ein Podcast über das Musikbusiness

Es ist mal wieder typisches Hamburger Winter-Schietwetter, als ich Imke Machura in einem Café in der Hamburger Schanze treffe. Imke gehört seit langem zu meinem festen Netzwerk von Hamburger Musikschaffenden. Der Austausch mit ihr ist immer wieder wahnsinnig inspirierend für mich als Musikliebhaberin. Mit Raketerei hat sie mir in den vergangen Wochen einen vertiefenden Einblick in die Musikbranche gegeben, den sie hoffentlich weiter ausbaut.

Musicspots: Hallo Imke, für alle, die Raketerei noch nicht kennen. Stell dich kurz vor.

Imke Machura: In meinem Podcast portraitiere und interviewe ich Frauen, die durch Projekte, ihren Job oder durch neue Ideen die Musikbranche prägen und mitgestalten. Ich interviewe Frauen, um ihnen Sichtbarkeit zu geben. Zugleich möchte ich andere Frauen ermutigen, ihre Ideen umzusetzen und vor allem ist mir wichtig, dass ich in jeder Podcastfolge ein Stück der Musikbranche aufdrösele und erkläre.

Durch den Spaß am Sprechen zum eigenen Podcast

Musicspots: Wie bist du auf diese Idee zu Raketerei gekommen?

Imke Machura: Es sind wie immer ganz unterschiedliche Dinge zusammengekommen. Einer der Auslöser waren auf jeden Fall meine Gespräche mit Jörg Tresp von Devil Duck Records während meiner Teilnahme am Mentorenprogramm von Rockcity Hamburg. Jörg war damals mein Mentor und er hat mit mit mir seine Erfahrungen aus 25 Jahren Arbeit innerhalb der Musikbranche geteilt. Wir haben gemeinsam überlegt, wo es für mich in der Zukunft hingehen könnte. Ich wollte mich beruflich weiterentwickeln – raus aus der PR und rein ins Management, aber ich wollte kein Label gründen. Außerdem habe ich während meiner Arbeit viele Musikerinnen kennengelernt und mir wurde klar, dass auf viele ihrer Bedürfnisse nicht eingegangen wird.

Musicspots: Warum ist Raketerei ein Podcast geworden und nicht nur ein Blog?

Imke Machura: Durch den Politik-Podcast Lage der Nation entdeckte ich mein absolutes Podcast-Suchtpotential. Zusätzlich durfte ich in meiner Tätigkeit als Pressesprecherin für die altonale ein Radiointerview geben. Ich merkte sofort: Ich bin in meinen Element, ich spreche gerne und ich bekam gutes Feedback auf meine Stimme. Ich denke all diese einzelnen Erlebnisse führten zu meiner Entscheidung eine eigene Podcastserie zu produzieren. Dann kam natürlich noch die ganze #MeToo und Sexismus Debatte hoch. Daraus ergab sich dann meine thematische Richtung; nämlich Frauen in der Musikbranche..

Musicspots: Und dann bist du einfach gestartet?
Imke Machura: Der wirkliche Start kam dann durch die Ausschreibung des Music WorX Accelerators durch die Hamburg Kreativ Gesellschaft. Ich habe mich beworben und bin genommen worden.

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Imke Machura, Fotocredit: Rahel Erdei

Durchstarten dank des Accelerators

Musicspots: Hättest du den Podcast auch ohne Music WorX gestartet?

Imke Machura: Ja, aber es wäre alles nicht so schnell gegangen. Mit Music WorX hatte ich die finanzielle Unterstützung für meine Ausstattung von Homepage über Logo hin zu Visitenkarten aber auch einen Zuschuss zum Lebensunterhalt. Ich konnte meine anderen Jobs ein wenig zurückschrauben, um mich drei Monate lang  voll auf den Launch von Raketerei konzentrieren und dann Anfang November online gehen zu können. Der Accelerator war für mich ein Geschenk des Himmels.

Musicspots: Du hast ja dann auch den Publikumspreis gewonnen. Glückwunsch nochmal. Hat dir die Teilnahme am Accelerator Programm über den Launch hinaus geholfen?

Imke Machura: Ja, der Preis, ein Mediabudget für die Musikwoche hat natürlich geholfen. Durch den Accelerator sind weitere Medien auf mich aufmerksam geworden und haben mir Öffentlichkeit gegeben.

Das eigene Handwerkzeug hilft beim Starten

Musicspots: Du bist ja nicht aus dem Nichts gestartet. Du kommst aus der Medienbranche, was genau machst du?

Imke Machura: Ich arbeite seit einigen Jahren in der Musikbranche. Ich bin Promoterin, mache klassische PR-Arbeit für die altonale, ich booke und ich bin Produkt- und Labelmanagerin. Ich arbeite also mit allen Gewerken rund um den Musiker – von der Betreuung der Aufnahmen im Studio bis hin zum fertigen Album im Handel.

Musicspots: Du hast bereits viele tolle Themen in deinen Podcasts beleuchtet. Vom Streaming bis zur Vorstellung des VUT und den Kampf gegen das „Value Gap“ bei Youtube. Welche Themen können wir noch erwarten?

Imke Machura: Ich  pflege eine Liste, die täglich länger wird. Ich glaube, ich könnte diesen Podcast noch bis zu meinem Lebensende weitermachen. Täglich erhalte ich per Email neue tolle Vorschläge. Die nächsten Themen sind zum Beispiel ein Interview mit Katja Runge. Sie fotografiert  für Warner Music. Sie wird erzählen, wie sie die großen Musiker erlebt und wie sie die Musikbranche wahrnimmt. Es ist ebenfalls eine Folge mit einem Mann geplant, der von seiner Sicht auf die Branche erzählt. Es sind viele weitere interessante Themen auf meiner Liste.

„Raketerei Backstage“ – Ein Zuhause für Musikerinnen

Musicspots: Inzwischen hast du deine Podcastserie um den Raketerei Blog erweitert. Welche nächsten Schritte hast du geplant?

Imke Machura: Aktuell arbeite ich an einer eigenen Community speziell für Musikerinnen. Ich möchte ein Zuhause für Musikerinnen aufbauen, einen Ort, an dem sie sich eine Toolbox für ihre Karriere in der Musikbranche zusammenstellen können. Ich möchte hier nicht nur  fertigen Content bereitstellen. Es geht mir um den Dialog untereinander. Es werden auch Musikschaffende in der Community aufgenommen. Sie sollen den Musikerinnen das notwendige Wissen vermitteln. Ich möchte u.a. Mastermind Sessions und Netzwerkveranstaltungen anbieten, um mal einen kleinen Einblick zu geben.

Musicspots: Das klingt spannend. Wann geht es los?
Imke Machura: Ich möchte zum 01.03.18 mit der Community online gehen. Anfangs ist eine kostenfreie Version geplant. Hier ist jeder eingeladen und kann mitgestaltet. Ab dem 01.10.18 möchte ich ein kostenpflichtiges Modell starten. Der Beitrag soll sich aber im moderaten Rahmen bewegen, da mir bewusst ist, dass speziell Musikerinnen nicht soviel Geld haben. Dennoch muss der Preis so hoch sein, dass es ein ernstzunehmendes Angebot ist. Ich bin gerade dabei diese preisliche Balance auszuloten.

Glücklich über so viel positives Feedback

Musicspots: Möchtest du mit Raketerei einmal deinen vollen Lebensunterhalt bestreiten, oder willst du weiter deiner freischaffenden Tätigkeit in der Musikbranche nachgehen?

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Imke Machura, Fotocredit: Rahel Erdei

Imke Machura: Da bin ich gerade noch unschlüssig. Mir macht die Arbeit in der Branche viel Spass und aktuell läuft es alles super so parallel. Natürlich ist es mein Ziel über die Community Geld zuverdienen, aber dies soll nicht meine einzige Einnahmequelle sein. Ich kann mir zusätzlich vorstellen Kolumnen zu schreiben, oder die gewonnen Erkenntnisse aus Raketerei anders aufbereitet anzubieten.

Musicspots: Wir befinden uns aktuell in Monat drei nach dem Start von Raketerei. Hast du beim Start erwartet, dass du so schnell so weit kommen würdest?

Imke Machura: Nein, dass Feedback haut mich echt um. Ich hätte nicht mit soviel Wind gerechnet. Ich dachte nicht, dass so viele Medien und Musikerinnen auf mich zukommen. Es ist viel mehr als ich erwartet habe und das macht mich glücklich. Auch das meine freiberuflichen Tätigkeiten in der Musikbranche mit Raketerei so gut miteinander kombinierbar sind, hätte ich nicht gedacht. Der Support von meinen Kollegen im Büro ist grossartig.

Ein Podcast nicht nur für Musikerinnen

Musicspots: Warum sollen auch Musikliebhaber, die nicht in der Musikbranche tätig sind, deinen Podcast hören?

Imke Machura: Gute Frage, ich stelle in meinem Podcast neben Musikschaffenden auch immer wieder interessante Musikerinnen vor. Ich spreche mit ihnen über ihre Musik. Also zum Musikentdecken lohnt es sich auf jeden Fall bei Raketerei reinzuhören. Und auch auf meinen Instagram Kanal mache ich ab und an auf neue femal music aufmerksam. Wer also nicht so gerne Podcasts hört, kann hier gerne reinschauen.

Raketerei – die Räuberleiter für einen gemeinsamen Karriereweg

Musicspots: Wie bist du auf das Bild für die Räuberleiter gekommen?
Imke Machura: Das Bild kam bei der Vorbereitung des Music WorX  Accelerators. Ich fragte mich: Was bin ich mit Raketerei? Ich bin die Community, aber warum? Weil Musikerinnen eine Stütze brauchen für ihre Karriere – eine Räuberleiter um über eine hohe Mauer zu kommen. Männer kommen alleine rüber, weil sie ein Trampolin haben. Frauen haben diese nicht immer, sie brauchen meine „Räuberleiter“.

Musicspots: Ein schönes Bild. Gemeinsam nehmen sich Hürden immer einfacher.

Imke Machura: Ja! Musikerinnen sollten verstehen, dass sie einander brauchen. Musikerinnen müssen keine Einzelkämpfer sein, sie sollten sich als Unternehmerinnen betrachten, die mit anderen Unternehmerinnen (sprich: Musikerinnen) kooperieren, um sich gemeinsam voran zu bringen. Männer spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie helfen uns dabei ein Bewusstsein für eine unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen in der Branche zu schaffen. Es geht nur im Miteinander!

Musicspots: Danke für deine Zeit. Wann kommt die nächste Folge Raketerei?

Imke Machura: Die nächste Folge kommt am Montag, den 29.01.2018

Es ist ein schönes Idee, die Imke mit Raketerei – der Räuberleiter für Musikerinnen umgesetzt hat. Eine inspirierende Podcastserie, nicht nur für Musikerinnen und Musikschaffende, sondern auch für Musikliebhaber und Musikinteressierte. Hört mal rein, alle zwei Wochen montags kommt eine neue Folge online und ich bin auf die kommenden Themen gespannt.

Mehr zu Raketerei findet ihr auf der Homepage, der Facebook-Fanepage, InstagramSoundcloud und frische News kriegt ihr auch immer über ihren Newsletter.

Hier für euch die aktuelle Folge mit Verena Blättermann vom Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V. (VUT) für euch:

https://soundcloud.com/user-885348415/verena-blattermann-neu-final

Mehr Informationen über Networking und Diversity im Musikbusiness gibt es auch in der Musicspots Review vom vergangenen Reeperbahnfestival und der Konferenz zu lesen.

Fotocredit: Imke Machura fotografiert von Rahel Erdei.

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